19. ,,Wie geht es dir?''

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Ich lag zusammengerollt auf meinem Bett, während ich mir einen Kühlakku an den Hinterkopf hielt und an dem Pflaster an meinem Kinn herumspielte. Die Krankenschwester meinte, dass ich besser nach Hause gehen sollte, weil man sich zu Hause eh besser erholen kann als in dem Krankenzimmer der Schule. Daraufhin hatte sie meinen Dad angerufen, welcher mich abholen sollte. Ein Glück, dass er genau jetzt da war. Er hatte auch keine Fragen gestellt, aber falls er fragen sollte, sage ich einfach, dass ich auf der Treppe gestolpert bin und die letzten paar Stufen dann geflogen bin. Mein Vater würde es nämlich nicht so toll heißen, wenn einer meiner Brüder mich geschlagen hätte. Auch wenn es aus versehen war.

Ein klopfen an meiner Tür ließ mich aufblicken. Doch als niemand reinkam, brachte ich nur ein: "Ja?", heraus. Die Tür öffnete sich langsam und ein besorgter Lance kam zum Vorschein. Bitte nicht.

"Es tut mir so leid. Es tut mir so leid. Es tut mir so leid.", wiederholte er immer wieder. Lance trat langsam in meine Richtung während ich mich leicht aufsetzte.

"Geh raus.", sagte ich noch relativ beherrscht. Ich wollte jetzt einfach nicht mit ihm reden, das sollte er verstehen.

"Es war echt nicht mit abs...", setzte er an doch ich unterbrach ihn.

"Ja sonst hättest du Mailo geschlagen. RAUS!", während ich den ersten Teil noch immer beherrscht aussprach, schrie ich das letzte Wort fast. Ich erkannte Trauer, Reue und Ratlosigkeit in seinem Blick, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und wieder verschwand. Besser so, ich würde ihn sonst nur noch mehr anschreien.
Genau in diesem Moment rollte mir eine kleine Träne die Wangen runter. Sie bahnte sich einen Weg über mein Kinn, bevor sie runter tropfte. Mehrere taten ihr dies nach wenigen Sekunden nach, bevor ich schluchzend mein Kopf im Kissen vergrub. Irgendwie kam ich gerade nicht mehr auf mein Leben klar. Mein Bruder hatte mich geschlagen. Auch wenn es nicht mit Absicht war, er hatte mich tatsächlich geschlagen.

Meine Tür öffnete sich erneut. Ich hielt aber weiterhin meinen Kopf im Kissen vergraben, stellte aber das Schluchzen ein. Als meine Matratze jedoch unter dem Gewicht eines Körpers einsank, musste ich einfach hochschauen. Ich blickte in das Gesicht meines ältesten Bruders, welcher mich mitleidig anlächelte, bevor er mich in seine Arme zog. Jetzt konnte ich mich nichtmehr halten und weinte weiter. Er strich mir tröstend über den Rücken und hielt mich weiterhin fest.

"Tut es wirklich so weh?", fragte er leise und ließ leicht von mir ab, um mein Gesicht mustern zu können.

"Ja.", sagte ich knapp. Und wie es wehtat. Nicht die Verletzungen, sondern Seelisch. Aber dass musste er ja nicht wissen. Es war besser, wenn nur ich mich mit einem Bruder streite und sich nicht noch alle meine Brüder gegeneinander verfeinden. Das würde auf Dauer echt anstrengend werden.

"Ich werde nochmal mit Lance reden wenn dir das recht ist.", sagte er und musterte mein Gesicht auf Reaktionen. Das war wirklich nett von ihm, aber unnötig.

"Nein bitte nicht, das ist eine Sache zwischen uns.", sagte ich und gab ein gequältes lächeln von mir. Ich wusste zwar, dass er es erkannte, aber nichts dazu sagte.

"Ruh dich jetzt besser aus, ich komm dann später vielleicht nochmal nach dir gucken, ok Prud?", fragte er und strich mir über meine Hände, welche er bis eben noch festgehalten hatte. Ich nickte und er stand langsam auf um zu gehen.

~~~

Durch mehrere laute Geräusche wurde ich aus meinem Schlaf gerissen. Erst verstand ich nicht was es war und drehte mich einfach in meinem Bett herum, bis es wieder erklang. Ich schreckte nach oben, was wohl keine so gute Idee war, denn meine Kopf fingen wieder zu schmerzen an. Mein Blick glitt jedoch sofort zum Fenster, von dem das Geräusch kam. Eine große Gestalt stand dahinter und klopfte nun zum dritten mal gegen mein Fenster. Verunsichert stand ich auf und öffnete dies, als ich die Person erkannte. Mailo.

Prudence Where stories live. Discover now