51 Ein glatzköpfiger Unbekannter (Gegenwart)

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Midori spülte sich ihren Mund mit Wasser und sah sich danach im Spiegel an. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr, dann strich sie mit ihrem Finger den dunklen Augenringen entlang, die in den letzten Tagen aufgetaucht waren.

Sie hatte immer gedacht, dass schwangere Frauen geradezu aufblühten, und hatte dies auch schon selber beobachtet. Zum Beispiel bei Koko. Sie hatten sich erst letzte Woche zum Tee getroffen, da die Krankenschwester sich von ihr ein paar Tipps geben lassen wollte, da Koko ihr erstes Kind schon zur Welt gebracht hatte und termingemäß auch mit dem Zweiten voraus war.

Natürlich gab es da noch ihre beste Freundin Machiko, die völlig aus dem Häuschen war und sich durch Dutzende Ratgeber gelesen hatte. Sie und Ken hatten schon lange versucht ein Baby zu bekommen, doch bisher hatte es einfach nicht geklappt. Manchmal beschlich Midori das Gefühl, dass ihre Freundin sogar ein bisschen eifersüchtig auf sie war.

Jedenfalls wurde Machiko nicht müde die Schwarzhaarige ständig mit ihren Ratschlägen zu versorgen, oder ihr auch vorzuhalten, falls sie etwas tat, dass ihrer Meinung nach dem Baby schadete.


Midoris Verdacht aber war Stress. Die Sache mit der Takagi-Erbschaft nagte an ihr. Sie hätte gerne eine Lösung angestrebt bei der sowohl ihre Mündel, als auch Yoshiros und ihr ungeborenes Kind berücksichtigt würden. Doch sie traute Narusegawa-san nicht im geringsten. Diese Frau strahlte eine Kälte und Arroganz aus, die sie beinahe ersticken ließen.

Und dann war da noch die Streitigkeit zwischen Yuna und Yui. Wie die jüngere Schwester vorgeschlagen hatte, ging sie am nächsten Tag in die Pension zurück und war nicht mehr aufgetaucht. Nur hatten beide Mädchen es unterlassen sich bei ihrem Vormund zu melden und Bericht zu erstatten. Es ärgerte Midori, weil sie sich so sorgte, doch sie wollte nicht mehr länger warten, sondern Gewissheit haben, dass alles in Ordnung war.

Die beiden Ereignisse und ihre Schwangerschaft bereiteten ihr schlaflose Nächte, und darin begründete sie auch ihre Müdigkeit.


Sie befürchtete nicht bis zum Ende ihrer Schicht durchzuhalten, da es ihr so mies ging. Ständig musste sie sich übergeben, worauf Machiko bereits von einer Lebensmittelvergiftung gewarnt hatte.

Die Schwarzhaarige schlich ausgelaugt zum Empfang ihres Stockwerks, wo ihre beste Freundin gerade dabei war einen Rapport zu schreiben.


„Ich glaube, ich geh nach Hause, Ma-chan", erklärte Midori, als sie den Tresen erreicht hatte.

Die andere Krankenschwester rollte ihre dunklen Augen. „Sag bloß du kommst zur Vernunft, Midori-chan."

„Komm schon. Ich glaube, ich bin wirklich krank. So übel war mir noch nie."

„Dann musst du sofort zu einem Arzt. Nicht, dass dem Baby etwas passiert." Machiko klickte auf ihrem Computer herum. „Ich mach dir gleich einen Termin."

„Ma-chan ..." Die Grünäugige lachte leise. „Dreh nicht gleich wieder durch. Ich geh jetzt nach Hause, nehme ein schönes Bad und dann geh ich schlafen. Morgen geht es mir sicher besser."

„Du badest alleine zu Hause?!", fragte Machiko mit schockierter Miene.

„Ähm ... ja? Ich lebe alleine, falls du das vergessen hast."

Entschlossen schüttelte die andere Krankenschwester ihren Kopf. „Das geht gar nicht. Das ist gefährlich. Was wenn du stürzt oder in der Wanne einschläfst? Du musst eines der Mädchen bei dir wohnen lassen."

„Ma-chan ..."

„Und dann willst du sicher ein heißes Bad nehmen. Das Wasser darf nicht zu heiß sein, sonst kann dem Baby etwas passieren."

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt