128 Kontrollverlust (Gegenwart)

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„Boah, war das eine geile Probe", freute sich Wataru, als er vor der Pension von seinem Fahrrad stieg. Rasch öffnete er die Tür, ging hinein, verstaute sein Fahrrad und stieg dann die Treppe hoch. Kurz schaute er bei seiner älteren Mitbewohnerin rein.

Ayumi-chan ist ausnahmsweise nicht da. Typisch.

Grinsend ging er weiter, da er sich schon denken konnte was sie trieb, beziehungsweise mit wem sie es tat. Sie hatte ihm erzählt, dass sie sich regelmäßig mit jemandem traf. Er warf im Vorbeigehen einen Blick in das Zimmer der Masuda-Mädchen, doch sie waren beide nicht da. Verwundert zog er sein Handy hervor. Es war mitten in der Nacht. Wo konnten die beiden bloß stecken?

Schulterzuckend ging er zu seinem Zimmer, dessen Tür geschlossen war. Er öffnete sie, machte das Licht an und betrat den Raum. Er zuckte zusammen und sog die Luft ein, als er Yuna entdeckte, die vor seinem Fenster auf dem Boden kauerte und ihre Stirn auf ihre Hände stützte. Vorsichtig deponierte er seinen Gitarrenkoffer.


„Yuna-chan. Was machst du hier?" Als sie nicht reagierte, trat er zu ihr und ging vor ihr auf die Knie. „Hey, alles klar?" Er bemerkte ihre seltsame Kleiderwahl. „Schatz?" Zögernd berührte er sie an der Schulter.

Das Mädchen schreckte auf und sah ihn heftig atmend mit aufgerissenen Augen an.

„Hey, ganz ruhig." Abwehrend hob er die Hände. „Du siehst furchtbar aus." Sein Blick glitt über ihre geröteten Augen. „Alles klar?"

„Hikari ist tot", jammerte die Blauhaarige, während sie zu Boden sah.

„Scheiße ..." Er strich sich über die Bartstoppeln in seinem Gesicht. „Hat sie sich...?"

„NEIN!", schrie Yuna. Ihre Pupillen zuckten hin und her, weil sie sich nicht richtig fokussieren konnte. „Das hätte sie niemals getan!"

„Sie hatte es schon mal versucht. Was ist geschehen?"

„Ich habe sie umgebracht", schluchzte die Oberschülerin, worauf frische Tränen flossen. Seit sie nach Hause gekommen war, hatte sie schon so viel geweint, dass sie eigentlich erwartete keine Tränen mehr zu haben. Doch sie flossen beständig weiter. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht.

„Hey. Quatsch. Das würdest du niemals tun. Was ist passiert?"

„Sie ist wegen mir gestorben ..."

Nervös leckte der junge Mann sich die Lippen. „Wo ist Yui? Weiß sie es?"

„Im Krankenhaus."

„Erzähl mir was passiert ist, Yuna-chan."

Das Mädchen wischte sich über die Augen. „Ich konnte sie nicht beschützen. Ich konnte sie einfach nicht beschützen."

„Beruhige dich, Yuna-chan. Das ist nicht deine Schuld."

Aufgebracht nickte sie. „Doch! Ich bringe allen nur Unheil. Yoshiro, Hikari, Yui ... Nisha ..."

„Was ist mit Nisha?", hakte er nach.

Yuna schüttelte den Kopf, dann sah sie ihren Freund an. „Dir."

Irritiert blinzelte Wataru. „Was?"

Erneut rieb sie mit ihrem linken Handrücken über ihre Augen. „Wir müssen Schluss machen."

„Hä? Ich komme überhaupt nicht mit." Mit seiner rechten Hand fuhr er sich durch die Haare. „Beruhige dich erst einmal. Erzähl mir alles, okay?"

„Nein." Sie kam auf ihre Knie. „Ich mache Schluss mit dir. Ich muss dich beschützen."

„Du redest wirres Zeug, Yuna." Er legte seine Hände auf ihre schmalen Schultern. „Atme durch und entspann dich."

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt