25. Riese und Pullis

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"Ich wollte mal fragen, ob du Lust hättest, am Freitag zum Training zuschauen zu kommen?", fragte mich Mailo, welcher gerade das Laptop zuklappte und sich verlegen am Hinterkopf kratze. Er blickte auf und sah hoffnungsvoll in meine Augen. Ich musste leicht schmunzeln als er noch einen Satz dranhängte. "Ich hatte das letzte mal das Gefühl, dass ich dadurch besser war."

"Klar warum nicht.", mein Herz flatterte auf einmal und mir wurde warm. Ich würde leugnen, wenn ich sagen würde, dass Mailo letztes Mal dabei nicht attraktiv aussah.

"Cool.", sagte er schwach und spielte mit seinen Fingern an dem Saum der Bettdecke. Sein Blick galt nun auch nicht mehr mir, sondern ebenfalls den Händen.

"An was kannst du dich eigentlich noch von Freitag erinnern?", leitete ich ein Thema ein, welches mich jetzt seit Tagen beschäftigt. Ich konnte mich zwar an alles erinnern, aber so betrunken wie Mailo war bezweifle ich, dass er sich überhaupt irgendetwas gemerkt hatte.
Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen als er wieder meinen Blick suchte.

"Alles.", hauchte Mailo, ehe er sich weiter nach vorne beugte und eine Hand behutsam auf meine Wange legte. "Wie könnte ich sowas vergessen."

Meine Wangen färbten sich etwas rot, doch dies ignorierte ich einfach. Meine Augen wechselten wie automatisch immer wieder das Ziel. Erst seine Augen, dann die Lippen. Augen, Lippen.

"Seit ich dich das erste mal gesehen habe, hast du mich irgendwie in deinen Bann gezogen. Es klingt vielleicht verrückt, aber immer wenn ich dich treffe fühle ich mich so glücklich. Du ziehst mich irgendwie an und dem würde ich mich echt ungern widersetzten.", Mailo wirkte total verunsichert, als er diese Worte sprach. Dann schaute er mir nochmals in die Augen, ehe er wieder auf meine Lippen starrte.

"Ach scheiß auf Worte.", sagte Mailo und zog meinen Kopf vorsichtig zu sich, worauf sich unsere Lippen versiegelten. Ein Feuerwerk aus Gefühlen entzündete sich in meinem Bauch, gefolgt von meinem restlichen Körper. Seine Lippen waren warm und weich, trotzdem ganz leicht kratzig. Als Mailo dann noch begann, seine leicht gegen meine zu bewegen, konnte ich nicht anders und erwiderte es. Wieder durchströmte mich eine wohlige Wärme, gemischt von einem starken Kribbeln im Bauch.

"Oh mein Gott, deine Lippen sind so weich.", seufzte er an meinen Mund, küsste mich aber sofort danach wieder. Mailos Hände wanderten über meine Taille zu meiner Hüfte hinunter, wo er mich dann auch packte und auf seinen Schoß zog. So saß ich nun rittlings, küssend mit Mailo auf seinem Bett.

"Ich will das für immer so weiter machen.", sagte er, nachdem wir uns aufgrund Luftmangels voneinander gelöst hatten. Ich kicherte nur leicht auf, legte meinen Kopf an seiner Brust ab und sog laut die Luft ein.

"Ich auch.", hauchte ich gegen sein T-Shirt, welches natürlich wieder so perfekt roch. Warum konnte nicht alles so riechen wie er?

Mailo drückte mich leicht von ihm weg, worauf ich ihn irritiert ansah. Er jedoch grinste bloß und zog sich sein Shirt aus. Ich wettete mit mir selbst, dass er gerade extra seine Muskeln anspannte, da sie einfach viel zu definiert aussahen. Dann auf einmal zog er mir sein T-Shirt über den Kopf. Immer noch verwirrt schaute ich ihn an.

"Scheinst ja so gerne daran zu schnüffeln. Außerdem siehst du in meinen Sachen immer so süß aus.", sagte er und kniff mir in die Wange. Ich schlug diese lachend weg, bevor ich mich seinem Oberkörper zuwandte.

"Haben die eine Bedeutung?", fragte ich ihn und fuhr zart mit meinem Finger über seine Tattoo's. Auf seiner Haut bildete sich eine leichte Gänsehaut, wahrscheinlich war ihm kühl. "Dir ist ja kalt.", darauf lachte er nur auf und zog mich wieder an sich.

"Ja, jedes Einzelne.", antwortete er und fuhr mir durch die Haare. Ich schloss meine Augen und schmiegte mich enger an ihn. Trotz der Gänsehaut war er schön warm. Seine Haut war zwar an manchen Stellen rau oder vernarbt, aber immer noch irgendwie weich. Ähnlich wie seine Lippen.

"An was denkst du gerade?", fragte ich Mailo, während ich einen seiner Bauchmuskeln mit meinem Finger nachfuhr. Unter meiner Berührung zuckte er kurz zusammen, ehe er sich wieder entspannte.

"Wie gerne ich dich mal bei meinem Spiel, in meinem Trikot, an dem Rand sehen würde.", hauchte er sanft in meine Haare. Aber Mailo wusste es genauso wie ich. Dies würde schwer gehen. Meine Brüder würden es natürlich sofort bemerken und dann würde der Streit beginnen. Sie alle konnten Mailo nämlich immer noch nicht ausstehen. Sie verabscheuten ihn sogar. Dazu hatte ich das Gefühl, dass meine Brüder mich noch immer als die kleine Prudence sehen, wozu ein Freund natürlich nicht wirklich passen würde.

"Du weist dass das nicht geht.", meinte ich traurig und sah zu ihm auf. Er starrte auf seinen Schrank, bevor er mich von seinem Schoß hob, aufstand und wieder mal darin herumwühlte. Gespannt sah ich zu, was Mailo diesmal heraus zaubern wollte.
Es dauerte ein bisschen, bis er triumphierend einen Football Pulli herausfischte. Er gab ihn mir in die Hand und setzte sich wieder neben mich.

"Der ist schon ein bisschen älter und passt dir vielleicht besser. Du kannst ihn behalten damit du immer an mich denkst.", sagte er mit einem Augenzwinkern. Ich faltete ihn aus und schaute ungläubig diesen Pullover an.

"Wie alt warst du, als du den getragen hast?", fragte ich und sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an.

"Vierzehn oder so.", sagte Mailo grinsend und rutschte noch etwas Näher an mich heran.

"Du bist anscheinend schon immer ein Riese gewesen.", meinte ich lächelnd, nachdem ich den Pulli wieder zusammen gefaltet hatte. "Danke." Die Antwort darauf war nur ein Grinsen seinerseits.

"Und was bekomme ich dafür?", hinterfragte er, nun noch weiter grinsend. Mailo rutschte ein letztes mal Näher an mich heran.

"Alles was du willst.", versuchte ich verführerisch zu klingen, was wahrscheinlich grandios gescheitert war. Doch kaum als ich die Wort ausgesprochen hatte, schnellte schon Mailo's Kopf mir entgegen und er küsste mich erneut. Durch den Schwung kippten wir um, so das Mailo nun über mir lag. Er küsste mich etwas intensiver als vorher, wodurch mir ein kleines Keuchen entfuhr. Mailo schmunzelte in den Kuss hinein und stützte sich mit den Ellenbogen ab, damit er mich nicht einquetschte.

"Mailo, Schatz, Prudence muss jetzt gehen wir haben noch etwas Dringendes zu erledigen.", rief seine Mutter hinter der Tür. Schritte entfernten sich wieder und Mailo löste sich langsam von mir. Er hatte die Augen noch kurz geschlossen, bevor er mich traurig ansah.

"Ich fahr dich.", sagte er, stand auf und starrte auf die Fische im Aquarium. Seine Muskeln hatten sich verspannt, während sein Blick eine ungewohnte Kälte ausstrahlte. Ich zog mir sein T-Shirt über den Kopf und ging auf ihn zu. Bedacht legte ich meine rechte Hand auf seine Schulter, worauf er sich umdrehte. Ich reichte ihm sein Shirt und verließ den Raum.

Irgendetwas stimmt hier nicht.

Prudence Where stories live. Discover now