Kapitel 66

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"she wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell"
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Die nächsten Tage gestalteten sich relativ schwierig. Meine Mutter hat versucht mehrere Gespräche mit mir zu beginnen, doch ich habe alles abgewiesen. Gab ist jeden Tag nach der Schule vorbei gekommen und hat mir meine Lieblings Pizza mitgebracht, genauso wie Unmengen an Schokolade. Doch ich habe nichts angerührt, weshalb sich auf meinem Schreibtisch die Kalorien nur so stapeln. Monique war einmal da und hat versucht mich aufzuheitern, was auch nur mit Schweigen meinerseits geendet hat. Genauso wie ich auf keine der endlosen WhatsApp Nachrichten von allen möglichen Leuten geantwortet habe. Meine Facebook Benachrichtigungen habe ich längst ausgestellt, aber Gab hat mir erzählt, dass Matthew und Nathan auf allen Sozialen Medien komplett abgestoßen werden und sich mittlerweile eine Beileids Gemeinde für mich gebildet hat, welcher ich noch weniger Beachtung schenke, als den Essen Posts von irgendwelchen Möchtegern Bloggerinnen.

Mason kommt jeden Tag in mein Zimmer und setzt sich einfach neben mich und schweigt, während er meine Hand hält und irgendwann wieder geht. Auch Sophia kommt ständig vorbei, wobei ich ihr ansehen kann, wie schwer es ihr fällt sich vor mir zusammen zu reißen. Sogar Rachel hat sich bei mir gemeldet und mir einen riesigen Präsentkorb gesendet. Generell kann ich Präsentkörbe und Blumen nicht mehr sehen. Anscheinend hat jeder das Bedürfnisse mir sein tiefstes Mitgefühl mittels unnötiger und überteuerter Geschenke mitzuteilen.

Dem ganzen schenke ich allerdings genauso wenig Beachtung, wie dem mittlerweile laufenden Prozess gegen Nathan und Matthew. Bis jetzt konnten mein Vater und James alle Anwälte von mir fernhalten und ich hoffe, dass sich dies bis zur offiziellen Anhörung auch so fortsetzen wird.

Und Ryan...Ryan kommt jeden Abend zu mir und legt seine Arme um mich, um darauf zu warten, dass ich irgendwann halbwegs einschlafe, nur um dann die ganze Nacht von meinen Schweißausbrüchen oder Panikattacken wach gehalten zu werden. Generell glaube ich, dass Ryan in den letzten Wochen noch weniger geschlafen hat als ich. Denn sobald sich die Albträume wieder ankündigen, ist er wacher als ein Junkie auf Speed. Und ich sehe, wie sehr es ihn belastet mich so zusehen. Ich sehe, wie schwer es ihm fällt und es frisst mich auf. Heute werde ich dem ein Ende setzten und ihm sagen, dass er ab sofort wieder in seinem eigenen Bett schlafen muss. Die Frage ist nur, wie ich ihm jenes beibringen soll...

Langsam schwinge ich meine Beine über die Bettkante und schleife mich Mühe in unser Badezimmer. Meine Klamotten hängen dabei wie Säcke an mir herunter. Jedoch kann ich durch meine Verletzungen nicht sonderlich viel tragen, weshalb eine Jogginghose und eines von Ryans T-Shirts her muss, wobei dieses schon viel zu sehr nach mir riecht.

Meine Eltern habe ich mittlerweile auch davon überzeugen können, wieder zur Arbeit zu gehen, da mich ihre andauernde Präsenz zuletzt nur noch genervt hat. Egal, wie sehr ich sie liebe, das wurde einfach zu viel.

Nachdem ich mich vorsichtig geduscht habe, laufe ich langsam in unser Wohnzimmer, wo ich auf Ryan warte, da er heute eh die Schule schwänzen wollte.

Nach einer Stunde, in welcher ich nur in unseren Garten gestarrt habe, öffnet sich auch schon die Haustür und ein Luftschwall gefüllt mit Ryans Körpergeruch kommt mir entgegen. Kurze Zeit später lässt er sich auf den Sessel gegenüber von mir fallen und sieht mich erwartungsvoll an, da er ahnt, dass ich etwas sagen will.

„Du musst aufhören hier zu schlafen.", stelle ich klar und lasse meine Stimme kühler klingen, als es beabsichtigt war.

Verwirrt zieht er seine Augenbrauen zusammen und mustert mich. „Wieso?", fragt er monoton und zieht eine Augenbraue nach oben.

„Weil es keinem von uns gut tut und ich lernen muss alleine klar zu kommen.", erkläre ich dies Mal noch kühler, wobei ich mich schon wieder für mein eignes Verhalten Ohrfeigen könnte.

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