40. Prinzessinen und edle Ritter

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"Ihhhh!", schrie ich und sprang etwas auf und ab. Wild fuchtelte ich dazu mit meinen Händen und verzog mein Gesicht. "Mailo komm mal schnell, ihhhh!", schrie ich wieder ohne meinen Blick abzuwenden. Mailo kam nur mit Unterhose bekleidet und nasser Haut aus dem Bad gestürmt und sah mich fragend an. Ich deutete auf das widerliche Krabbelgetier und verzog wieder mein Gesicht. Lachend trat Mailo näher an mich heran und schaute ungläubig auf die fette Spinne.

"Das ist ne' winzige Spinne. Warum schreist du da so rum?", fragte er belustigt und sah sich das Ding an.

"Sie wollte mich bestimmt angreifen. Guck dir ihre gefährlichen Augen an.", erklärte ich und entfernte mich einen Schritt von der Wand. Zum Glück bewegte sich das Krabbelding nicht sondern blieb still sitzen.

"Niemand greift meine Prinzessin an. Da muss die Spinne wohl doch nen Abgang machen.", sagte Mailo und griff nach einem Taschentuch auf seinem Schreibtisch. Er zerquetschte die Spinne und schmiss das Tuch wieder weg.

"Danke, du edler Ritter.", sagte ich und schnaufte erleichtert aus. Mailo lachte und sah mich hochgezogenen Augenbrauen an.

"Jetzt bist du mir was schuldig.", sagte Mailo grinsend. Er fuhr sich durch seine feuchten Haare und blickte auf mich herab. Seine grün-gelben Augen hatten meine vollkommen fixiert. Endlich ist mir auch eingefallen, wie man sie beschreiben könnte. Als würde man durch einen Bernstein auf eine Limette schauen.

"Und... was schwebt dir da so vor?", versuchte ich eine verführerische Stimme aufzusetzen. Mit einer Hand fuhr ich ganz langsam, von oben nach unten, seine Bauchmuskeln nach. So als wäre er aus Zucker und ich das Wasser. Doch ziemlich schnell nahm Mailo meine Hand in seine und entfernte sie von seinem Körper, bevor ich unten angekommen war.

"Ich werde mir noch etwas überlegen.", grinste er und drehte sich um. Mailo ging zu seinem Aquarium und fütterte seine Fische. "Wir müssen gleich in die Schule, also zieh dich lieber mal um.", sagte er, während er irgend welche Körner oder ähnliches ins Aquarium schüttete. Ich sah an mir herab und stellte fest, dass ich mal wieder nur ein T-Shirt von Mailo trug. Entschlossen zog ich nur meine Jeans drunter und behielt das Shirt an. Schließlich konnte jeder wissen, dass ich zu ihm gehörte. Und ja, auch weil es verdammt bequem war und sein Shirt so schön nach ihm roch.

~~~

Total überfordert bekam ich den Ball zugespielt. Ich trippelte ein paar mal, ehe ich den Ball passen wollte. Nur leider stand dort gerade niemand aus meinem Team.

"Ich wäre frei gewesen.", motzte irgend ein Typ aus meinem Team und schüttelte über meinen dummen Ball den Kopf. Ich hatte ja schon immer gesagt, dass ich Basketball hasse. Und natürlich hatte ich Pech und wurde für das Team zum Spielen in der Sportstunde gewählt. Wer auch immer so dumm war, bereute hoffentlich seine Entscheidung. Sowohl Mailo als auch Ben musste nicht mitmachen und durften sich selber beschäftigen. Mailos Beschäftigung war es aber meist, meine misslungenen Bälle zu verfolgen. Doch ich hatte eine Idee, diesem Spiel zu entkommen.
Ich schmiss mich zu Boden und tat auf verletzt. Dumm nur, dass ich mir dabei wirklich den Fuß verdrehte.

"Fuck ey.", fluchte ich leise vor mich hin und hielt meinen rechten Knöchel fest. Er wurde ganz warm und ein pochender Schmerz machte sich breit.

"Ich helfe ihr.", sagte eine mir allzu bekannte Stimme und schon legten sich Mailos starke Arme um mich. Er hob mich einfach hoch und trug mich aus der Halle. Wir erreichten das Mädchenbad, wo er einfach ohne zu zögern eintrat und mich auf dem Waschbecken absetzte. Mailo befeuchtete eines der Papiertücher mit kaltem Wasser, ehe er es auf meinen Knöchel hielt.

"Das sah ziemlich tollpatschig aus.", murmelte Mailo lächelnd, als er das Tuch nochmals unter das Wasser hielt. Dabei beobachtete ich jede seiner Bewegungen. Bedacht legte Mailo das Tuch wieder um meinen Knöchel und sah in mein Gesicht. Er zwinkerte mir zu, worauf ich lächeln musste. Irgendwie konnte ich von seinem Gesicht einfach nicht genug bekommen. Alles sah so perfekt aus. Sein markanter Kiefer, seine große Nase, sein ganz leichter Bartschatten und nicht zu vergessen seine leicht verstrubbelten Haare. "Man, was hast du gemacht? Das blutet ja auch ein bisschen.", sagte Mailo kopfschüttelnd und wand sich wieder meinem Knöchel zu. Mir war mein Knöchel gerade sowas von egal. Lieber sah ich Mailo weiter dabei zu, wie er sich angestrengt um meinen Fuß kümmerte.

Entschlossen nahm ich sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn einfach ohne Vorwarnung. Erst schien Mailo perplex, bevor er schmunzelnd den Kuss erwiderte und sogar kurzzeitig vertiefte. Leider lösten wir uns relativ schnell wieder voneinander, da Mailo einen kleinen Schritt zurücktrat. Verwundert sah ich ihn an, ehe ich das Mädchen neben uns bemerkt, welches sich die Hände wusch und uns verwirrt ansah. Sofort wurde ich rot und wandte meinen Blick wieder ab, als sie zum Glück schon verschwand. Mailo lachte auf und deutete auf meine roten Wangen.

"Das ist so verdammt niedlich.", sagte er und nahm nun wieder ein neues Papiertuch um es zu befeuchten. Ich verschränkte eingeschnappt meine Arme und sah weg. Keine Ahnung mehr wohin, Hauptsache nicht in Mailos grinsendes Gesicht. "Komm, wir sollten wieder reingehen.", sagte Mailo und hob mich vom Waschbecken herunter. Vorsichtig setzte er mich wieder ab und wir liefen, in meinem Fall eher humpelte, zurück in die Halle.

Bitte schlagt mich nicht, weil das Kapitel etwas kürzer ist🤷🏻‍♀️

Prudence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt