16. Dumme Fragen

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"Hier.", Alex stellte mir einen Teller mit Nudeln vor die Nase. Zur kleinen Zeitorientierung: Es war jetzt Mittwoch und ich war Hundemüde. Es war ja nicht genug das ich nicht einschlafen konnte, Nein, meine Brüder mussten mich dann auch noch wecken, weil sie viel zu viel gesoffen hatten. Die lagen übrigens alle zu Hause und schliefen ihren Rausch aus. Außer Alex,welcher ja der Fahrer war. Ach Dy und Ry hatten sich auf der Party auch ganz schön volllaufen lassen. Rydel ist ebenso nicht in die Schule gekommen und Daryl saß neben uns wie ein Zombie inklusive Kopfschmerzen. Wo Flora war, wusste ich nicht.

"Danke.", sagte ich und begann zu essen. Doch als ich zur Tür der Cafeteria schaute, blieb mir fast eine Nudel im Hals stecken.

Mailo kam durch die Tür herein und sah sich um. Seine Augen weiteten sich etwas als er mich erblickte und lief schnurstracks auf mich zu. In Mathe hatte ich ihn einfach gekonnt ignoriert. Danach bin ich einfach schnell aus diesem Raum raus, wo Gott sei dank mein Bruder auf mich wartete.

"Hallo erstmal. Ich dachte du hast schon Schluss?", fragte mich Mailo und setzte sich mit an unseren Tisch.

"Ich wollte aber hier essen.", Naja, wollen war wohl gelogen. Eigentlich aß ich hier, weil meine anderen Brüder bei dem kleinsten Geräusch austickten. Und vielleicht weil ich keinen Bock hatte, mir erst etwas selbst zu kochen.

"So Leute da bin ich wieder. Oh hey Mailo.", sagte Flora total verwirrt, welche gerade hinter mir aufgetaucht war.

"Geht das nicht ein bisschen leiser?", fragte der Zombie am Tisch genervt. Er schaufelte sich mühselig seine Nudeln in den Mund und gab keinen Ton mehr von sich. Mailo und Flora schauten mich irritiert an, worauf ich nur eine kleine Handbewegung machte, welche trinken symbolisieren sollte.

"Wie wär's wenn wir heute Nachmittag weiter an unserem Vortrag arbeiten?", fragte mich Mailo plötzlich. Eigentlich sprach ja nichts dagegen. Obwohl doch, mein Bruder.

"Ach komm zieh Leine!", schnaubte Alex und funkelte ihn böse an. Warum musste Alex immer gleich so aggressiv werden?

"Hab ich noch nicht vor.", sagte Mailo lässig und lehnte sich mit einem breiten Grinsen zurück.

"Leute hört auf, sonst artet das hier wieder aus! Ich hätte eigentlich nichts dagegen heute weiter an Physik zu arbeiten.", sagte ich und blickte aus dem Augenwinkel zu Alex. Dieser wäre nämlich bestimmt gleich ausgerastet.

"Ich muss mal mit dir unter vier Augen sprechen.", sagte Alex überraschend gelassen und stand auf. Ich folgte ihm einfach lautlos und wir gingen aus der Cafeteria. Der Flur war, durch die Mittagspause, wie immer relativ leer.

"Warum verbringst du so viel Zeit mit diesem Schnösel?", fragte mich Alex nicht mehr ganz so gelassen wie vorher. Er starrte mich zur Antwort auffordernd an und tippte nervös mit seinem Fuß auf dem Boden herum.

"Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Wir müssen einen Vortrag zusammen halten und da muss man sich halt ab und zu treffen.", sagte ich nun ebenfalls genervt. Seine Laune schien auf mich abzufärben. Da ich keine Lust hatte, mir noch irgend etwas dummes von meinem Bruder anhören zu müssen, lief ich einfach wieder zu unserem Tisch. Ich ließ mich auf den Stuhl fallen und stopfte mir meine Nudeln in den Mund. Frustessen.

"Was wollte er denn mit dir bereden?", fragte Flora, welche verwundert über mein Essverhalten war.

"Eschal.", nuschelte ich total unverständlich mit meinem vollen Mund.

"Und warum kommt der dann nicht wieder?", fragte nun Mailo. Zur Antwort zuckte ich nur mit meinen Schultern und stopfte mir die letzte Gabel mit Nudeln in meinen Mund.

"Können wir los?", ich blickte zu Mailo, während ich mit meinem Tablett aufstand um es wegzubringen.

"Klar wann immer du willst, Prinzessin.", antwortete er und nahm mir mein Tablett ab. Verblüfft schaute ich zu ihm hoch, doch er grinste nur und schaffte es weg. Flora blickte mich fragend an, worauf ich nur abermals mit den Schultern zuckte. Mailo kam wieder und wir machten uns auf den Weg Richtung Parkplatz.

"Was haben deine Brüder nur gegen mich?", sprach er eher zu sich. Das war eine sehr gute Frage, welche ich selber gerne beantwortet gehabt hätte. Da diese Frage ja aber nicht an mich gestellt war, konnte ich sie einfach ignorieren, währenddessen wir auf dem Parkplatz angekommen waren. Mailo hielt mir die Beifahrertür seines Autos auf und ich schlüpfte auf den Sitz. Automatisch erinnerte ich mich an Gestern und seine Reaktion auf meine Frage.

"Was war eigentlich gestern mit dir los?", fragte ich vorsichtig, nachdem er den Motor des Autos gestartet hatte.

"Was meinst du?", stellte Mailo als Gegenfrage. Ich glaube, er wusste genau was ich meinte.

"Naja als ich dich gestern auf den Schulwechsel angesprochen hatte.", erklärte ich kurz. Augenblicklich verspannte sich seine Körperhaltung leicht und er verstärkte deutlich den Griff um das Lenkrad.

"Was soll gewesen sein?", fragte nun wieder Mailo. Ach komm wollte der mich eigentlich verarschen?!

"Ach egal. Dumme Frage.", sagte ich und winkte ab. Ich hatte jetzt einfach keine Lust auf eine Diskussion. Meinen Kopf lehnte ich gegen den Sitz und schaute aus dem Fenster. Viele Häuser und Leute zogen an uns vorbei, während die Mittagssonne die Stadt aufheizte. An solchen Tagen musste ich oft an meine Mutter denken. Sie hatte den Sommer über alles geliebt und immer dafür gesorgt, dass wir in diesem sehr Zeit viel draußen verbrachten. Wir sind oft auf den Spielplatz, in den Park oder in den Zoo gegangen. Öfter haben meine Eltern dann auch Grillpartys veranstalte, wo meist Familie oder Verwandte kamen. Meine Mutter hat die Salate, Suppen oder Desserts gemacht, während mein Vater am Grill stand und das Fleisch gebraten hat. Meine Brüder und ich haben dann immer im Garten gespielt und ab und zu meiner Mutter in der Küche geholfen oder uns mit den Gästen unterhalten.
Wie sehr ich mir diese Zeiten zurückwünsche.

"Was is los?", fragte Mailo sanft. Ich wand meinen Blick in seine Richtung. Er schien gerade noch zu mir geguckt zu haben, denn er bewegte seinen Kopf wieder Richtung Straße.
Ich zuckte nur mit den Schultern.

Einige Minuten saßen wir schweigend im Auto.

"Ich muss zugeben, das ich vorhin etwas gelogen habe.", durchbrach er die Stille und begann zu grinsen.

"Was?", fragte ich etwas perplex, weil ich auf diesen plötzlichen Stimmungsumbruch nicht gefasst war.

"Ich hab überhaupt keine Lust jetzt an unserem Vortrag weiter zu arbeiten. Ich habe das nur gesagt damit dein Bruder nicht ausrastet.", sagte er lässig, während seine Aufmerksamkeit immer noch der Straße galt.

"Was willst du dann?", fragte ich noch viel perplexer als vorher schon.

"Zeit mit dir verbringen."
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Hallo ich bin's mal wieder. Ich hoffe meine Story gefällt euch bis jetzt. Ich gebe mir echt Mühe viel zu schreiben und habe es bis jetzt auch relativ gut hinbekommen, aber die nächsten zwei Wochen werden bei mir sehr stressig. Seid also bitte nicht allzu enttäuscht, falls jetzt erstmal sehr wenig kommt.
LG

Prudence Where stories live. Discover now