Zusatzkapitel 2

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Im 7. Monat

"Mailo?", ich pickte ihm sanft in seinen nackten Rücken. Er lag auf dem Bauch und hatte sein Gesicht irgendwie in den Kissen vergraben. Ein Grummeln von seiner Seite aus gab mir zu verstehen, dass er wach sei. "Ich hab hunger.", sagte ich und faste an meinen runden Bauch. Mailo drehte seinen Kopf so, dass er mich ansehen konnte. Seine Augen waren müde zusammengekniffen und seine Haare verwuschelt.

"Du hast heute Abend zwei große Portionen Spaghetti, eine Packung Ben&Jerrys und eine ganze Tüte Chips gegessen. Wie kannst du da noch Hunger haben?", fragte Mailo verständnislos mit einer rauen, verschlafenen Stimme. Er schien so müde, dass ihm die Augen fast wieder zufielen.

"Ich ess' ja auch für zwei.", sagte ich und deutete auf meinen Bauch. Mailo seufzte kurz, setzte sich dann aber trotzdem auf und sah mich über seine Schulter hinweg an.

"Was wollt ihr zwei denn?", hackte Mailo immer noch ziemlich müde nach und gähnte herzhaft. Naja, es war ja auch mitten in der Nacht. Nur ich fühlte mich gerade topfit und hungrig.

"Ein Marmeladentoast.", sagte ich triumphierend, da Mailo wirklich in Richtung Küche lief. Kurz sah ich seinem durchtrainierten Rücken hinterher, als mich auch schon das schlechte Gewissen plagte.

Schnell tapste ich ihm hinterher und sah ihm gerade von hinten einen Toast in den Toaster stecken. Wenn er schon etwas für mich zum Essen machte, wollte ich wenigstens bei ihm sein und ihn nicht wie einen Bediensteten in die Küche schicken. Also schlang ich meine Arme von hinten, so gut es mir mit meinem Bauch möglich war, um seinen nackten Oberkörper. Mailo drehte sich um und sah zufrieden zu mir herunter. Er strich eine Haarpartie hinter meine Schulter, wobei ich aufmerksam seine Gesichtszüge studierte.

"Könntest du auf den Toast noch Essiggurken draufpacken?", fragte ich und legte mein Kinn auf seine Brust. Ich machte den besten Hundeblick plus Schmollmund. Seine Atmung war ruhig und regelmäßig, als Mailo mich irritiert ansah.

"Mit Marmelade?", fragte er, nun aber schon fast belustigt. Darauf nickte ich begeistert und fing wie eine Idiotin an zu grinsen. Warum? Keine Ahnung.

Der Toast schnipste heraus. Mailo legte ihn auf einen Teller, doch gerade als er das Marmeladenglas aus einem Schrank holen wollte, hielt ich seine Hand fest.

"Oder kannst du das doch mit Salami machen?", fragte ich lächelnd. Kurz hielt er inne, ging dann aber zum Kühlschrank. Doch auf einmal veränderte sich mein Appetit erneut. "Oder vielleicht Nutella mit diesem leckeren Käse, welchen du mal mitgebracht hast?", Mailo seufzte einmal kräftig. Er drehte sich von dem Kühlschrank wieder zu mir und sah mich nun an, als ob ich verrückt geworden wäre.

"Prinzessin, ich glaube du hast einen echt merkwürdigen Geschmack.", sagte Mailo und hob prüfend seine Augenbrauen an. Genau in dem Moment fiel es mir nun auch auf.

Mein Geschmack war komplett verkorkst und noch dazu weckte ich Mailo mitten in der Nacht, nur damit er mir etwas zu Essen machte. Oh Gott, ich bin wirklich so eine schlechte Freundin. Wer will schon jemanden mit so einem Geschmack? Oder eine, welche einen die ganze Zeit weckt? Vor Zweifel an mir selbst stiegen mir Tränen in die Augen. Ich war ein schrecklicher Mensch. Mailo hätte ich in Ruhe weiterschlafen lassen können, aber nein. Ich war einfach viel zu egoistisch.

"Warum weinst du jetzt Prinzessin?", fragte Mailo sanft, aber verzweifelt und lief wieder auf mich zu. Erneut seufzte er, ehe seine starke Hand mich sanft an ihn presste. Ich schlang meine Arme fest um ihn und verschränkte sie hinter ihm. Um mich zu beruhigen atmete ich seinen Duft ein und musste sofort wieder etwas lächeln.

"Ich bin ein schrecklicher Mensch.", seufzte ich und drückte ihn noch enger an mich heran. Mailo war so schön warm, dass ich auf der Stelle hätte einschlafen können. Seine Brust fing aber kurz an zu beben, weshalb ich verdutzt zu ihm aufsah.

"Du bist schwanger. Du machst dir einfach zu viele Sorgen über sinnlose Dinge.", klärte Mailo ganz sanft auf. Wieder legte er eine Hand an meine Wange und küsste meine Stirn. Doch dies reichte mir nicht. Diesmal umfasste ich sein Gesicht und zog es wieder zu mir herunter, um unsere Lippen zu versiegeln. Ich hatte ihn schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr so intensiv geküsst wie gerade eben. Mein Herzschlag beschleunigte sich enorm und Schmetterlinge fingen an in meinem Bauch zu tanzen. Heftige Schmetterlinge. Oder nein warte, dies waren Tritte. Schnell löste ich mich von Mailo und legte seine große Hand auf meinen Bauch. Er schien kurzzeitig irritiert, bis auch er es spürte. Ein ungläubiges Lächeln umspielte seine Lippen. Doch schnell legte Mailo auch seine zweite Hand an meinen Bauch und strich darüber.

Prudence Onde histórias criam vida. Descubra agora