12 Erstkontakt (Gegenwart)

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Kenji Tanaka stoppte das Motorrad vor dem verlassenen Vergnügungspark. Er machte den Motor aus, klappte den Seitenständer aus und nahm seinen Helm ab. Sein Blick schweifte über das Eingangstor, respektive was davon noch übrig war. Ob es schon länger beschädigt war?

Er stieg von seiner Maschine ab und trat hinüber. Sorgfältig inspizierte er das Gittertor. Anscheinend war es zerbrochen worden, da das Metallgestänge zerstört und der Boden mit Metallschrapnellen übersät war. Außerdem fiel ihm auf, dass der ganze Boden nass war, obwohl es seit Wochen nicht geregnet hatte. Nachdenklich zog er die Stirn kraus und trat durch das Loch. Die Metallsplitter knirschten unter den Sohlen seiner Biker-Stiefel.


„Was zum Teufel war hier los?"


Er überflog einmal die ganze Szenerie in seinem Sichtfeld. Er entdeckte die ehemalige Parkanlage, welche von der Vegetation überwuchert wurde. Einige Äste lagen zerschmettert auf dem Boden herum, vermutlich als Folge des Jahrhundertsturmes, der am Tag von Tirr's Tod gewütet hatte.

Der Oni sog die Luft in seine Nase ein. Er konnte seine Artgenossen riechen. Er öffnete seine Lederjacke und zog seine Maschinenpistole hervor. Mit einem Klick legte er die Sicherung um. Vorsicht war nun mal die Mutter der Porzellankiste.


Aufmerksam schritt er den Gehsteig entlang und nahm sämtliche Informationen der Umgebung in sich auf. Als er sich einer Gruppe Bäume näherte, entdeckte er einen seltsam schimmernden Belag an einem Baumstamm. Rasch trat er heran und roch daran. Anschließend legte er seine unbekleidete Hand darauf, um seinen Verdacht zu bestätigen. Tatsächlich. Es handelte sich um Eis. Er zog die Hand zurück und rümpfte die Nase. Wie war das möglich, mitten im Sommer?


„Na ja ..."


Er war ein Pyromant, und hatte schon öfters mit Oni zu tun gehabt, die über die anderen Elemente geboten. Offensichtlich hatte er es mit einem Eis-Oni zu tun. Doch um wen handelte es sich? Er kannte Kiyoshi Sasabuchi, der damals an der Oni-Versammlung mit ihm zusammen gegen Tirr gekämpft hatte. Doch er konnte sich nicht vorstellen, was Kiyoshi hier zu suchen hätte.

Vielleicht war eine andere Bestie humanoid geworden und irrte verloren durch den Park. Möglicherweise konnte er hier ein neues Mitglied für die Gemeinschaft rekrutieren. Es wäre das erste Mal für ihn, da er sich für gewöhnlich nicht besonders um die Jagd bemühte. Kenji genoss viel lieber sein Leben indem er seinem Job als Türsteher nachkam, sich im Pitstop betrank und hübsche Frauen aufriss.


„Tja ... ich wollte Sheriff sein. Jetzt habe ich die Verantwortung an der Backe."


Er marschierte von der Baumgruppe weiter ins Zentrum des Parks, wo er tatsächlich weitere Spuren fand. Zertrümmerte Eisklötze lagen herum und schmolzen langsam in der Wärme der Nacht. Langsam zeichnete sich eine Spur ab, der er problemlos folgen konnte.

Auf seinem Weg passierte er ein Schild, welches für das Märchenschloss warb. Yuna hatte bei ihrer Berichterstattung erwähnt gehabt, dass Tirr dieses Schloss als seinen Unterschlupf nutzte, es allerdings während ihres Kampfes teilweise zerstört wurde. Nun würde er wohl doch Gelegenheit erhalten sich den Schauplatz anzusehen, etwas das er sich zwar vorgenommen, bisher aber nicht umgesetzt hatte.

Gemütlich schlenderte er mit gezogener Maschinenpistole weiter.


Der Weg mündete in eine von wuchernden Bäumen gesäumte Allee, die den Weg zum Schloss markierte. Er spähte zu den Schlosstoren und konnte dort weitere Eisblöcke ausmachen. Vor den Toren stand eine Person mit langen, blauen Haaren, welche anscheinend das Gebäude musterte. War das Yuna?

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt