Onijägerin Yuna 2

60 Ein ereignisvoller Abend (Gegenwart)

Sie passierten gerade den Eingang eines Parks, als ein schriller Schrei erklang. Beide stoppten und verkrampften sich auf der Stelle. Sie blickten einander fragend an.

„Was war das?", wunderte sich der junge Mann.

„Eine Frau." Yuna ließ seine Hand los und näherte sich dem Park, während sie ihre Ohren spitzte. „Sie rennt. Sie flieht vor etwas."

„Du kannst sie hören?!" Die Blauhaarige nickte und ging weiter. „Ich rufe sofort die Polizei." Wataru klaubte sein Handy hervor.

Sie streckte die Nase in die Luft und schnüffelte. „Nein. Es ist ein Oni. Ich kümmere mich darum."

„Du hast keine Waffe. Und du hast doch aufgehört." Verdattert ließ er die Schultern hängen.

„Ich brauche seine Seelenenergie." Sie griff nach einer Latte des Holzzaunes, welcher den Park säumte. Mit einem kräftigen Ruck riss sie das Stück weg. „Ich mach das." Sie sprintete los und verschwand innert Sekunden im Dickicht.

„Yuna-chan!" Ratlos sah er sich auf der Stelle um, wobei er andere Fußgänger entdeckte, die sich dem Park näherten. Unter anderem auch einen Polizisten vom nächsten Kōban. „Fuck." Der Sänger folgte seiner Freundin in den Park. „Yuna-chan!"

Die verängstigte Frau rannte so schnell sie konnte. Unterwegs hatte sie ihre Schuhe verloren und flüchtete nun in ihren Strümpfen. Irgendein wildes Tier hatte sie angefallen gehabt und sie dabei mit seinen Krallen am linken Unterarm verletzt. Sie konnte dem Vieh ihre Tasche gegen den Schädel donnern und danach schreiend loslaufen, doch nun war es ihr auf den Fersen. Sie hatte nicht den Mut nach hinten zu schauen, sondern rannte kopflos zwischen den Bäumen herum.

Sie hörte ein Rascheln auf einer Seite, danach einen dumpfen Aufprall, sowie ein überraschtes Quietschen, ehe sie in einen jungen Mann hineinrannte und ihn zu Boden riss.

„HELFEN SIE MIR!", schrie sie, während sie sich zur Seite rollte.

„Ganz ruhig. Alles wird gut." Wataru spähte in die Richtung aus der die Frau gekommen war, doch er konnte seine Freundin nirgends sehen.

„Wir müssen hier weg! Da ist ein wildes Tier oder so etwas!" Die Frau rappelte sich auf und sah sich verängstigt um.

„Beruhigen Sie sich. Alles ist in Ordnung", versicherte ihr der Sänger, während er sich vom Erdboden erhob.

Die Frau holte tief Luft und brüllte: „HILFE!"

„Lady ..." Beschwichtigend hob er die Hände. „Beruhigen Sie sich."

„Polizei! Legen Sie sich auf den Boden!"

Ein paar Schritte auf den Beamten zugehend, rief die Frau: „Gott sei Dank!"

Wataru wandte sich ebenfalls dem Neuankömmling zu, der von weiteren Leuten begleitet wurde. „Guten Abend."

Der Polizist hielt seinen Schlagstock in der Hand. „Ich sagte auf den Boden!"

Verdutzt blinzelte der Sänger. „Meinen Sie mich?"

„Wen den sonst, du Perversling?"

„Moment mal ... ich habe nichts gemacht. Sie ist in mich hineingerannt."

„Ich sagte: Auf den Boden!"

Die Hände hebend erklärte Wataru: „Diese Frau ist in mich gerannt. Verdammt, Sie haben mich doch sicher gerade erst in den Park rennen sehen. Ich wollte helfen." Er sah zur Geretteten. „Sagen Sie es ihm!"