36. Tanzen für Anfänger

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"Prud? Du bist dann heute Abend kurz alleine, wenn wir unsere Begleitungen abholen.", sagte Lance und stocherte in seinen Spaghetti herum. Heute Abend war der Abschlussball. Natürlich freute ich mich darauf nur wusste ich nicht, wie Mailo und ich nur wie Freunde aussehen sollten. Er küsste mich immer so oft und ich fand es natürlich unbeschreiblich toll, doch das würde uns auffliegen lassen.

"Ist ok.", sagte ich, während ich mir wieder eine Gabel der Nudeln in den Mund schob und ihm ein Peacezeichen zeigte. Lance und Enzo hatten zwar noch nicht gesagt, mit wem sie kommen würden, aber es würden sehr wahrscheinlich wieder irgendwelche unnatürlichen Blondinen sein mit überdimensionalen Ausschnitt. Kurz gesagt, so wie jedes Jahr.

"Ich hole dich dann so gegen 19 Uhr ab. Einverstanden Pri... Prudence?", fragte Mailo, welcher gerade hinter mir aufgetaucht war und mir mal wieder in die Seite pickte. Fast hätte er Prinzessin gesagt und ich hoffte inständig, dass die Anderen es nicht gehört hatten. Vier böse funkelnde Augenpaare sahen in Mailos Richtung, weshalb ich die Augen verdrehte.

"Passt.", sagte ich knapp und sah kurz auf seine Lippen. Mailo lächelte und nickte meinen Brüdern zum Abschied kurz, ehe er wieder verschwand. Von der anderen Seite des Tisches hörte ich murmeln wie: 'Ich bring ihn um' oder: 'Dieser scheiß Wichser'
Ich verdrehte die Augen abermals und tat einfach so, als habe ich das alles nicht gehört.

"Wo treffen wir uns dann Sweety?", fragte Flora und lehnte sich an Alex Schulter. Dieses Bild von ihr und meinem Bruder war extrem seltsam, aber ich freute mich für sie.

"Wir werden uns schon irgendwo sehen.", winkte ich lächelnd ab und stand nun auch auf. Ich war eh ein Mensch, welcher die Zeit schnell aus dem Auge verlor und bei dem Verabredungen bei Veranstaltungen eh nichts nützten. "Tschöö.", sagte ich noch, ehe ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle machte.

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Vorsichtig nahm ich mein Kleid aus dem Schrank und betrachtete es. Meine Wahl war ganz gut gewesen, worauf ich mir am liebsten selbst auf die Schulter geklopft hätte. Ich legte es auf mein Bett und kramte noch schnell nach meinen Schuhen und den Ohrringen, welche ich extra dafür besorgt hatte. Diese Dinge stellte ich noch dazu. Noch ein letztes mal betrachtete ich mein Kleid, bevor ich schnell unter die Dusche ging. Das Wasser weckte mich nochmal ein bisschen auf, worüber ich sehr dankbar war. Mit einem Handtuch um den Körper und einem kleineren um die Haare trat ich wieder in mein Zimmer und suchte Unterwäsche heraus. Ich rubbelte meine Haare etwas trocken, kämmte sie und griff dann nach meiner Frisiertasche.

Als ich damit fertig war, hatte mein Spiegelbild einen verspielten Dutt, wobei mir vorne noch ein paar gelockte Strähnen runter hingen. Nun ging es ans Make up. Ich entschied mich für smokey eyes, einen dezenten Lidstrich und natürlich Mascara. Doch dieses Mal ließ ich den roten Lippenstift weg und nahm dafür einen rosenholzfarbenen. Zum Schluss kamen noch die Ohrringe dazu und ich zog meine Schuhe an.

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich pünktlich fertig und lief schonmal ins Wohnzimmer. Meine Aufregung stieg immer mehr an so, dass ich es langsam nicht mehr aushielt. Als dann auch noch ein Wagen in unsere Einfahrt einbog und ich Mailos Audi erkannte, wäre ich am liebsten rausgerannt. Doch ich wartete bis es klingelte. Ich stand auf und öffnete die Tür.

Vor mir stand ein anzugtragender Mailo, welcher gerade nervös an seiner Fliege herumfummelte. Er blickte zu mir und ein breites Lächeln zierte sein Gesicht. Hinter seinem Rücken holte er einen kleinen Blumenstrauß aus weißen Rosen hervor und überreichte ihn mir.

"Hi Prinzessin.", sagte Mailo, als ich den Strauß entgegennahm. Ich betrachtete diesen kurz, ehe ich wieder zu Mailo sah.

"Hey.", sagte ich und musterte ihn kurz von oben bis unten. Der Anzug stand ihm perfekt und betonte seine breit gebauten Schultern. Auch er schien mich zu betrachten.

"Du siehst wunderschön aus.", hauchte Mailo und trat näher an mich heran. Meine Wangen glühten auf, während er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte. Mailo hielt mir seinen Arm hin bei welchem ich mich einhackte und wir in sein Auto einstiegen. Während der Fahrt sprachen wir eigentlich nicht viel, sondern sangen eher irgend welche Lieder aus dem Radio mit. Meine gute Laune stieg nun auch immer weiter, vor allem, als wir ankamen.

Am Eingang war ein kleiner Fotobogen mit Fotograf. Jeder Schüler ließ sich dort mit Partner fotografieren, ehe sie reingingen. Wir stellten uns in der Reihe an. Dabei griff Mailo zaghaft nach meiner Hand. Ich schaute mich panisch um, ob meine Brüder in der Nähe waren, was zum Glück nicht der Fall war.

Als wir endlich im Saal ankamen, hackte ich mich wieder bei Mailo ein, welcher mich zu einer Gruppe brachte, die stark nach dem Footballteam aussah. Unter anderem stand dort auch schon Lance mit, ja wer hätte es gedacht, einer Blondine mit großem Vorbau. Sie hatte lange, dünne Beine und große blaue Augen. Neben ihr kam ich mir vor wie ein kleiner Bergtroll. Lance hingegen starrte Mailo böse an und man spürte förmlich denn Hass in diesem Blick. Bei meinen anderen Brüdern war es nicht anders, welche allmählich dazukamen. Die Anspannung wurde immer größer, bis es Mailo anscheinend nicht mehr aushielt.

"Willst du tanzen?", frage er mich und sah zu mir herab. Trotz meiner hohen Schuhe war Mailo immer noch mindestens einen Kopf größer als ich.

"Gerne.", sagte ich und lief mit ihm zur Tanzfläche. Seine Hände wurden etwas schwitzig und er atmete schneller.

"Was ist?", hackte ich neugierig nach und musterte seinen Blick von der Seite. Mailo sah sich um, ehe er wieder zu mir sah und antwortete.

"Bin ein ziemlich mieser Tänzer.", gab er zu und schaute den Anderen um uns herum kurz zu. Die Hilflosigkeit war ihm ins Gesicht geschrieben.

"Ich helfe dir.", sagte ich sanft und lächelte über seine Verzweiflung. Ich positionierte eine seiner Hände am unteren Teil meines Rückens, in die Andere legte ich eine meiner Hände. Meine noch freie Hand legte ich auf seine Schulter. "Mit dem musst du zuerst vor.", sagte ich und nickte zu seinem linken Bein.

Wir fingen an zu tanzen wobei ich sagen musste, das er immer hin die Grundschritte beherrschte. Nur an der Eleganz haperte es noch. Mailo musste die ganze Zeit nach unten auf seine Füße gucken, um mich nicht zu treten. Ich beobachtete ihn dabei wie er konzentriert auf den Boden starrte und seine Stirn in Falten legte. Doch allmählich schien er auch seinen Spaß daran zu finden, denn er hob den einen Arm an und drehte mich einmal. Ich musste kichern, als er mich dann auch noch anhob und sich mit mir im Kreis drehte.

"Das ist mir zu kompliziert.", flüsterte Mailo in mein Ohr als er mich wieder sanft absetzte. Er grinste über beide Ohren und strich nochmal kurz über meine Wange. "Ich geh nochmal zu den Jungs. Du kannst ja zu Flora oder so gehen, denn deine Brüder finden uns zusammen wohl nicht so prickelnd."

Als Antwort nickte ich nur und wir entfernten uns in verschiedene Richtungen. Sofort ging ich in der Masse an Menschen unter. Ich hatte keine Ahnung mehr wo ich, geschweige denn, wo Flora war.
Mehrere Minuten irrte ich dort herum bis ich die Eingangstür sah. Ich beschloss ein wenig frische Luft zu schnappen und ging hinaus. Kühle Sommerluft schlug an meine Haut und brachte mich zum zittern. Doch ich wollte nicht rein, da ich nicht wieder in dem stickigen Strom aus Leuten geraten wollte. Ich setzte mich auf die kleine Treppe, welche von allen Menschen verlassen war und zog meine Beine etwas an. Wärmend schlang ich meine eigenen Arme um mich selbst und sah in die Ferne.

Mehrere Minuten musste ich so dagesessen haben, als sich etwas warmes um meine Arme legte. Ich blickte nach oben und sah Mailo in seinem weiße Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Er hatte sein Sakko um meine Schultern gelegt und setzte sich nun neben mich.

Hier ein Cut aber ich versuche das nächste Kapitel heute noch rauszubringen.

Prudence Where stories live. Discover now