30. Beichte an die Brüder

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"Gerne.", sagte ich und lächelte ihn herzlich an. Da war zwar noch das Problem mit meinen Brüdern, aber das konnte warten.

Mailo senkte seinen Kopf langsam zu mir herab und eine Hand wanderte in meinen Nacken. Ich schloss meine Augen, ehe ich Mailos Lippen auf meinen spürte. Ganz sanft küsste er sie, als wären sie zerbrechlich. Zärtlich bewegte er seine Lippen gegen meine, was ich erwiderte. In meinem Bauch flatterten Schmetterlinge und schlugen gefühlt Saltos. Der Kuss wurde intensiver, wobei wir uns etwas nach unten beugten. Ich saß immer noch auf ihm und hatte meine Finger in seinen Haaren vergraben. Er wiederum hatte seine Hände auf meine Hüfte gelegt und drückte mich enger an sich.
Leider mussten wir uns lösen um Luft zu holen. Schwer atmend legte ich meine Hände an seine stoppeligen Wangen und sah Mailo in die Augen. Sein warmer, ebenso unregelmäßiger Atem traf meine Haut, während ich anfing zu lachen. Nicht, weil irgendetwas lustig war, sondern vor Glück. Ich hatte mich noch nie so glücklich gefühlt wie jetzt. Mailo stimmte auf mein Lachen mit ein und beobachtete mich. Als er die nächsten Worte sagte, klang mein Lachen schlagartig ab.

"Ich liebe dich.", hauchte er ganz leise und lächelte, als ob er es erst realisieren würde. Diesmal sah ich auf ihn herab um zu prüfen, ob er es ernst meinte. Da aber keine Spur von Scherz auf seinem Gesicht zu erkennen war, wurden meine Augen groß.

"Du liebst mich?", wiederholte ich. Langsam wurde der Moment immer surrealer. Wenn das wirklich stimmen sollte...

"Ja.", sagte Mailo, wobei er mich zwar lächelnd, aber auch erwartungsvoll anschaute.
Als Reaktion quiekte ich nur wie ein kleines Mädchen vor Freude auf und kuschelte mich schlagartig an ihn. Er lachte nur und legte seine Arme um mich. "Ich liebe dich.", nuschelte er nochmals in meine Haare. Ich atmete den Geruch des Stoffes seines T-Shirts ein, während ich ihn mit meinen Armen und Beinen umklammerte.

"Jetzt wirst du mich aber nicht mehr los.", hauchte ich und sah ihm dabei wieder in sein wunderschönes Gesicht. In seine grün-gelben Augen funkelte etwas. Wärme, Zuneigung und Liebe.

"Hatte ich auch nicht vor.", sagte er und betrachtete mein glückliches Gesicht. Mailo strich mir eine Haarsträhne hinter meine Schulter, welche vorher zwischen unseren Gesichtern herumgebaumelt hatte. Diesmal waren es unsere Nasen, welche sich berührten und ich stupste seine leicht an. Wir setzten uns wieder auf und Mailo kramte im Korb nach der kleinen Flasche Sekt und zwei Plastikgläsern. "Lass uns auf uns anstoßen.", verkündete er und öffnete die Flasche.

"Ich trinke nicht.", sagte ich und kratzte mich verlegen am Ellenbogen. Er füllte das erste Glas bereits und sah mich aus dem Blickwinkel an.

"Echt nicht? Garnicht?", hackte er nach, worauf ich kaum merkbar den Kopf schüttelte. "Deswegen hast du mich nach der einen Party auch nach Hause gebracht. Weil du nichts getrunken hattest.", realisierte Mailo und sah wieder auf das Glas. Unschlüssig, was er jetzt mit seinem Glas machen sollte, stellte er es wieder ab.

"Jetzt trink schon.", forderte ich ihn lächelnd auf und nahm das leere Glas. Ich stieß leicht gegen seines. "Auf uns.", fügte ich hinzu und sah wie Mailo an seinem Sekt nippte. Er setzte es wieder ab und sah mich an. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab, welches ich sofort erwiderte. Auf einmal wurde sein Blick ernst.

"Wie willst du das deinen Brüdern erklären?Also das mit dem Ball.", erkundigte er sich. Wieder nahm er einen Schluck aus seinem Glas, wandte den Blick aber nicht von mir.

"Ich glaube, ich sag es ihnen einfach. Ich muss ja nicht erwähnen, dass wir zusammen sind. Wir könnten ja einfach als Freunde hingehen.", erklärte ich und setzte 'Freunde' in Anführungszeichen. Daraufhin lächelte Mailo und rutschte näher zu mir.

"Sie werden mich trotzdem kill'n."

~~~

"Jetzt muss ich mal mit euch reden.", leitete ich in das Thema ein. Sam, Lance, Enzo, Alex und ich saßen mal wieder Abends im Wohnzimmer und sahen fern. Irgendwie ist das richtig zur Beichtrunde geworden. Alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. "Das wird euch nicht gefallen, aber ich werde mit Mailo zum Abschlussball gehen. Als Freunde. Mehr nicht.", so jetzt war es raus.

"Nein.", war dir erste Reaktion. Gefolgt von einem "Du gehst garantiert nicht mit so einem Hurensohn dahin.", und noch ein paar anderen Beleidigungen. Wie erwartet fanden meine Brüder diese Idee nicht so genial, doch irgendwo ging es mir dann zu weit.

"Ihr kennt seine Mutter doch garnicht. Sie ist alles andere als eine Hure. Und Mailo ist auch kein Hurensohn, verdammter Dreckskerl oder sonst was. Er ist wirklich nett und ich habe mich mir ihm angefreundet. Außerdem hat mich sonst niemand gefragt.", schrie ich sie vor lauter Zorn an. Erst jetzt begriff ich meinen lauten Ton und mir kamen Tränen in die Augen. Ich hatte meine Brüder noch nie angeschrieen und schrie Menschen im generellen nicht an.

Verwirrt von meinen eigenen Handlungen rannte ich in mein Zimmer. Ich hoffte, sie hatten mich wenigstens verstanden. Egal was sie machen würden, ich ginge mit Mailo dahin. Niemand würde das verhindern können.
Ich schmiss mich auf mein Bett und heulte in mein Kissen. Ich weinte wegen der Reaktionen, den Bezeichnungen für Mailo, sogar wegen meiner Mutter weinte ich. Jetzt kam einfach mal wieder alles heraus.

"Klopf, Klopf.", sagte Alex und trat in mein Zimmer. Er setzte sich an meine Bettkante und legte eine Hand auf meinen Rücken. Beruhigend strich er über diesen und blieb still.

"Warum hasst ihr ihn denn so.", schluchzte ich in mein Kissen. Ich verstand einfach nichts mehr. Schniefend sah ich Alex an, welcher eine meiner Wände anstarrte.

"Wir wollen dich doch nur beschützen.", sagte er und wandte den Blick an mich. Schmerz war deutlich in seinen Augen zu erkennen. Dies erklärte zwar nicht, warum sie ihn hassten, fürs erste war ich damit aber zufrieden. "Soll ich dich allein lassen?", fragte er, worauf ich nickte. Ich brauchte jetzt einfach meine Ruhe um meine Gedanken zu sortieren. Alex stand langsam auf und verließ den Raum. Sanft viel die Tür ins Schloss und ich fing wieder an zu weinen.

Und schon wieder ein neues Kapitel. Ich scheine gerade echt ne kreative Hochphase zu haben😂
LG

Prudence Where stories live. Discover now