93 Schatten am Horizont (Nebenstory)

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„Kommst du noch mit ins Café, Marika-chan?", fragte Etsu ihre Freundin. Die Oberschülerin war etwas größer und kräftiger gebaut als Marika und besaß auch die weiblicheren Formen. Ihre hellbraunen Haare trug sie als Bob, während sich ihre grauen Augen hinter einer klobigen Brille versteckten.

„Ich kann nicht. Ich hab schon was vor. Entschuldige, Etsu-chan." Marika verneigte sich rasch.

„In letzter Zeit hast du öfters etwas vor. Hast du Fuwa-senpai etwa deine Liebe gestanden und ihr trefft euch jetzt?" Die Brillenträgerin zog die Braue hoch. „Und mir nichts erzählt?"

„Was?! Nein!", rief die andere Oberschülerin entsetzt. Wenn sie darüber nachdachte, hatte sie in den vergangenen Tagen sehr wenig über Fuwa-senpai nachgedacht. Da war jemand interessanteres in ihr Leben gekommen.

„Was machst du denn ständig? Bist du seit neuestem in einem Club?"

„Nein." Marika dachte an Tirr, worauf ihre Wangen glühten.

„Nein ..." Erstaunt musterte Etsu ihre Freundin von oben nach unten. „Nein, nein, nein. Es ist ein Junge!" Verlegen wich die Kleinere mit ihrem Blick aus. „Spuck es aus! Wer ist es?"

„Niemand!" Die Braunhaarige bemerkte sofort, dass sie viel zu schnell geantwortet hatte.

„Kenne ich ihn?" Kopfschütteln. „Na los, erzähl etwas über ihn."

„Ich kann nicht", stöhnte Marika.

Kritisch betrachtete die Größere ihre Freundin. „Warum nicht?"

„Ich darf nicht."

Die grauen Augen weiteten sich. „Er ist älter als du." Marika zuckte zusammen. „Viel älter!"

„Nein. Das ist es nicht."


Yukikos Tochter fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Zwar sah Tirr älter aus als sie, aber technisch gesehen war er jünger, irgendwie. Und überhaupt was laberte Etsu hier so herum? Tirr war nicht ihr Freund oder so. Sie musste sich eingestehen, dass sie für ihn schwärmte, aber ihre Mutter würde niemals zulassen, dass daraus etwas werden würde. Der Gedanke versetzte ihr einen Stich im Herzen.

Dennoch. Heute kam ihre Mutter erst spät von der Arbeit nach Hause, deshalb könnte sie ein wenig Zeit mit ihm verbringen. Sie konnten sich Dr. Slump ansehen, oder etwas Manga lesen. Seit ihrem gemeinsamen Ausflug hatte sie sich nicht mehr getraut ihn zum rausgehen aufzufordern, doch sie hatte schon bemerkt, dass er selbstständig ein und aus ging. Wahrscheinlich war ihrer Mutter auch klar geworden, dass sie den Oni nicht ständig einsperren konnte.


„Ich muss jetzt wirklich gehen", wand sich die Kleinere.

„Typisch. Sobald ein Mädchen einen Freund hat, lässt sie ihre Freundinnen links liegen", schnaubte Etsu.

„Etsu-chan. So ist es nicht." Marika suchte nach Worten, doch sie konnte nur an Tirr denken. „Mach dir keine Gedanken. Ich ruf dich später an." Sie drehte auf dem Absatz, doch zögerte dann. „Grüß Me-san von mir."

„Ich gehe nicht alleine ins Café. Auch gut, so kann ich mein Taschengeld sparen." Herausfordernd hob die Größere ihren rechten Zeigefinger. „Ich erwarte, dass du mir nachher etwas zu erzählen hast, Knirps."

„Du sollst mich nicht Knirps nennen", stänkerte das Mädchen mit den hellbraunen Augen.

„Ist dir Knirpschen lieber?" Ein zuckersüßes Lächeln blitzte Marika entgegen.

„Ich ruf dich an."


Sobald Marika das Schulgelände verlassen hatte, begann sie loszurennen. Sie konnte es kaum erwarten Tirr zu sehen. Seit drei Tagen hatten sie sich nur kurz zum Abendessen gesehen. Sie wusste nicht, ob ihre Mutter etwas bemerkt hatte, oder nicht. Vielleicht wollte sie einfach nur sicherstellen, dass ihre Anordnungen eingehalten wurden.

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt