92 Eine gefährliche Entdeckung (Nebenstory)

24 7 13
                                    

„Ich habe kein gutes Gefühl dabei, Tirr-san", jammerte Marika, während sie ihm durch das Dickicht des Waldes folgte. Sie waren ungefähr eine Viertelstunde unterwegs gewesen, verließen die Gehsteige und wanderten nun mitten durch die Natur.

„Scht. Ich muss mich konzentrieren." Der Oni sog die Luft durch seine Nasenlöcher ein und spitzte zum wiederholten Male die Ohren, um seine Beute aufzuspüren. Sie kamen näher, er konnte es beinahe fühlen.

„Bitte, lass uns nach Hause gehen. Ich habe Angst." Unruhig blickte sich das Mädchen um, während die ersten Zikaden ihren dröhnenden Gesang zum besten gaben. Der Sommer näherte sich unaufhaltsam.

„Du wolltest mitkommen. Du kannst umdrehen und gehen, wenn du willst, aber ich beende das hier." Purer Ehrgeiz schwang in seiner Stimme mit. Er hatte sich ein Ziel gesetzt und dieses galt es zu erfüllen.

„Ich finde doch nie zurück", gestand die Braunhaarige.

„Sei endlich still!" Seine Anweisung kam in gezischter Form bei ihr an. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Ihre Mutter hatte recht gehabt. Sie hätte sich von ihm fernhalten sollen. Im Moment war er alles andere als freundlich zu ihr. „Da vorne irgendwo muss es sein. Warte hier."

„Lass mich nicht alleine, Tirr-san." Flehend schaute sie seinen Rücken an, doch er würdigte sie keines Blickes. Stattdessen verschwand er durch ein Gebüsch. „Tirr-san!", hauchte sie aufgebracht und schloss rasch auf. Marika stolperte durch das Gebüsch, welches sie an den Unterschenkeln kratzte, und wäre beinahe in den Oni hinein gerannt, der stehen geblieben war. Sie näherte sich von hinten und spähte zaghaft an ihm vorbei nach vorne. Vor ihnen erstreckte sich ein großer Weiher, der von hohem Schilf umgeben war. Unsicher linste sie zu Tirr auf, der angespannt das Gewässer beobachtete.

Sein Kopf ruckte zur Seite und er sah sie mit großen Augen an. „Ich sagte doch, bleib zurück!"

„Lass mich nicht alleine im Wald stehen!", gab sie gereizt zurück, und fügte leise an: „Du Idiot."

Er schnaubte. „Ich sehe mir das an. Bleib hier. Beweg dich nicht von der Stelle."

„Bitte lass mich nicht alleine." Das Mädchen schniefte, während sie die Lippen zusammenpresste und versuchte nicht loszuheulen.

„Ich gehe nur um den See herum. Du kannst mich die ganze Zeit sehen. Warte hier." Sofort setzte er sich in Bewegung, ohne den anklagenden Blick der Oberschülerin zu beachten.


Mit ihren hellbraunen Augen suchte sie die Wasserfläche ab. Vereinzelt schwammen Seerosen auf der Oberfläche, die sie sich näher ansehen wollte. Vorsichtig ging sie näher an den Weiher heran, um die Pflanzen besser zu sehen. Sie warf einen Blick zu Tirr hinüber, der mit erhobener Nase am Rand entlang ging. Sie betrachtete die vereinzelten goldgelben Blüten, die auf den Schwimmblättern thronten.

Irgendwo hinter ihr raschelte es in einem Baum und sie fuhr erschrocken herum. Suchend nahm sie den Baum in Augenschein, bis sie einen Vogel entdeckte, der mit seinem Schnabel an ein paar Blättern rupfte.


„Du hast mich vielleicht erschreckt." Erleichtert atmete sie aus.

„WEG!"


Erneut wirbelte sie herum, und bemerkte gerade noch wie Tirr mit gespreizten Armen vor ihr erschien, um etwas zu stoppen. Ein lautes Klatschen erklang. Plötzlich wurde es dunkel, als zwei Zahnreihen erschienen, die der männliche Oni mit seinen Handflächen bremste. Er wurde gegen das Mädchen zurückgedrängt, welches stolperte und zu Boden fiel. Mit weit aufgerissenen Augen erkannte sie riesige Kiefer, die von Tirr festgehalten wurden. Dahinter folgte ein massiver Schädel an einem langen Hals, der im Wasser verschwand.

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt