41. "Hör mir mal zu..."

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Ich hatte Mailo mal wieder bei seinem Training zugeguckt und wartete vor der Umkleide auf ihn. Danach wollten wir nämlich wie so oft zu ihm fahren. Diesmal jedoch wussten es meine Brüder. Alex, welcher auch gerade aus der Umkleide kam, war es so ziemlich egal gewesen. Er zwinkerte mir kurz zu und ging dann zu seinem Auto. Durch die Tür die er ein bisschen offen gelassen hatte, konnte ich die Stimmen hinter der Tür belauschen.

"Wir sagen es dir ein letztes mal: Halt dich von ihr fern!", zischte Lance bedrohlich. Anscheinend ging es wieder um mich. Na toll.

"Und ich sage euch ein letztes Mal, dass ich sie liebe und das garantiert nicht machen werde.", sagte Mailo etwas gedämpfter und schien etwas in seiner Tasche zu verstauen. Ich musste leicht schmunzeln, als er dies sagte.

"Ach ja?! Für dich ist sie doch bloß ein Spielzeug.", fauchte Sam, wobei er bei jedem gesprochenen Wort lauter wurde. "Sie ist klein, süß und zerbrechlich. Perfekt für dich oder?", provozierte er weiter.

"Wie kommst du jetzt auf so eine Scheiße?", hackte Mailo verwirrt nach. Ich hatte auch keine Ahnung was er meinte, aber ich war etwas entsetzt darüber, wie mein Bruder mich beschrieb.

"Als ob wir nicht wüssten, dass du ein totaler Playboy bist. Sowas spricht sich herum!", klärte Lance auf und schien sich nun auch an diesem 'Gespräch' zu beteiligen. Für mich war das nichts Neues. Mailo hatte mir schon erzählt, wie er früher war.

"Erstens bin ich das nicht mehr und zweitens schaut euch doch mal an. Ihr habt jeden Tag ne Neue an eurer Seite.", knurrte Mailo bedrohlich, welcher wohl langsam die Geduld verlor und sich unbewusst auf die Provokationen einließ.

"Das ist jetzt egal. Hier gehts um was Anderes.", sprach Sam laut und würgte Mailos Themenwechsel damit ab. Er schnaufte aggressiv durch, ehe er weiter sprach. "Und? Wann springst du mit ihr ins Bett?", hackte er sarkastisch nach. Ich erkannte meinen Bruder kaum wieder, wurde bei seinen Worten aber trotzdem rot.

"Weißt du was? Das hab ich schon.", provozierte nun Mailo. Er baute sich vermutlich vor meinen Brüdern auf und funkelte sie böse an. "Sie lag unter mir und hat laut meinen Namen gestöhnt, während sie sich fest an mich geklammert hat.", das ging mir jetzt wirklich zu weit. Denn sowas ging meine Brüder nichts an. Aber vor allem verletzte es mich, wie Mailo darüber sprach.

"Ah, das ist also das wichtigste für dich gewesen?", sagte ich und öffnete die Tür etwas weiter. Ich sah Mailo enttäuscht an, ehe schon die erste Träne mein Auge verließ. Es schmerzte enorm ihn so darüber reden zu hören. Denn dieser Moment war so intim und nur für uns Beide gedacht, aber er prallte damit, wie mit einer Trophäe.

"Prinzessin...", hauchte Mailo mit geweiteten Augen. Er wollte auf mich zukommen, doch ich trat immer weiter zurück. Meine Wangen wurden durch meine Tränen immer feuchter, welche ganz von alleine mein Auge verließen.

"Ich habe dir vertraut. Und was machst du? Du prahlst damit vor meinen BRÜDERN, wie ich deinen Namen gestöhnt habe?", hackte ich ungläubig nach. Sowas hätte ich von ihm echt nicht erwartet. Wieder versuchte er auf mich zuzugehen, doch ich wich abermals aus. Mailo schien seinen Fehler längst erkannt zu haben, denn er fuhr sich mit seinen Händen übers Gesicht.

"Wir haben dir doch gesagt, dass er ein Arschloch ist.", gab Enzo von sich. Verwirrt drehte ich mich zu meinen dritten Bruder, welcher wahrscheinlich auf uns gewartet hatte.

"Ihr haltet euch da jetzt mal raus!", schrie ich sie an. Total perplex sahen mich alle drei an bevor sie, Gottseidank, zu ihren Autos liefen und davonfuhren. Ich wandte mich wieder Mailo zu, welcher mich verzweifelt ansah.

"Hör mir mal zu...", setzte er leise an, doch ich unterbrach ihn sofort.

"Nein, du hörst mir jetzt mal zu. Ich habe dir so weit Vertraut und dir mein erstes Mal geschenkt. Ich bereu es eigentlich auch überhaupt nicht, denn es war perfekt. Mit dir war es perfekt und ich habe es in vollen Zügen genossen, dir so nah zu sein. Ich habe auch den anfänglichen Schmerz ausgehalten und das nur, weil du es warst. Nur durch dich habe ich es ausgehalten. Für mich war es etwas ganz Besonderes, etwas ganz intimes und du prallst damit herum. Sowas ist nicht für Andere bestimmt sondern nur für uns.", schüttete ich regelrecht mein Herz aus. Atemlos stand ich da und wartete seine Reaktion darauf ab, doch ich fügte noch einen leisen Satz hinzu. "Ich bin enttäuscht von dir.", noch mehr Tränen lösten sich und ich fing an, erbittert zu weinen. Mailo trat näher an mich heran und blieb direkt vor mir stehen. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sanft versuchte Mailo mich in seine Arme zu ziehen, doch ich schlüpfte aus ihnen heraus.

"Fass mich nicht an.", sagte ich verzweifelt zwischen meinem Schluchzen und trat wieder etwas zurück. Er hatte mich damit wirklich verletzt. Tief verletzt.

"Es tut mir doch leid. Ich wollte das garnicht sagen...", fing Mailo wieder an zu erklären, doch solche Worte brachten jetzt auch nichts, weshalb ich ihn wieder abwürgte.

"Hast du aber.", sagte ich trotzig und sah ihn immer noch nicht an. Mailo versuchte vorsichtig einen Finger unter mein Kinn zu legen, doch ich schlug seine Hand weg. Er schnappte sich jedoch genau diese Hand und hielt sie fest. Kurz versuchte ich sie ihm grob zu entreißen, doch dies klappte eh nicht, da er viel zu stark war.

"Jetzt hörst du mir mal zu.", sagte Mailo ganz sanft. Er hielt immer noch meine Hand fest und verschränkte unsere Finger. Wiederwillig ließ ich es zu. "Für mich war dieser Moment auch etwas ganz Besonderes. Es war berauschend in dir zu versinken und dich gleichzeitig auch noch zu küssen. Halt einfach dir so nah zu sein, wie sonst keiner. Die Wort von eben sind so aus der Wut heraus gekommen. Ich wollte deine Brüder weiter provozieren.", Mailo machte eine kurze Pause, in welcher ich mich wieder zu Wort meldete.

"Du wolltest meine Brüder provozieren indem du ihnen erzählst wie ich deinen Namen stöhne.", realisierte ich und zog meine Hand von ihm weg. Nun sah ich nach langem mal wieder mit meinem verschwommenen Blick zu ihm hoch, direkt in die Augen. "Du bist so ein Arschloch.", hauchte ich ganz leise. Ich drehte mich danach einfach um und ging. Besser gesagt rannte ich weg, da ich es gerade in seiner Nähe nicht mehr aushielt.

Als ich weit genug entfernt war, setzte ich mich auf irgend eine Treppe, zog meine Beine an mich und weinte in meine Hände. Meine Brust, besser gesagt die Stelle meines Herzens, schmerzte höllisch und machte mir klar, dass Liebe scheiße ist.

Prudence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt