18 Krankenbesuch (Gegenwart)

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Nach der Schule gingen Nisha und Yuna zusammen vom Schulgelände. Die Blauhaarige bekam beinahe einen Anfall, da sie bereits am ersten Tag so viele Hausaufgaben bekommen hatten. Dachte Hirose-sensei sie hätte nichts besseres zu tun? Irgendwie kam ihr das taktlos vor. Sie zog ihr Handy aus der Rocktasche und öffnete ihren Kalender.

Morgen müsste sie Yui zu Haruka und Chigusa-san bringen, weil sie auch noch Dokumente unterzeichnen musste. Sie blieb stehen. Oder musste sie Midori als Vormund mitbringen? Oder sogar beide? Unschlüssig blickte sie zu ihrer Freundin hinüber, die im Weitergehen eine Melodie summte und einen Schwarm Vögel beobachtete.


„Ähm ..."

Die Grauhaarige stoppte und drehte sich um. „Was?"

„Spricht deine Mutter mit dir über die Takagi Stiftung?"

Das andere Mädchen lächelte milde. „Nein. Sie hält mich aus allen geschäftlichen Dingen raus."

Yuna seufzte. „Na gut."

„Wieso?"

„Wir haben morgen einen Termin, und ich weiß nicht, ob ich Yui und Midori zusammen mitbringen muss, um zu unterschreiben."

Nachdenklich verzog das Katzenmädchen ihr Gesicht. „Eigentlich seid ihr beide noch minderjährig, da müsste immer euer Vormund dabei sein, damit es rechtsgültig ist."

Das Masuda-Mädchen grinste. „Du bist wirklich eine Streberin." Nisha errötete und wandte ihren Blick beleidigt ab. „Hey. Ich bin froh darüber. Du weißt so viele Dinge ... Das finde ich beeindruckend."

Die grünen Augen schauten Yuna in ihres. „Wirklich?"

Lächeln antwortete die Blauhaarige: „Ja. Du bist so klug. Ich wünschte ich hätte so viel auf dem Kasten wie du."


Ein Schatten huschte über das Gesicht des anderen Mädchens. Sie drehte sich um und ging weiter. Verständnislos sah Yuna ihr nach und holte rasch auf. Hatte sie etwas Falsches gesagt gehabt? Nisha hatte ihr vor ein paar Wochen erklärt, dass sie bisher keine richtigen Freunde hatte und deshalb sehr oft las. Vielleicht hatte sie dieses Gespräch an die einsamen Jahre erinnert.


Yuna griff nach der Hand ihrer Freundin, die zusammenzuckte. „Es tut mir leid, ja?"

Das Katzenmädchen nickte und lächelte beschämt hinüber. „Es tut einfach weh, wenn ich daran denke." Sie drückte die Hand ihrer Freundin und händchenhaltend gingen sie weiter.



„Das ist es." Die Blauhaarige deutete auf das Haus in dem Hikari wohnte.


Sie erinnerte sich daran, wie sie sich nach der missglückten Jagd im alten Vergnügungspark hierher durchgekämpft hatte, um sich einen halben Tag lang ausruhen zu können. Hätte sie sich damals an Hikari gewandt, wie hätte sich alles weiterentwickelt? Wäre ihr Verhältnis auch so gestört wie jetzt? Wäre es noch besser geworden? Sollte sie Hikari in ihr Geheimnis einweihen? Aber würde sie dadurch nicht auch ganz neuen Gefahren ausgesetzt?

Das Masuda-Mädchen schielte zu ihrer Begleiterin hinüber. Nisha wusste Bescheid und sie hatte sich schreckliche Dinge ansehen müssen. Andererseits war sie selbst kein normaler Mensch, sondern ein Hengeyōkai, ein gestaltwandelndes Wesen aus der japanischen Mythologie. Und praktisch ihr gesamter Bekanntenkreis bestand aus Oni.


Sie traten durch das Gartentor ein und begaben sich zur Haustür. Nisha drückte die Klingel und verschränkte dann die Hände hinter ihrem Rücken, unterhalb ihres schwarzen Rucksacks.

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt