64 Zusammenbruch (Gegenwart)

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Yuna stand im Rolltor und schaute hinter Midori und Yui nach, die gerade das Gelände verließen. Nachdem sie ihre Schwester 'eingefangen' und zurückgebracht hatte, wollte diese dringend gehen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend starrte sie solange, bis die beiden verschwunden waren.

Mein Gott. Was soll ich bloß tun? Wieso komme ich einfach nicht voran? Was mache ich falsch?

Sie strich sich ihren Pony zur Seite und seufzte tief. Auf ihrer Unterlippe kauend ging sie zurück ins Lagerhaus und begab sich zu den Kisten aus ihrem Zimmer. Sie hatte für Yui damals die Kleider und ihre Bücher in die Pension gebracht, doch sie hatte keine Ahnung wonach ihre Schwester gesucht hatte. Sie spähte über die Schulter, durch das Rolltor zur Fassade des Hauptgebäudes. Diente diese Suche hier nur dem Zweck mehr über das Waffenlager zu erfahren?

Sie glaubte ihrer Schwester, als diese erwähnte, dass sie am Vortag im Lagerhaus gewesen war. Und sie war ihr sehr dankbar, dass sie ihren Vormund abgelenkt hatte, doch wie sollte sie all dies erklären?

Hey, das ist das Waffenlager eines Sonderkommandos, welches unser 'Onkel' ausgelöscht hatte, um die Monster in dieser Stadt zu beschützen? Oh, und er war auch eines davon. Und wir beide sind Halb-Dämonen. Toll, oder?

Missmutig schüttelte sie ihren Kopf und betrachtete die Kisten.


„Hey, Oni."

„Ja, Yuna?"

„Was hältst du vom Ganzen?"

„Inwiefern?"

Erneut seufzte das Mädchen. „Meine Schwester. Das Waffenlager. Meine Situation."

„Was willst du hören?"

„Ich brauche einfach einen Rat. Früher hätte ich Yoshiro gefragt, doch er ist nicht mehr hier."

„Wie man's nimmt."

Sie runzelte ihre Stirn. „Was soll das bedeuten?"

„Erinnerst du dich an unseren speziellen Ort?"

„Unsere Verbindung?"

„Genau."

Bedächtig nickte die Blauhaarige. „Was ist damit?"

„Komm her. Ich habe eine Überraschung für dich."

„Wie?"

„Durch Meditation. Setze dich hin und entspanne dich. Suche nach unserer Verbindung in deinem Innersten. Nach dem Ort an dem unsere Welten aufeinander treffen."

Amüsiert grunzte sie und zog ihre Mundwinkel hoch. „Manchmal denke ich, dass ich geisteskrank bin, wenn ich mit dir spreche. Nur Verrückte hören Stimmen in ihrem Kopf."

„Und Telepathen. Komm jetzt. Jemand wartet auf dich."


Yuna atmete einmal tief durch, dann setzte sie sich im Schneidersitz hin, legte ihre Hände in den Schoss und schloss ihr Auge. Sie horchte tief in sich hinein, doch da war nur Stille und Leere. Sie fühlte, wie etwas nach ihr griff und sie langsam in die Dunkelheit herabzog.



Abrupt schlug sie ihre Augen auf und sah sich blinzelnd um. Sie saß auf einer Wiese in einem Park, inmitten von unzähligen Blumen. Langsam erhob sie sich und blickte sich um. Sie konnte eine Parkbank sehen, worauf zwei Personen, die sich unterhielten, mit dem Rücken zu ihr saßen. Weiter hinten leuchtete eine dunkel-orangene Sonne, welche jedoch nicht blendete. Nochmals ihre Umgebung musternd bewegte sie sich auf die beiden zu.

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt