47. Das große Spiel

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"Atme einfach nochmal tief durch.", versuchte ich ihn ein bisschen zu beruhigen. Den ganzen Vormittag war er nun schon so aufgekratzt und schien vor Nervosität fast zu platzen. Heute war sein letztes Spiel und wie versprochen, würde ich zugucken.

"Was ist, wenn ich es verhaue? Dann bin ich der Trottel der Mannschaft und könnte einen Platz für nächstes Jahr komplett streichen. Schließlich ist es mein erstes Spiel in dem Team.", floss es aus Mailo hinaus, während er sich gestresst durch die Haare fuhr. Langsam machte es mich auch etwas verrückt.

"Ich glaub an dich, ok?", sagte ich sanft und zog ihn etwas zu mir herunter. Ich küsste ihn kurz auf die Lippen, ehe wir uns wieder lösten. "Du schaffst das.", ich lächelte ihn aufmunternd an, bevor ich den nervösen Mailo regelrecht in die Umkleide schob. Als dies getan war lief ich zu der großen Tribüne, auf welcher bereits Maria und Enzo warteten.

"Während des Spieles musst du mir aber ein paar Dinge erklären.", stellte ich an Lorenzo gewandt fest. Er nickte knapp, blickte aber nicht von seinem Handy auf. Unauffällig versuchte ich einen Blick auf sein Display zu erhaschen. Anscheinend schrieb er mit irgend einem Kumpel über eine Party heute Nacht.

"Geht ihr heute weg?", fragte ich mit gerunzelter Stirn. Mich störte es zwar nicht so gewaltig, da ich bei Mailo übernachten wollte, aber mein Bauchgefühl war dabei merkwürdig. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass meine Brüder und ich uns langsam auseinander lebten. Früher haben wir fast alles zusammen getan und selbst wenn nicht, wussten wir immer wo die Anderen waren. Verstanden haben wir uns auch super, einander viel anvertraut. Jedoch sieht es momentan anders aus. Ich erfahre nicht mehr wirklich, wann meine Brüder auf eine Party gehen und das mit Geheimnissen anvertrauen und sowas klappt auch nicht mehr so recht.

"Jap.", unterbrach Enzo meinen Gedankenfluss und brachte mich so auch wieder zurück in meine Umgebung. Er steckte das Handy wieder weg und sah auf das Spielfeld, wo die Mannschaften sich schon gegenüber standen. Die Offense unserer Schule stand momentan auf dem Platz und somit auch Mailo.

"Warum jubeln jetzt alle?", fragte ich Enzo lächelnd, welcher ebenfalls energisch in die Hände klatschte.

"Naja die Offense muss denn Ball ja in vier Versuchen mindestens zehn Yard weit bringen. Und Lance ist gerade ziemlich weit mit dem Ball gekommen.", erklärte er mir. Ich versuchte diese Regel irgendwie zu verstehen und sah wieder zum Feld. Erneut standen sich die Mannschaften gegenüber und der Ball wurde wieder ins Spiel gebracht.

So ging das eine ganze Zeit so weiter, bis unser Team am Ende mit zehn Punkte Vorsprung gewann. Alle sprangen vor Freude auf und klatschten energisch. Mailo, welchen ich in dem Haufen der jubelnden Spieler erst nicht mehr erkannt hatte, zog sich den Helm vom Kopf und kam an den Rand des Spielfeldes. Ich lief ebenfalls zu ihm herunter. Sofort packte ich seine Montur und zog ihn zu mir herunter. Unsere Lippen legten sich aufeinander, während Mailo seine Arme um meine Taille legte. Seine Zunge fand meine und diese spielten etwas miteinander. Mir wurde immer wärmer, als meine Hände nach oben in Mailos Nacken rutschten. Atemlos lösten wir uns wieder voneinander. Mailos Lachen drang an meine Ohren.

"Scheiße man, ich hab es geschafft. Ich hab mich nicht blamiert.", sagte Mailo triumphierend, wobei er mich leicht anhob und im kreis drehte. Nun musste ich ebenfalls lachen. Als Mailo mich wieder absetzte grinste er immer noch über beide Ohren. "Hast du gesehen wie ich den einen Typ abgeblockt habe? Oder das, wo ich den Ball gerade noch so an mich zerren konnte?", prahlte er und erwartete wohl, dass ich etwas von der Wichtigkeit seiner Züge verstehen würde. Zwar war das Gegenteil der Fall, aber ich wollte ihn nicht entmutigen. Deswegen nickte ich und sah stolz zu ihm hoch.

"Ich hab doch gesagt, du schaffst es.", sagte ich sanft und spielte unterdessen immer noch lächelnd mit Mailos Haaransatz im Nacken.

"Gut gespielt Miller.", sagte Sam und klopfte Mailo im Vorbeigehen kurz auf die Schulter. Zwar sah man keine große Freundschaft zwischen den Beiden, aber ich rechnete es Sam hoch an, dass er über seinen inneren Schweinehund hinweg gekommen zu sein schien.

"Danke mann, du auch.", rief Mailo meinem Bruder nach, als er sich auch schon wieder an mich wand. "Ich geh mich schnell umziehen und dann fahren wir los, ja?", sagte er, wobei er mir eine Haarsträhne hinter die Ohren strich. Sein Gesicht strahlte noch immer vor Freude, welche sich gleich auf mich übertrug. Ich nickte und er verschwand Richtung Umkleiden.

Nachdem ich mich noch kurz mit Maria unterhalten hatte, ging ich auch so langsam zu den Umkleidekabinen. Mailo stand bereits davor, doch irgend etwas stimmte nicht. Sein vorhin noch so glückliches Gesicht war zu einer ernsten Miene geworden. Sein Körper war angespannt und er biss sich auf die Innenseite seiner Wange als Mailo mich erblickte.

"Ähm Prinzessin, wir können uns heute doch nicht treffen. Ich kann dich noch schnell nach Hause fahren, aber mehr auch nicht.", sagte Mailo krampfhaft, während er kleine Kieselsteine vom Parkplatz kickte.

"Ok... warum denn nicht?", hackte ich nach. Ich zwang mich irgendwie zu einem kleinen Lächeln obwohl ich jetzt ebenfalls nicht mehr so glücklich war. Ich hatte mich eigentlich auf den Nachmittag und Abend mit Mailo gefreut.

"Keinen große Sache.", sagte er knapp und lief bereits Richtung Auto. Und genau das meinte ich. Er schien mir etwas zu verschweigen.

"Warum willst du es mir denn nicht erzählen?", hackte ich erneut nach. Irgendwie erinnerte ich mich gerade selbst an ein kleines quengelndes Kleinkind. Da ich aber keine Antwort erhielt, blieb ich einfach stehen. Mailo drehte sich mit zusammengezogenen Augenbrauen zu mir herum und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. "Ich habe dir schon so viel anvertraut was mein Leben angeht und du sagst mir nichtmal, warum du keine Zeit hast. Das ist doch eine ganz simple Frage. Aber stattdessen bekomme ich von dir Lügen aufgetischt.", gab ich nun säuerlich von mit. Bei mir war jetzt endgültig der Geduldsfaden gerissen.

"Wann habe ich dich denn bitte schön angelogen?", fragte Mailo verwirrt nach. Die Autotüre, welche er bereits geöffnet hatte, schloss er nun wieder.

"Zum Beispiel als du mal diese vielen Schnittwunden und Blutergüsse hattest, sagtest du, dass du dir diese beim Training zugezogen hast. Von meinem Bruder habe ich später aber erfahren, dass ihr in dieser Woche gar kein Training mehr hattet.", sagte ich mich gespielter Überraschung. Gestresst fuhr Mailo sich durch seine weichen blonden Haare, während er anfing mit seinen Zähnen zu knirschen.

"Entweder du steigst jetzt ein oder ich fahr allein.", gab er leise von sich. Ich zog scharf die Luft ein und schüttelte darauf meinen Kopf. Warum zur Hölle wollte er mir nicht sagen, was mit ihm los war? Oder was er mir verheimlichte? Denn seiner Reaktion zu urteilen hatte ich die ganze Zeit über ein richtiges Gefühl dabei.

"Naja dann bis Morgen.", sagte Mailo knapp, stieg in sein Auto und ließ mich einfach so stehen.

Sorry das so lange kein Kapitel mehr kam. Hatte irgendwie eine kleine Schreibblockade. Hoffe es gefällt euch.
LG

Prudence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt