11 Albträume (Vergangenheit)

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Ayumi wälzte sich herum und schlug die Augen auf. Hatte sie nicht gerade etwas gehört gehabt? Verschlafen lauschte sie einen Moment lang, dann hörte sie erneut einen Schrei. Er kam aus dem Nebenzimmer. Besorgt sprang sie aus ihrem Bett, huschte zur Zimmertür und trat auf den Flur hinaus. Vor Yuna's Zimmertür saß Wataru an die Wand gelehnt und hielt sich einen Lappen unter die Nase.


„Alles in Ordnung?", fragte sie vorsichtig.

Wataru sah überrascht zu ihr hinüber, wandte seinen Blick aber sofort wieder ab, als er ihre leichte Bekleidung erkannte. „Kannst du dir nichts anziehen?", zischte er ungehalten.

„Entschuldige."


Die Rothaarige ging zurück in ihr Zimmer, kramte ihren Bademantel hervor und schlüpfte hinein. Erneut drang ein Schrei durch die Wand. Nervös zuckte die junge Frau zusammen. Was war los? Sie verließ ihr Zimmer erneut und gesellte sich zu Wataru.


„Was ist los?"

Der junge Mann wendete den Lappen, so dass man die Blutflecken erkennen konnte. „Sie hat Albträume."

Ayumi warf einen Blick auf die Zimmertür. „Das hört man. Wieso weckst du sie nicht auf?"

„Hab ich versucht. Sie schlägt wie wild um sich." Erst jetzt erkannte die Ältere auch die blauen Flecken in Wataru's Gesicht.

„Hat sie dich so zugerichtet?!"

„Ja. Sie ist extrem kräftig. Ich hätte ihr gar nicht zugetraut, dass sie so stark zuschlagen kann." Er schmunzelte ein wenig. Erneut schrie Yuna.

„Sie wird noch Nakamura-san wecken, wenn sie so weitermacht. Wir müssen etwas unternehmen."

Er schüttelte den Kopf. „Ich gehe da nicht nochmals rein."

„Hm." Ayumi trat vor die Zimmertür und griff nach der Klinke.

„Überlege dir das gut."

„Sie braucht uns." Entschlossen drückte die Rothaarige die Klinke hinunter und stieß die Tür auf.


Ihre blauhaarige Mitbewohnerin wälzte sich unruhig in ihrem Futon herum. Sie weinte und murmelte im Schlaf. Ayumi betrachtete das Mädchen sorgenvoll. Sie konnte sich nicht im geringsten vorstellen was dieses arme Kind alles durchmachen musste in den letzten Tagen.

Nachdem Yuna von ihrem Kampf mit Tirr zurückgekehrt war, hatte sie erst ausgiebig gebadet, während sie und Wataru gekocht hatten. Nach dem üppigen Mahl, welches die Oberschülerin vollständig verschlungen hatte, plauderten sie noch ein wenig, doch das Mädchen erzählte nichts von ihren Erlebnissen.

Anscheinend wusste sie, dass ihr Onkel tot war. Und sie wusste, dass die Oni nach ihr gesucht hatten. Und sie hatte erwähnt, dass es vorbei sei und sie Tirr erschlagen hatte. Doch offenbar war noch sehr viel mehr im Gange, was sie ihnen verschwieg.


Ein weiterer Schrei ließ Ayumi zusammenzucken. „GEH WEG!"

„Yuna-chan ..."

Die Blauhaarige wälzte sich wieder herum. „Lass mich zufrieden!" Sie schüttelte den Kopf und schlug mit ihren Fäusten auf den Boden. „Verschwinde!"

Die Rothaarige kniete sich neben das Mädchen und betrachtete sie. Schweißperlen hatten sich auf der Stirn der Jägerin gesammelt und noch immer glitten Tränen über ihre Wange. Zaghaft streckte Ayumi ihre Hand aus und streichelte Yuna über die Stirn. „Scht ... entspann dich, Yuna-chan."

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt