43. "... mein Vater"

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Zum ersten Mal wachte ich vor Mailo auf. Im Schlaf schien ich mich bewegte zu haben, dann nun lag ich an ihn geklammert da. Leicht hob ich meinen Kopf und sah in sein schlafendes Gesicht. Mailo atmete leise durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Dazu bewegte sich sein Brustkorb gleichmäßig. Seine Harre fielen ihm ein bisschen an die Stirn und ließen ihn dadurch irgendwie unschuldig aussehen. Bedacht fuhr ich ihm durch die Haare, doch ihn schien es kein bisschen zu stören. Ganz im Gegenteil sogar. Mailo seufzte glücklich im Schlaf und blieb ruhig liegen. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.

Ich rutschte etwas höher und stupste seine große Nase sachte mit meiner an. Immer noch keine Reaktion. Diesmal machte ich es etwas stärker, worauf Mailo ein tiefes Grummeln entwich. Ich schwebte mit meine Gesicht direkt über seinem und lächelte ihn an, als er flackernd seine Augen öffnete. Mailo erwiderte das Lächeln schlaftrunken und wegen der Sonne mit noch halb zusammen gekniffenen Augen.

"Ich verzeih dir.", kam ich gleich zur Sache. Vielleicht hatte ich ja auch ein bisschen überreagiert. Schließlich hatte Mailo sich mehrmals und noch dazu wirklich niedlich entschuldigt. Und ja, vielleicht weil ich seine Nähe auch furchtbar vermisst habe.

Mailo schaute mich erst ungläubig an, doch dann schien er zu merken, dass ich nicht annähernd scherzte. Sein Lächeln wurde breiter und ich spürte seine Lippen auf meinem Mundwinkel.

"Hätte das wahrscheinlich auch nicht länger ausgehalten.", nuschelte Mailo und sah mir direkt in die Augen. Dieses Mal strahlten sie wieder richtig, wobei sie seine innere Freude regelrecht preisgaben.

~~~

"Ich bin wieder da!", rief Mailo in das Haus hinein und ließ mich als erstes durch. Ich schlüpfte unter seinem Arm hindurch und zog mir schnell meine Schuhe aus. Er tat es mir gleich, ehe wir ins Wohnzimmer gingen.

Unerwartet verkrampfte sich Mailos Hand, in welche er meine hielt. Ich sah verwundert zu ihm hoch, doch folgte seinem kalten Blick auf das Sofa. Dort saß, besser gesagt stand jetzt, ein sehr großer Mann. Seine Augen ähnelten Mailos, nur waren sie viel härter und unfreundlicher. Dieser Mann kam näher auf uns zu und war sogar noch größer als Mailo selbst.

"Wenn hast du denn da mitgebracht?", fragte dieser Mann und musterte mich grinsend. Kurz fuhr er sich mit seiner Zunge über die Unterlippe, bevor sein Blick wieder zu Mailo schwof.

"Das ist Prudence. Prudence das ist mein...", er geriet kurz ins Stocken. Seine Stimme war merkwürdig fad und seine Hand begann leicht zu zittern. "... mein Vater.", beendete Mailo den Satz. Wirklich überraschen tat mich das nicht, denn seine Größe und seine Augen hatten ihn längst verraten.

"Freut mich sie kennen zu lernen.", sagte ich freundlich und steckte ihm meine freie Hand entgegen. Mailos Vater wiederum beachtete diese Geste garnicht, nur sein Grinsen wurde noch breiter. Sein Blick flog wieder über meinen Körper. Es war mir irgendwie unangenehm so betrachtet zu werden.

"Und was macht sie hier.", fragte er Mailo, doch behielt seinen Blick auf mir. Er legte den Kopf leicht schief und seine Augen begannen zu funkeln. Mailo schluckte kurz, ehe er antwortete.

"Sie ist meine Freundin.", sagte Mailo mit immer noch der selben monotonen Stimme. Das Grinsen seines Vaters wurde noch breiter, wenn das überhaupt möglich war. "Hast du gestern nicht gesagt, du verschwindest heute wieder?!", zischte Mailo zwischen zusammen gebissenen Zähnen, als solle ich es nicht hören.

"Nah, hab es mir anders überlegt.", sagte sein Vater unschuldig. Er tätschelte kurz Mailos Schulter, bevor er näher an sein Ohr rutschte. "Hast dir wirklich nen hübsches Exemplar ausgesucht.", flüsterte er in sein Ohr. Bestimmt sollte ich das nicht hören, doch ich lief rot an. Mailos Vater verschwand direkt danach mit einem ekeligen Grinsen nach oben.

"Dein Vater ist...", begann ich, doch musste erst nach dem richtigen Wort suchen.

"... widerlich, schmierig, ekelhaft, arrogant, einfach ein Arschloch?", bat mir Mailo an. Ein ironischer Lacher entfuhr ihm. Seine Augen fanden meine und ich musste feststellen, dass er vor Wut fast kochte.

"... komisch.", beendete ich kleinlaut meinen Satz. Mailo hatte mir relativ am Anfang schon erzählt das sein Vater ein Arsch ist. Doch er kam mir bis jetzt einfach nur etwas merkwürdig rüber.

"Mailo?!", rief seine Mutter. Mailo schloss kurz die Augen, atmete tief durch und sah mich dann kurz traurig an. Seine rechte Hand legte er kurz auf meine Wange.

"Ich hatte meiner Mutter noch versprochen ihr bei etwas zu helfen. Geh nach Hause, ich komm dann nochmal vorbei ok?", zwar war ich etwas verwundert, doch nickte einfach. Ich entfernte mich von ihm und ging nach draußen.

Gedankenverloren fuhr ich mit dem Bus nach Hause. Leider war es etwas trüberes Wetter, sonst hätte ich mich einfach in irgend einen Park oder in unseren Garten gesetzt. Doch so musste ich mich wohl oder übel mit meinen Brüdern ins Haus. Ich hatte mich ja wie schon erwähnt das gesamte Wochenende eingeschlossen und auch Montag war es nicht anders. Wahrscheinlich dürfte ich mir jetzt von ihnen irgend welche Standpauken anhören. Doch im Wohnzimmer ging gerade was ganz anderes ab.

Ich glaube Lance war in der Küche, während Alex halb heulend auf dem Boden lag. Natürlich gingen sofort meine Alarmglocken im Kopf an und ich lief zu ihm.

"Was ist denn passiert.", fragte ich beschwichtigend und fuhr langsam seinen Rücken auf und wieder ab. Alex richtete sich leicht auf.

"Mein letzter Erdnussflip ist unter das Sofa gerutscht.", schmollte er, wobei Alex wieder unter das Sofa sah. Als er endlich wieder aufstand zeigte ich ihm meinen besten 'dein-scheiß-Ernst?' Blick, worauf er wiederum grinste. Was läuft nur mit dem Typ bitte falsch? "Aber immer hin, sprichst du ja wieder mit uns."

"Ja kann sein.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Kurz vergewisserte ich mich, dass Lance nicht zuhörte, ehe ich noch etwas flüsternd hinzufügte. "Ich brauch mal deine Hilfe."


Mal ne kleine Frage... stören euch diese Zeitsprünge? Ich persönlich lasse etwas unwichtigerere Dinge nämlich gerne weg und wollte mal fragen, ob euch dies nicht so gefällt.

Und was denkt ihr, wobei Prudence Alexs Hilfe benötigt?

Prudence Where stories live. Discover now