23. Niedlichkeit im Übermaß

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Während Mailo würgend über die Mauer gebeugt war, verteilte sich der beißende Gestank des halbverdauten Essens in der Luft. Reflexartig zog ich die Hand vor meine Nase. Als er endlich fertig war, drehte er sich wieder zu mir. Mailo sah total fertig aus. Haarsträhnen hingen ihm über die Stirn und der Blick extrem vernebelt. Vorsichtig drückte ich ihn an seinen Schultern auf den Boden, wo er sich direkt an die Mauer sacken ließ.

"Ich glaube mir ist schlecht.", brachte er leise heraus. Es tat irgendwie weh, ihn so leiden zu sehen. Es war wie ein kleiner, stumpfer Stich in die Magengrube.

"Ich weiß.", sagte ich ebenso leise. In meiner kleinen Tasche kramte ich erfolgreich nach Taschentüchern und Pfefferminzbonbons. Mit den Tüchern wischte ich ihm den Mund ab. Dazu noch ein Minzbonbon, welches erfolgreich den Geruch des Erbrochenen unterdrückte.

"Tut mir leid, dass ich so ein Arsch bin.", murmelte Mailo und fuhr sich durch die Haare. Er blickte verlegen auf seine Hände, mit welchen er kleine Grasbüschel herausriss.

"Du bist kein Arsch.", flüsterte ich. Wie von allein ließ ich mich neben Mailo nieder. Von der Seite musterte ich sein Profil. Er hatte markante Gesichtszüge und eine große Nase. Sein Kiefer mahlte, wobei sich seine schmalen Lippen leicht bewegten.

"Doch. Ich betrinke mich und du musst dich um mich kümmern.", gab er zurück. Nun galt sein Blick aber mir. Ich schluckte als ich in seine Augen sah. Dieses Gelb mit einem leichten Grünton war einfach unbeschreiblich. Es strahlt so eine Wärme aus. Eine besondere Wärme.

~~~

"Warte ich helfe dir.", sagte ich und legte Mailos muskulösen Arm über meine Schulter, als wir aus dem Bus aussteigen.

"Danke.", hauchte er nur leise in die kalte Nachtluft. Obwohl er stark schwankte, stütze er sich nicht mit vollem Gewicht auf mir ab. Wahrscheinlich auch gut so. Er müsste durch seine Größe und seine Muskeln fast doppelt soviel wie ich wiegen.

Vor seiner Tür kramte er ungeschickt den Hausschlüssel aus seiner Hosentasche und schloss auf. Als er reinging, machte Mailo jedoch keine Anstalten seinen Arm von meiner Schulter zu nehmen. Im Gegenteil, er wollte wohl, dass ich mit reinkomme.

"Ich glaube ich geh lieber nach Hause.", beschämt sah ich nach unten und legte Mailos Arm runter. "Meine Brüder warten sicher schon und ich will nicht, dass sie sich Sorgen machen.", ich drehte mich um, ohne Mailo noch einmal anzusehen. Dies wurde jedoch nichts, denn er zog mich sanft am Handgelenk zurück und legte eine Hand unter mein Kinn. Er hob es leicht an, so das ich quasi gezwungen war ihn anzusehen.

"Hab ich dir schon mal gesagt, dass du echt süße Augen hast?", sprach er so leise, dass ich es kaum verstand. Mailo strich mir eine Strähne hinter das Ohr und musterte mein Gesicht. Um genau zu sein, hatte er mir es sogar schon zwei mal gesagt. Trotzdem lächelte ich schwach über seine Aussage. Ob er sich im klaren war, was er für hübsche Augen hat? Wahrscheinlich nicht. "Eigentlich ist alles an dir süß. Deine großen braunen Augen, deine Größe oder wie du manchmal auf deiner Unterlippe kaust. So wie jetzt."

Mailos Kopf beugte sich immer weiter nach unten, während seine Augen tief in meine blickten. Ich legte meine rechte Hand in seinen Nacken und zog ihn somit weiter zu mir herunter. Sein frischer Atem strich meine Haut und hinterließ ein prickelndes Gefühl.
Nun nahm er sanft mein Gesicht in seinen Händen, womit ich meine Augen schloss. Denn jetzt kam etwas, was ich genießen wollte. Mein erster Kuss.

Wie würde es sich anfühlen, Mailos Lippen auf meinen zu spüren? Würde ich mich blamieren? Bevor ich mir noch mehr den Kopf darüber zerbrach, wollte ich den Abstand zwischen unseren Lippen nun schließen, doch Mailo machte mir da einen Strich durch die Rechnung.

Als ich meine Augen wieder öffnete, legte er seine Stirn an meine und hatte selber die Augen geschlossen. Er atmete schwer aus, bis er mir wieder in die Augen blickte.

"Wie gerne ich dich jetzt küssen würde.", flüsterte er. Ich hatte inzwischen meine Hände auf seiner Brust platziert, während seine fest um meine Taille gelegt waren. Zwischen uns schien nichtmal mehr eine Feder zu passen.

"Dann tu es.", sagte ich eben so leise wie er. Mailo schmunzelte und drückte mir leider nur einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe er seine wieder an meine legte.

"Nein, wenn ich das mache, will ich auch voll bei Bewusstsein sein und nicht noch halb betrunken.", er sah entschuldigend und traurig auf mich herab. "Aber bitte bleib hier."

"Ok.", war das einzige, was ich hervor brachte. Mailo löste die linke Hand von meiner Taille, nur um sie mir kurz darauf unter die Oberschenkel zu legen. Er hob mich hoch, wobei ich mir ein kleines Quietschen nicht unterdrücken konnte. Ich krallte mich in seinem Shirt fest, während er in das Haus eintrat.

"Wenn du quietschst ist das übrigens auch süß.", hauchte er mir ans Ohr. Mailo schwankte stark, als er die Treppe hinauf stolperte und doch fühlte ich mich sicher. Trotzdem war ich sehr erleichtert, als ich wieder Boden unter den Füßen spürte.

Wir waren in seinem Zimmer, wo das kleine Aquarium friedlich vor sich hin blubberte. Draußen wehten die Bäume im Wind und hinterließen auch im Haus ein angenehmes Rauschen.

"Hier zieh das bitte an.", sagte Mailo und erst jetzt bemerkte ich, dass er in seinen Klamotten herumwühlte. Nicht im Schrank, sondern auf dem Stuhl. Jetzt reichte er mir eines seiner Shirts. "Du weißt ja wo das Bad ist.", ergänzte er zwinkernd. Kopfschüttelnd, aber trotzdem mit einem Lächeln auf den Lippen ging ich ins Bad und schlüpfte aus meinem engen Kleid. Danach stülpte ich mir Mailos T-Shirt über, welches mir zum Glück fast zu den Knien ging. Ich hielt mir den Kragen des Shirts an die Nase und atmete tief ein. Es war dieser perfekte Geruch, eine Mischung aus seinem eigenen und dem Duft seines Parfums. Ich spülte mir noch eben schnell den Mund mit ein bisschen Wasser aus, ehe ich wieder zurück in Mailos Zimmer trat.

Dieser lag schon in seinem Bett und schlief, als ich vorsichtig heran tapste. Er atmete ruhig ein und wieder aus. Seine Haare waren etwas verwuschelt. Im Allgemeinen einfach wie ein Engel.

Doch ohne Vorwarnung schnellte dieser Engel nach oben und zog mich mit ins Bett. Mailo fing an mich durchzukitzeln. Sofort erfüllte mein Lachen den Raum, worauf er natürlich mit einstimmte. Verzweifelt und kraftlos versuchte ich Mailos große Hände wegzudrücken, doch er machte immer weiter. Es war so schön ihn mal richtig herzhaft lachen zu hören. Seine Finger hinterließen wieder mal eine wohlige Wärme, wodurch es mir langsam wirklich heiß wurde. Ich kugelte mich hin und her, inzwischen schon mit Bauchschmerzen vor lachen als er endlich aufhörte.

Er lag über mir und hatte sich links und rechts von meinen Schultern mit seinen durchtrainierten Armen abgestützt. Er sah mich mit einem intensiven Blick an und lächelte auf mich herab, als mein Lachen abklang. Mailo strich mir ein paar Haarsträhnen hinter das Ohr. "Ich finde es schön, dass du bleibst." sagte er sanft. Seine Lippen legte er ganz vorsichtig zwischen meine Augenbrauen, wo er sie erst einmal etwas ruhen ließ. Ich genoss diesen Moment wirklich unglaublich. Seine Lippen auf meiner Haut. Sein Körper auf meinem. Sein Geruch. Seine Stimme. Einfach alles.

"Wir sollten jetzt besser mal schlafen.", hauchte Mailo in meine Haare. Er drehte sich auf seinen Rücken, während er mich an meiner Hüfte mit sich zog. Ich legte meinen Kopf in seiner Halsbeuge ab und küsste ihn dort leicht am Hals.

"Gute Nacht."

"Gute Nacht, Süße."

Ich werde vermutlich jetzt öfter solche Bilder oder GIFs an den Anfang setzten. Die Personen sollen aber nicht Prudence, Mailo oder sonst wenn darstellen.

Prudence Onde as histórias ganham vida. Descobre agora