38 Das Testament: Katastrophe (Gegenwart)

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„Wieso sind Sie mir in den Rücken gefallen, Chigusa-san?", fragte Haruka, sobald er seine Bürotür hinter ihnen geschlossen hatte.

„Bin ich das?" Er hob eine Augenbraue, während er an ihr vorbei zu seinem Schreibtisch ging.

„Die Stiftung ist nicht nötig? Wollen Sie tatsächlich das ganze Vermögen in der Obhut dieser Leute lassen?" Die Oni schnaubte aufgebracht.

„Es sind Yoshiros gesetzliche Erben. Es liegt in deren Ermessen. Das haben Sie selbst gesagt, Narusegawa-san."

„Ich weiß was ich gesagt habe." Sie verschränkte ihre Arme. „Trotzdem."

„Hören Sie." Versöhnlich breitete er die Arme aus, ehe er sich an seinem Schreibtisch niederließ. „Ich vollstrecke nur den Willen meines Mandanten. Wenn sich anschließend die Gelegenheit bietet ein weiteres Mandat zu erhalten, soll mir das Recht sein."

„Ich hoffe Sie vergessen nicht was alles auf dem Spiel steht, Chigusa-san."

Der Finanzberater faltete die Hände auf der Tischplatte. „Jetzt kommen Sie, Narusegawa-san. Es ist ja wohl Ihnen selbst zuzuschreiben, dass Sie es zugelassen haben, dass sich eine derartige Praxis einbürgerte. Budgetaufstockung durch Spendengelder? Das grenzt an Korruption."

Die Augen der Oni verengten sich zu Schlitzen. „Entschuldigung? Soweit ich weiß, profitieren die Spender außer von dem guten Ansehen nicht im Geringsten. Das hat nichts mit Korruption zu tun."

Beschwichtigend hob Kazuki die Hände. „Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal was Sie in Ihrer Stadt tun. Das ist nicht mein Problem. Ich kümmere mich um Yoshiros letzte Wünsche und dann sehe ich weiter."

„Gut. Kommen Sie mir einfach nicht in die Quere." Sie stampfte aus dem Raum und schlug die Tür hinter sich zu.


***


Schweigend saß die Erbengemeinschaft auf dem Rücksitz in einem Taxi. Midori hatte im Fahrstuhl versucht mit Yui zu reden, doch das Mädchen verschloss sich völlig. Auch während sie auf ihr Transportmittel warteten, starrte die Mittelschülerin stoisch vor sich her. Ihre Schwester dagegen zog ihr Handy hervor und schrieb ein paar Nachrichten. Der Vormund redete sich ein, dass sie einfach Zeit brauchte.

Yui saß ganz rechts, Yuna in der Mitte und die Krankenschwester auf der linken Seite der Rückbank. Nur dezente Klänge vom Radio des Taxifahrers und das Klappern von den Fingernägeln der Blauhaarigen waren zu hören. Plötzlich erwachte die Blonde aus ihrem grüblerischen Zustand und blickte ihre Schwester an.


„Schwester." Die Ältere tippte fertig und sah hinüber. „Wen meinte Narusegawa-san?" Die Schwarzhaarige spitzte die Ohren.

„Was meinst du?", wunderte sich die Oberschülerin.

„Sie wollte von jemandem aus Yoshiros Leben erzählen, doch du hast sie gestoppt."

Nervös kicherte Yuna. „Was? Sie hat sich geirrt. Hat sie doch selbst zugegeben."

„Hm." Yui glotzte ihre Schwester an, welche ihrem Blick stand hielt. „Und wo bist du gestern Nacht hingegangen?"

Verständnislos schüttelte die Blauhaarige ihren Kopf. „Ich ging vor dir zu Bett. Hast du das etwa vergessen?" Ohne weitere Worte wandte die Jüngere ihren Kopf ab und sah aus dem Fenster. „Yui?"

„Nein. Schon gut.", gab sie schnippisch zurück.

Besorgt zog die Krankenschwester die Stirn kraus. Was lief zwischen den beiden ab? „Hey, habt ihr vielleicht Hunger? Wir könnten etwas essen gehen."

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt