30 Die Nachtwache (Vergangenheit)

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Nachdem Yuna sämtliche Spenden entgegen genommen hatte, wurde sie noch in weitere Gespräche verwickelt, doch sie hielt sich mit Aussagen zurück und hörte vor allem zu. Sie fragte sich, ob Yuis Operation gut verlaufen war. Heute war ihr die PEG Sonde entfernt worden. Takashi hatte ihr versichert, dass es sich dabei um einen Routineeingriff handelte und nichts geschehen konnte. Dennoch sorgte sie sich um das letzte, verbliebene Familienmitglied ihrerseits.

Die ersten Gäste hatten sich schon verabschiedet, und langsam schien das Gros der Leute sich abzusetzen. Ihr konnte dies nur Recht sein.


„Auf Wiedersehen.", verabschiedete sich Shinji Shiba von einem weiteren Gast, der sein Institut verließ. Der Oni blickte über die Schulter in den Empfangssaal. Endlich war Ruhe eingekehrt. Die meisten Menschen waren gegangen. Eigentlich könnte man schon beinahe behaupten, dass alle Menschen weg waren. Die ganzen Repräsentanten hatten ihre Sprüchlein aufgesagt, ihre Spenden dargebracht, und brauchten sich jetzt nicht länger um Yoshiro Takagi zu kümmern.

Er schaute zum aufgebahrten Sarg, wo der Körper seines Freundes ruhte und auf seinen Besuch im Krematorium wartete. Wenn Shinji den Körper nicht mit eigenen Händen und Augen untersucht gehabt hätte, hätte er niemals geglaubt, dass es sich dabei wirklich um Yoshiro Takagi handelte.

Der Bestatter schlenderte durch den Raum. Er entdeckte das Masuda-Mädchen zusammen mit ihrer Freundin, die sich ein paar Häppchen vom Büfett genehmigten. Er mochte das Mädchen wegen ihrer Art nicht besonders, doch er musste zugeben, dass sie ihre Aufgabe sehr gut gemeistert hatte. Natürlich wurde sie von ihm entsprechend geschult und angeleitet, doch sie hatte seine Anweisungen fehlerfrei umgesetzt.

Etwas abseits des Büfetts unterhielten sich Haruka und Kyo. Der schuppige Oni musste gestehen, dass seine Chefin sich wahrlich selbst übertroffen hatte, als sie die Kontrolle über die Stadt übernahm. Sie hatte ihm nie erzählt wie die ganze Sache ablief, doch er hatte oft genug Gelegenheit gehabt, um sich die Geschichte anhand von Erinnerungsbruchstücken selbst zusammen zu reimen. Sie war vielleicht kein Shi Kuro, aber sie machte ihre Sache gut.

Er musste kurz kichern.


„Wow. Ich glaube, ich habe dich noch nie so kichern gehört. Richtig unheimlich."

Shinji blickte über seine Schulter. „Arbeitest du überhaupt einmal, oder lungerst du den ganzen Abend nur herum?"

Kenji zuckte die Schultern. „Die Show ist vorbei, oder nicht? Die Anzahl Menschen hier ist sehr überschaubar geworden."

Der Bestatter verschränkte die Arme und musterte die Anwesenden. „Wohl wahr. Die richtigen Leute werden bald eintreffen für die Nachtwache."

„Ihr habt aber keine Versammlung einberufen, oder?", erkundigte sich der Feuerteufel.

„Nein."

Der Türsteher zog die Stirn kraus. „Wieso glaubst du dann, dass welche kommen werden?"

„Es geht hier um Yoshiro. Selbst unter den Oni ist er ein Held und wird verehrt. Die Wenigsten werden es wagen sich nicht von ihm zu verabschieden. Ganz besonders unter den gegebenen Umständen."

Kenji schmunzelte. „Das Mysterium um seinen Körper."

„Genau."

„Ihr wisst noch immer nicht, weshalb er einen Körper hinterlassen hat, oder?"

Langsam schüttelte Shinji seinen Kopf. „Nein. Niemand versteht was passiert ist." Er blickte zu Yuna Masuda hinüber. „Vielleicht ... hat sie ihn errettet. Seine Seele. Keine Ahnung."

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt