13 Vor dem ersten Schultag (Vergangenheit)

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Der Wecker klingelte. Yuna wälzte sich zum hundertsten Mal herum. Sie hatte diese Nacht kaum geschlafen. Zuviel ging ihr durch den Kopf. Yui's gerade zu wundersames Erwachen aus ihrem Stupor war nur eines davon. Um ehrlich zu sein, hatte sie Angst vor dem Schlaf. Sobald sie die Augen schloss und wegdämmerte, lauerte Tirr in ihren Träumen auf sie.

Er war nicht tot. Er war in ihr und sie konnte nichts gegen ihn unternehmen. Sie befürchtete, dass er sie kontrollieren konnte, deshalb wollte sie mit niemandem im selben Zimmer schlafen.


„Verdammt."


Die Oberschülerin kämpfte sich aus dem Futon hoch, rollte ihn zusammen und verstaute ihn mit antrainierter Routine in ihrem Wandschrank. Danach trat sie mit ihren Waschsachen auf den Flur und begab sich zum Bad. Im Halbschlaf schlurfte sie in das Bad und wäre beinahe über Wataru gestolpert, der sich gerade wusch.


„Wieso musst du morgens baden?", fragte sie genervt, und wollte sich bereits zurückziehen.

„Dir auch einen schönen, guten Morgen."

„Hm."

„Können wir uns nicht beide im selben Raum waschen?" Er machte keine Anstalten den Vorgang abzubrechen.

„Das ist mir unangenehm."

„Du bist echt seltsam."

„Fick dich, Wata." Sie trat hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Für einen Moment stand sie vor der Tür des Bades und studierte die Auswahl des Getränkeautomaten, der ihr gegenüber stand. „Scheiß drauf."


Das Mädchen ging auf ihr Zimmer zurück, wechselte von ihrem Pyjama in ihre blau-weiße Schuluniform und begann sich dann die Haare zu kämen. Während sie mit der Bürste ihr Haar bändigte, fiel ihr Blick auf die Fensterscheibe von der ein rotes Leuchten reflektiert wurde.


„Fuck. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht."


Ihre Hand, welche die Haarbürste hielt, sank nach unten, während sie näher an die Scheibe trat. Sie konnte ihr rechtes Auge nicht genau erkennen, aber sie musste sich deswegen etwas einfallen lassen.

Hektisch nahm sie ihre Haarkämmerei wieder auf und machte sich anschließend ihre Seitenzöpfe. Als Nächstes schnappte sie sich eine Bandage und versuchte ihr rechte Augenpartie einzuwickeln. Sie kämpfte einige Minuten verzweifelt damit, bis sie mit einem tiefen Seufzer aufgab. Sie konnte nicht mit einer Sonnenbrille zur Schule gehen.


„Was soll ich bloß tun? Und wieso habe ich nicht früher daran gedacht?"

Es klopfte an ihrer Tür. „Du kannst ins Bad."

„Warte! Komm rein!"

Die Türklinke ging nach unten und Wataru streckte seinen Kopf hinein. „Was?"

„Ähm ... könntest du mir helfen?"

„Wobei?"

Verlegen grinsend hob sie die Hand mit den Bandagen. „Tada ..."

„Nimm doch einfach eine Augenklappe."

„Und woher soll ich die auf die Schnelle herzaubern?"

Er seufzte. „Ich wecke Ayumi."

„Nein. Mach du das."

„Ich kann das nicht."

Flehend schaute sie ihn an. „Bitte."

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt