44. Merkwürdige Lüge

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Schnell schnappte ich nach Alex's Handgelenk, bevor er überhaupt reagieren konnte. Ich zog ihn nach draußen in unseren Garten, bis zu einer kleinen hellen Bank. Wir setzten uns und er sah mich verdutzt an.

"Es geht um Mailo.", sagte ich um ihn auf das Kommende vorzubereiten. Zwar verschränkte Alex die Arme vor der Brust, doch gleichzeitig lehnte er sich zurück und sah mich gespannt an. "Naja, er verhält sich manchmal irgendwie komisch.", fing ich an, wurde aber sofort unterbrochen.

"Hat er irgendwas mit dir gemacht, was du nicht wolltest?", fragte Alex etwas schockiert. Schlagartig richtete er sich wieder nach vorne zu mir und wartete auf eine Antwort.

"Nein, das würde er niemals tun.", beruhigte ich ihn. Zugleich schenkte ich meinen Worten glauben denn ich denke nicht, dass Mailo mir irgendetwas antuen würde. "Aber manchmal macht er halt so Dinge, die ich mir nicht so richtig erklären kann.", ich fing an, verschiedene Situationen zu erzählen. Zum Beispiel, als Mailo so merkwürdig auf dem Schulflur reagiert hatte, oder die Tage wo seine Mutter sagte, ich müsse plötzlich los. Immer verkrampfte Mailo dabei und ließ mich nicht an ihn heran. Alex hätte vielleicht eine Idee, was mit ihm war.

"Puh, das klingt wirklich alles etwas merkwürdig.", sagte Alex und starrte kurz ins Leere. Dann plötzlich schien Alex ein Geistesblitz gekommen zu sein, denn zumindest drehte er sich ruckartig zu mir herum. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er musterte mich kurz. "Hast du gerade gesagt, dass Mailo an dem einen Freitag, wo du mit Flora das Kleid kaufen warst, wegen Football stark verletzt war?", hackte er unsicher nach.

"Ja.", sagte ich verdutzt. Eigentlich hatte ich es nur so am Rande erwähnt, da es mir nicht wichtig erschien. Doch für Alex schien es bedeutend.

"Aber in der Woche, außer an dem Montag als du dabei warst, hatten wir kein Training. Viele hatten mit den letzten Klausuren zu kämpfen und auch der Coach ist krank geworden.", sagte Alex in einem langsamen leiernden Ton, als ob er es selber gerade verstehen würde. Doch anstatt das mir diese Information irgendwie weiter half, verwirrte es mich noch deutlich mehr. Wo zur Hölle hatte sich Mailo so verletzt und warum wollte er nicht mit mir darüber reden?  

~~~

"Oh man, das ist echt ziemlich kalt.", sagte ich und sah auf das relativ klare Teichwasser zu meinen Füßen. Mailo hatte die geniale Idee gehabt zu dem Teich auf seiner Lieblingslichtung zu gehen. Es war einer der heißesten Tage bisher und eine Abkühlung erschien mir als angenehm. Doch dass das Wasser so kalt war, hätte ich nicht gedacht. Während ich bis jetzt nur mit meinen Füßen im Wasser stand, war Mailo schon weiter hinein gelaufen und lachte über mein Klagen.

"Wenn du nicht gleich von selbst kommst, schmeiß ich dich rein!", drohte er mir lachend. Augen zu und durch was? Also schloss ich meine Augen und lief so schnell es mir möglich war ins Wasser. Die Wasseroberfläche hatte gerade mal meine Hüften erreicht, als ich aufquicken musste und es mich kurz schauderte. Mailo stand immer noch an der selben Stelle. Dort ging ihm das Wasser bis zur Hüfte was bedeutete, mir fast bis zur Brust. Schnell lief ich weiter auf ihn zu.

"Geht doch.", sagte Mailo und nahm meine Hände. Langsam zog er mich immer weiter in die Mitte des Teiches. Nun stand ich bis zum Hals im Wasser. Kurz schmunzelte Mailo zu mir herunter, ehe er mich kurzerhand nach oben hob. Ich klammerte meine Beine um seine Mitte, damit ich mich über Wasser halten konnte. Trotz des kalten Wassers war Mailo immer noch schön warm. Ein Grund mehr, weshalb ich mich noch enger an ihn presste.
Nie hätte ich gedacht, dass der Teich so tief ist. Mittlerweile stand nämlich auch Mailo bis zu seiner Brust im Wasser, immer noch die starken Arme um mich gelegt.

"Du bist so schön warm.", nuschelte ich, als Mailo nun endgültig aufgehört hatte, im Teich umherzulaufen. Mit seiner Hand fuhr er über meinen Rücken und ließ sie darauf ruhen.

"Vorhin war dir noch warm und jetzt willst du dich an mir wärmen.", flüsterte Mailo in mein Ohr. Das Lächeln war dabei deutlich rauszuhören.

"Tja jetzt ist mir aber kalt.", sagte ich achselzuckend. Mailo lachte grundlos, worauf ich mit einstimmte. Sein Lachen war einfach so ansteckend.

"Prinzessin? Hast du am Sonntag eigentlich schon etwas vor?", fragte er auf einmal so komplett aus dem Nichts heraus. Ich schüttelte meinen Kopf an seiner Halsbeuge, zu eingehüllt von der Wärme.

"Warum?", setzte ich noch mit hinten dran. Schließlich trafen wir uns eh fast jedes Wochenende.

"Da ist mein letztes Spiel vor den Sommerferien. Wenn du willst, kannst du ja mitkommen. Deine Brüder wissen ja nun eh über uns bescheid also sollte dem auch nichts im Weg stehen.", erklärte Mailo. Die Hand, welche vorher noch auf meinem Rücken gelegen hatte, legte er nun an meine Haare. Er strich sie etwas zurück und musterte mich lächelnd.

"Klar gerne, warum nicht.", sagte ich und erwiderte sein Lächeln. Zwar interessierte mich Football so überhaupt nicht doch ich wusste, wie viel es ihm bedeutete. Schon vor ein paar Wochen hatte Mailo mir erzählt, dass er mich gerne mal bei einem seiner Spiele dabei hätte. Also warum denn nicht. Seine Antwort darauf war nur ein zufriedenes Grinsen und ein Kuss auf meine Stirn. Auf meiner Haut entstand wieder so ein schönes kribbeln, weshalb ich traurig war, als Mailo wieder von mir abließ.

"Ich glaube wir sollten wieder raus. Du bist wirklich eiskalt.", sagte Mailo nach einer ausgiebigen Wasserschlacht. Also schwammen wir, beziehungsweiße ich weil Mailo noch stehen konnte, zurück ans Ufer und zogen uns um.

"Du zitterst ja immer noch etwas.", bemerkte Mailo schmunzelnd bei unserem Weg zurück zu ihm nach Hause. Sofort legte er einen warmen Arm um meine Schulter und zog mich so nah wie möglich seitlich an ihn. Mir war im Wasser wirklich ziemlich kalt geworden. Auch wenn es ziemlich warm war, war das Wasser eiskalt. Doch wie so oft konnte ich mich an ihm wärmen.

Auch wenn ich an diesem Abend wieder bei ihm geschlafen hatte, wurde diese Nacht nicht so schön.

Prudence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt