19 Familie Wada (Gegenwart)

44 9 6
                                    

„WAS?!" Yuna's Auge trat hervor. „Bist du total bescheuert?!"

„Schrei mich nicht an.", wimmerte Hikari.

„Verdammt, Hikari. Was ist bloß los mit dir?! Dich umbringen? Du sagst doch selbst, das tun nur Feiglinge." Die Blauhaarige war außer sich.

„Ich bin ein Feigling." Ihre beste Freundin schlug die Hände vor ihr Gesicht und begann sich schüttelnd zu weinen.


Das Masuda-Mädchen starrte sie an ohne zu wissen, was sie sagen oder tun sollte. Hikari litt seit etwas mehr als zwei Jahren an Depressionen, beziehungsweise an einer bipolaren Störung. Manchmal, während einer Manie, war sie ein aufgestelltes, lebenslustiges Mädchen, das ständig Schabernack trieb und immer wieder von ihr zurückgehalten werden musste.

Doch in einer depressiven Phase verwandelte sie sich in ein elendes, weinendes Nichts. Sie war in Behandlung – hoffentlich noch immer – und bekam Medikamente, um ihre Krankheit zu kontrollieren.

Die Schwarzhaarige rollte sich auf ihrem Bett zusammen und weinte weiter. Yuna spürte Schuldgefühle in sich hochkommen. Sie hatte ihre beste Freundin wirklich sehr vernachlässigt gehabt seit der Katastrophe, aber konnte man ihr dies verübeln? Da waren so viele Dinge, um die sie sich hatte kümmern müssen.


„Aber du hast dir Zeit für Nisha genommen.", ging es ihr durch den Kopf, und sie schaute zur Grauhaarigen hinüber. Diese machte einen gefassteren Eindruck, als Yuna erwartet hätte. Mit hängenden Mundwinkeln betrat sie das Zimmer, glitt anmutig mit lautlosen Schritten durch das Chaos am Boden und ließ sich auf das Bett nieder. Sie legte ihre linke Hand auf Hikari's Schulter und streichelte sie sanft. Das Mädchen im Pyjama schniefte, schmiegte sich an und legte ihren Kopf auf den Schoss der Klassensprecherin.


„Es ist so schön, dass du mich endlich mal besuchen kommst.", murmelte die Schwarzhaarige. Nisha blickte zur Blauhaarigen und streichelte weiter das Mädchen.

Yuna seufzte. „Es tut mir leid, dass ich dich im Stich gelassen habe. Ich ... ich hatte einfach so viel zu tun."

Hikari öffnete ihre Augen und zuckte irritiert zusammen. Sie schaute hoch in Nisha's Augen, die sie freundlich betrachteten. Dann schwenkte ihr Blick zu ihrer besten Freundin hinüber. „What the fuck?!" Sie rückte von der Klassensprecherin weg. „FASS MICH NICHT AN!"

„Entschuldige, Wada-san.", nuschelte die Grünäugige.

„Oh Gott. Mir wird schlecht." Die Bewohnerin erhob sich von ihrem Bett und entfernte sich ein paar Schritte. Sie blickte wieder Yuna an.

Unschlüssig starrte die Blauhaarige ihre Freundin an. „Komm her." Sie breitete ihre Arme nach Hikari aus. Lächelnd folgte die Schwarzhaarige der Aufforderung und umarmte das große Mädchen. Diese legte ihre Arme um sie und drückte sie an sich. Die Depressive lehnte ihren Kopf gegen Yuna's Schulter und begann zu weinen. Die Größere streichelte ihr tröstend über den Rücken. „Schon gut. Alles wird wieder gut."

„Ich weiß einfach nicht weiter. Ich bin so verzweifelt."

„Schon gut. Du kannst nichts dafür."

Hikari schniefte. „Wieso werde ich nicht gesund?"

„Ich weiß es nicht. Deine Ärzte tun sicher alles in ihrer Macht stehende."

Die Schwarzhaarige zog die Nase hoch. „Ich will doch einfach nur ein normales Leben führen."

Yuna nickte. „Das wollen wir alle." Sie schielte zu Nisha, welche ihren Blick abgewandte hatte und die Bilder an den Wänden studierte.

Onijägerin Yuna 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt