71 Ein (fast) normaler Abend (Gegenwart)

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„Fass das jetzt bitte nicht falsch auf, aber ich finde das eklig", gestand Ayumi. Yuna saß neben ihr und nickte leicht.

Spielerisch empört sog Midori die Luft ein und wandte sich an Yui. „Kannst du das glauben?"

Die Mittelschülerin grinste schief. „Sie mögen halt beide keine Kinder." Sie betrachtete das Bild. „Ich finde es ... in Ordnung. Keine Ahnung. Noch sieht es nicht wie ein richtiges Baby aus."

Kopfschüttelnd steckte die Krankenschwester die Aufnahme ihres Ultraschalls in ihre Handtasche zurück. „Ich bin mir nicht sicher, ob mir eure Reaktion besser gefällt als die meiner Freundin."

„Wieso das?", wunderte sich die Rothaarige.

„Sie ist total ausgerastet vor Freude. Ich glaube, sie freut sich mehr auf das Kind als ich."

Beschwichtigend hob Ayumi ihre Hände. „Ach was. Du freust dich doch sicher auch sehr."

„Ja, klar. Es ist nur ..." Die Oberschülerin musterte ihren Vormund neugierig. „... Ich habe mir das immer anders vorgestellt."

Die anderen drei Frauen sahen einander an. „Inwiefern?", hakte Yui nach.

„Ich dachte immer, dass ich dann verheiratet wäre und einen Mann hätte, der mir dabei hilft. Dass ich nicht alleine wäre."

„Ich bezweifle, dass irgendeine Frau sich das anders vorstellen würde." Ayumi lehnte sich vor und tätschelte Midoris Hand. „Du hattest einfach Pech."

„Pech, genau." Ein tiefer Seufzer entfuhr der Schwarzhaarigen. „Mein ganzes Leben lang hatte ich Pech."

„Kein Grund gleich depressiv zu werden. Denk an etwas Positives", schlug die Hostess vor.

„So kannst du doch nicht mit ihr reden, Ayumi-san!" Mit ungläubigem Blick starrte Yui die Ältere an.

„Sie ist schwanger. Nicht todgeweiht."

„Schwester!"

Genervt stöhnte Yuna auf. „Halt dich ein wenig zurück, Ayumi-san."

„Nein. Schon gut. Sie hat ja recht", lenkte Midori ein. „Es bringt nichts in Selbstmitleid zu baden." Entschlossen ballte sie die Fäuste. „Ich schaff das!"

„Und du hast deine Freundin. Und uns. Du musst das nicht alleine machen, Midori-san." Die Rothaarige warf einen Blick in die Runde. „Nicht wahr, Mädels?"

„Klar!", stimmte Yui sofort zu.

Die Oberschülerin rollte ihr Auge. „Solange ich nichts putzen, oder Babysitten muss. Ich kann für dich Einkäufe erledigen, oder so."

„Ihr seid wirklich goldig." Die Krankenschwester erhob sich. „Ich muss schon wieder auf die Toilette." Sie zog aus dem Wohnzimmer ab.

Einen Moment lang hockten die anderen drei schweigend auf den Sofas, ehe die Blonde sich räusperte. „Wie lief dein Date, Ayumi-san? War das vorher dein Freund?"

„Oh nein. Das war eine totale Nervensäge." Die Mitbewohnerin lehnte sich vor, um ihren Teebecher zu greifen. „Lief nicht so gut. Wir haben uns gestritten."

„Das tut mir leid."

„Na ja, dafür hat er mir Blumen geschickt und sich entschuldigt. Das ist doch was." Sie nippte an ihrem Getränk.

„Solange es für dich passt. Weißt du was Kenji arbeitet?"

„Yui ...", knurrte die Blauhaarige.

Den Becher wieder absetzend, antwortete Ayumi: „Er ist Türsteher im Pitstop."

„Verstehe. Verdient man viel als Türsteher?"

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt