Zusatzkapitel 1

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6 Jahre später

Ich zitterte am ganzen Körper. Nervös drehte ich das kleine Ding zwischen meinen Händen und versuchte, meine Atmung zu normalisieren. Die ganze Zeit starrte ich gedankenverloren auf meine Füße und wippte mit diesen auf und ab. Es konnte einfach nicht war sein, es durfte nicht war sein. Doch genau so schien es. Ich hatte riesige Angst vor Mailos Reaktion. Denn ich musste es ihm sagen. Früher oder später würde es eh ans Licht kommen. Doch was würde er tun? Würde er mich verlassen? Vielleicht war er noch nicht soweit? Schließlich sind wir gerade Mal 23 und vielleicht sind wir noch viel zu jung dafür.

Die Tür unserer Wohnung fiel ins Schloss. Kurz hörte ich Schritte, bis die Tür des Schlafzimmers geöffnet wurde. Ein verschwitzter Mailo mit großer Sporttasche kam herein und lächelte mich an. Die Tasche klatschte er achtlos auf den Boden, kam zu mir und küsste kurz meine Stirn.

"Bin wieder da.", sagte Mailo lächelnd, welches ich nur knapp erwiderte. Ihm schien es nicht aufgefallen zu sein, dann er drehte sich wieder um und zog sich bereits um. Sollte ich jetzt einfach damit herausplatzen? Besser kurz und schmerzlos was?

"Mailo ich bin schwanger.", sagte ich schnell, während ich meinen Blick wieder auf meine Füße senkte. Mein Herz schlug mir bis in den Hals und meine Atmung wurde noch schneller. Von Mailos Seite aus vernahm ich aber kein Geräusch mehr, weshalb ich meinen Blick doch wieder nach oben richtete. Er hatte mitten in seiner Bewegung inne gehalten. Nun zog Mailo das T-Shirt komplett über seinen Kopf und drehte sich zu mir um.

"Was... Wie... wie kann das sein. Ich meine, wir haben doch immer...", hauchte er und blinzelte ein paar mal ungläubig. Sowohl Mailo als auch ich waren irgendwie starr vor Schock.

"Naja...", fing ich an doch geriet ins stocken. Gleich würde er merken, dass es ganz allein meine Schuld war. "Ich hab an einem Tag vergessen, die Pille zu nehmen.", mir stiegen die ersten Tränen in die Augen, als ich in seine Augen sah. Ohne das ich es bemerkte, hatte Mailo sich neben mich gesetzt und sah mich immer noch total irritiert an. "Und dann hätte ich halt vor zwei Wochen meine Tage kriegen sollen. Dann hab ich mir den Test geholt und der sagt... positiv.", ich sah dabei wieder in meinen Schoß, wo ich den Schwangerschaftstest immer noch in den Händen hielt.

Ganz langsam glitt Mailos Hand über meinen Unterarm und griff nach dem kleinen Ding. Als er prüfend darauf schaute, musterte ich ihn von der Seite. Ich hätte wirklich mit vielen Reaktionen gerechnet, doch diese hatte ich nicht erwartet. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Mailos Gesicht als er das kleine Plus auf dem Test begutachtete.

"Du bist schwanger.", flüsterte Mailo ungläubig, als würde er es gerade erst realisieren und sein Lächeln wurde breiter. "Du bist schwanger.", wiederholte er etwas lauter. Mailo drehte sich zu mir und sah mich glücklich an.

"Du freust dich?", hackte ich ungläubig nach.  Ich hatte wie vorhin schon erwähnt vieles, aber nicht das, erwartet. Nun strahlte Mailo richtig und zog mich auf seinen Schoß.

"Und wie ich das tue. Ich meine, in dir wächst jetzt neun Monate ein Kind heran. Unser Kind.", erwiderte Mailo noch immer breit lächelnd. Seine gute Laune steckte mich langsam wirklich an und auch ich begann schwach zu lächeln. Er legte eine Hand an meine Wange und schien immer glücklicher zu werden, denn erst begann Mailo zu lachen, welches schließlich darin endete, dass er gefühlt jede Stelle meines Gesichts küsste. Ich stimmte ebenfalls in das Lachen mit ein. "Wir werden eine kleine Familie.", hauchte er an mein Ohr, als wir uns wieder beruhigten.

Wie von selbst sah ich wieder herunter auf meine Hände. Mein Ringfinger war noch leer, denn Mailo hatte mir bis jetzt keinen Antrag gemacht. Manchmal überlegte ich sogar, ob er es vergessen hatte, oder ob er mich überhaupt irgendwann mal heiraten will.

"Keine Angst, das kommt noch.", hauchte Mailo erneut an mein Ohr, als ob er meine Gedanken lesen könnte. Lächelnd sah ich ihm wieder in seine gelb-grünen Augen, welche zuvor noch nie so sehr gestrahlt hatten.

Ich war so abgelenkt von seinen Augen, sodass ich nichtmal mitbekam wie Mailo mit einer Hand unter mein T-Shirt fuhr. Erst als seine Haut meinen Bauch streifte zuckte ich leicht zusammen. Er platzierte seine Hand direkt auf meinen Nabel und strich mit seinem Daumen darüber, obwohl noch nicht mal die Ansätze eines Babybauches zu erkennen waren.

"Was denkst du, Junge oder Mädchen?", fragte Mailo sanft, blickte kurz in meine Augen und dann wieder zu meinem Bauch. Seine Hand auf meiner Haut hinterließ wieder dieses Kribbeln und ich fragte mich, ob es jemals enden würde.

"Ich hoffe es wird ein Mädchen.", sagte ich und beobachtete Mailo dabei, wie er weiterhin auf meinen Bauch sah, als würde er hindurch gucken wollen.

"Ich hoffe, ein Junge.", sagte er, wobei er den Kopf etwas schief legte. Mailo sah mir wieder in die Augen. Einige Zeit verharrte er so, bis er noch etwas hinzufügte. "Aber wenn es ein Mädchen werden sollte, soll es bitte deine Rehaugen haben.", ich schüttelte lächelnd meinen Kopf. Die Erleichterung musste mir bestimmt ins Gesicht geschrieben sein, denn eine so große Last fiel von meinen Schultern. Wir würden Zuwachs bekommen. Wir würden Eltern werden. Mailo und ich zusammen.

Prudence Where stories live. Discover now