110 Eiskalte Eskalation (Gegenwart)

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„Danach ist er einfach weggeflogen." Yuna streckte ihre Hand nach der Tür ihres Spindes aus, als ihr noch etwas einfiel. „Irgendwie war der echt seltsam. Bist du sicher, dass du keinen Kimura kennst?"

„Nein. Auch die Beschreibung sagt mir gar nichts", antwortete Nisha, welche neben ihr stand und wartete.

„Hm. Anscheinend sagt dir deine Mutter auch nicht alles." Seufzend griff sie nach dem Knauf und zog die Spindtür auf. Eine Lawine aus Eiswürfeln ergoss sich daraus und donnerte klangvoll auf den Linoleumboden. Im ersten Moment verschlug es Yuna die Sprache, während alle Anwesenden zu ihr hinübersahen. „Was zum Teufel?"

„Mann, Masuda. In der Mensa hat es eine Eismaschine. Du brauchst es nicht von zu Hause mitzunehmen."

Die blauen Zöpfe der Oberschülerin wirbelten herum und sie starrte Yukiko an. „Das warst doch du!"

„Was?! Wieso sollte ich so was tun? Und woher sollte ich überhaupt das Eis nehmen?"

„Du verdammtes Miststück!" Schnaubend stampfte das große Mädchen auf die Oni zu.

Rasch stellte sich Nisha in den Weg. „Yuna-chan. Nicht. Entspann dich."

Yukiko grinste schief. „Genau. Entspann dich, Zyklop."

Das Katzenmädchen drehte sich um. „Bitte provoziere sie nicht weiter, Aizawa-san."

„Ich mach doch bloß ein paar Sprüche über die Zicke."

Besagte Zicke ballte ihre Fäuste, worauf ihre Knöchel knackten. „Ich reiß dir gleich so richtig den Arsch auf, Aizawa."

„Da bin ich ja gespannt." Kampflustig reckte die andere Blauhaarige ihr Kinn vor.

„Bitte entspannt euch wieder", jammerte die Klassensprecherin. Inzwischen waren sogar noch ein paar weitere Schüler dazu gekommen, die sich wunderten was hier vor sich ging.

„Ihr habt ja alle eine Superlaune." Hikari zwängte sich zwischen ein paar Schülern durch und ging zu ihrem Spind, der sich neben Yunas befand. Knirschend zerbrachen ein paar Eiswürfel unter ihren Schuhen, als sie darauf trat. Sie wischte sich mit dem Fuß einen Bereich frei, um ihre Schuhe zu wechseln. Alle starrten sie an, da sie die Situation völlig ignorierte. Erst als sie ihre Schuhe gewechselt hatte und sich umdrehte, zog sie eine Braue hoch. „Was?"

Yuna sah zwischen ihrer besten Freundin und ihrer Feindin hin und her, dann schnaubte sie und ging zu ihrem Spind zurück. Sie wischte das restliche Eis heraus und auf den Boden. Dann nahm sie ihre Schuhe heraus und wechselte sie.

„Ich hole einen Besen. Wir müssen das aufwischen", bestimmte Nisha.

„Sie soll es aufwischen!", zischte Yuna, während sie auf die Eis-Oni deutete.

„Ich hab nichts gemacht, du Spinner."

Hikari gluckste. „Ich finde es schon ziemlich ... cool." Sie schlug grinsend ihre Spindtür zu und trat zu Yukiko. „Gehen wir ins Klassenzimmer, Yuki-chan?"

„Wir könnten auch schwänzen und deine Haare färben gehen." Die Oni warf Yuna nochmals einen Blick zu, dann hakte sie sich bei Hikari ein und ging mit ihr davon.

Schäumend starrte Yuna ihnen nach. Wütend schlug sie ihre Spindtür zu, welche sich ächzend im Rahmen verbog. „Fuck!"

Nisha stellte sich mit einem Besen neben sie und begann zu wischen. Die meisten anderen Schüler hatten sich verzogen. „Lass dich nicht von ihr ärgern."

„Ich leg das Miststück um!", schwor die Jägerin.

„Ähm ... das solltest du nicht tun."

„Was?!" Am liebsten hätte Yuna ihre Faust in den nächsten Spind gerammt, doch sie konnte sich zusammenreißen. „Wieso?"

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt