45. Albtraum

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Ich ging durch die Straßen und suchte Mailo. Wir hatten uns verabredet. Ich wusste nur nicht mehr wo. Leichte Verzweiflung stieg in mir auf, doch dann sah ich ihn. Ich rannte auf ihn zu, doch der Weg schien endlos. Ich kam einfach nicht voran. Meine Füße rannten zwar, doch die Strecke zog sich immer weiter. Auf einmal tauchte eine langbeinige Blondine hinter ihm auf. Mailo legte einen Arm um ihre Taille und zog sie enger an sich. Sie küssten sich kurz, ehe sie sich mit einem provokanten Lächeln zu mir drehten.

"Du hast doch wohl nicht wirklich gedacht, dass ich mit dir zufrieden bin?", obwohl Mailo noch weit entfernt stand, klang seine Stimme nah und deutlich. Gelächter schallte an meine Ohren und er setzte noch einen drauf. "Wer würde schon so ein nerviges, kleines Etwas wie dich lieben."

Doch dann zog mich plötzlich eine imaginäre Kraft in den Boden. Lautlos und schmerzlos landete ich im Nichts. Alles um mich herum war dunkel. Komplett schwarz. Es roch nach modriger Erde und Holz. Eine mir allzu bekannte Stimme hallte nun durch den 'Raum'. Zwar hatte ich sie seit Jahren nicht mehr gehört, erkannte sie aber sofort.

"Ich habe dir doch immer beigebracht neugierig zu sein.", sagte diese Stimme und es hörte sich so an, als ob die Person weinen würde.

"Mum?", rief ich und sah mich panisch um. Vergebens, denn es war überall stockdunkel. Die Stimme kam irgendwie von überall aber auch von nirgendwo. "Mum?!", rief ich nochmals als ich keine Antwort erhielt.

"Schon von Anfang an hast du gemerkt, dass er etwas vor dir geheimhält. Jetzt weißt du's. Wenn du nur schon vorher angefangen hättest, nachzuhaken würde dich die Wahrheit nicht so verletzten. Du hättest es merken sollen, bevor du angefangen hast, ihn zu lieben.", die Stimme meiner Mutter hallte immer weiter in meinem Kopf herum. Ich presste mir die Ohren auf die Hand und versuchte diese Worte und Geschehnisse zu vergessen, doch es klappte nicht. Alles wirbelte in meinem Kopf herum, bis eine Stimme alles durchschnitt.

"Prudence? Wach auf!", sagte Mailo verzweifelt und rüttelte an meiner Schulter. Ich schnappte nach oben und blickte mich panisch um. Wir befanden uns in Mailos Bett. Meine Wangen waren nass und mein Atem ging unregelmäßig. "Ich glaube, du hattest einen Albtraum.", klärte er auf und fuhr mir mit einer Hand ganz sanft über den Rücken.

Ich drehte mich zu ihm und sah auf. In seinen gelb-grünen Augen lag etwas besorgtes, etwas trauriges und ein kleines bisschen von Verstörtheit. Mein Mund war komplett ausgetrocknet und selbst wenn ich gewollt hätte, konnte ich nichts darauf erwidern. Jedoch kamen mir wieder Tränen in die Augen, als ich Mailo ansah. Auch wenn es nur ein Traum gewesen war, hatte ich Angst, dass er Realität werden würde.

"Hey, Hey, Hey nicht weinen Prinzessin.", hauchte Mailo sanft und strich mir über die Wange, um meine Tränen aufzufangen. Doch ich konnte nichts dagegen tun, sie kamen einfach. "Es war nur ein Traum.", wenn dieser Traum aber in Erfüllung gehen sollte, wäre ich wahrscheinlich am Boden zerstört. Was ist, wenn er mir wirklich etwas so großes verheimlicht, dass unsere Beziehung zerstören würde.

Von meinen ganzen Gedanken völlig benebelt
war die erste Reaktion, dass ich mich halb an Mailo schmiss. Gerade noch so konnte er aufrecht sitzen bleiben. Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn so fest ich konnte an mich. Ich wollte alles in mich aufsaugen. Seinen Geruch, das Gefühl seines Herzschlages und auch das Gefühl seiner starken Arm, welche er nun um mich gelegt hatte. Mailo küsste meine Schläfe, wobei er seine Lippen noch lange auf dieser Stelle ruhen ließ und drückte mich dann ebenfalls fester an sich.

"Ist alles wieder ok?", hackte Mailo schwach lächelnd nach, als wir uns langsam wieder voneinander lösten. Ich sah stur auf die Bettdecke, doch durch ein leichtes Nicken gab ich ihm die Antwort, obwohl bei mir gerade alles andere als ok war.

Mailo legte sich wieder zurück auf den Rücken und zog mich zart mit sich an seine Brust. Er strich mir über den Rücken und schloss wahrscheinlich wieder seine Augen. Ich hingegen lag komplett wach da und ließ mir die Worte von Beiden immer wieder durch den Kopf gehen. Vor allem der Satz 'Wer würde schon so ein nerviges, kleines Etwas wie dich lieben.' versetzte mir einen Stich in die Brust.

Als Mailo endgültig eingeschlafen sein musste, befreite ich mich von seinen Armen. Keine Ahnung warum, aber ich rollte mich einfach zu einer kleinen Kugel zusammen. Als würde genau das mich davor schützen, besagte Worte zu hören. Zwei warme Arme legten sich von hinten um mich. Mailo schien doch noch nicht geschlafen zu haben, denn nun verteilte er mehrere kleine Küsse auf meinem Hinterkopf. Ich musste leicht schmunzeln, während er zufrieden seufzte und mich noch etwas näher an sich zog.

"Ich liebe dich.", flüsterte ich und drehte mich in seinen Armen zu ihm herum. Mailo öffnete glücklich lächelnd seine Augen und küsste meine Nasenspitze.

"Ich liebe dich auch Prinzessin.", flüsterte er zurück. Nun erwiderte ich sein Lächeln. Ich ging einem gewissen Drang nach, indem ich meine Lippen auf seine legte. Sofort vergrub ich meine Hände in seinen Haaren, während Mailo unsere Lippen gegeneinander bewegte. Mein Herz schlug mir gefühlt im Hals und raste wie verrückt. Er drehte sich so, dass er über mir lag, ließ aber nicht von meinen Lippen ab. Inzwischen spielten unsere Zungen schon miteinander und lösten somit ein Feuerwerk in meinem Bauch aus. Ganz langsam fuhr Mailo mit seinen Händen unter mein Shirt. Oder besser gesagt seins, welches er mir wieder geliehen hatte. Schon fast quälend langsam zog Mailo mir es über den Kopf. Seine Lippen lagen sofort wieder auf meinen. Jedoch küssten sie sich nun einen Weg weiter nach unten zu meinem Dekolleté. Mailo fing an einer Stelle an zu saugen, welches mir ein kleines Stöhnen entlockte.

Genau dies schien das Zeichen für Mailo gewesen zu sein, denn er schaute mir nochmals kurz in die Augen, ehe er sich wieder meinen Lippen zuwandte und wir miteinander schliefen. Doch dieses mal, fühlte es sich irgendwie intensiver an. Außerdem gab es mir wieder das Gefühl, dass diese Sorgen meines Traumes vollkommen unbegründet waren.

Prudence Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu