4. Crucio

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Als Lily gemeinsam mit den anderen beiden Mädchen in den Schlafsaal kam, hatte Felice sich schon umgezogen und lag nun schlaflos in ihrem Bett. Sie schloss die Augen, sodass die anderen davon ausgingen, dass sie schon schlief.

Sie wollte jetzt mit keinem mehr reden. Es dauerte nicht lange und dann gingen auch die anderen zu Bett und Stille kehrte in den Gryffindor-Turm ein. Nur Pum, Lily hässlicher rot-oranger Kater,räkelte sich auf seinem Fensterbrett und schnurrte genießerisch in sein Kissen hinein. Felice lag wach und sah an die Decke, irgendwann aber fielen ihr doch die Augen zu.

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Felice flog. Sie flog über Seen, Flüsse, Wälder, endlose Ebnen und Städte, die in der Dunkelheit nur aussahen wie Ansammlungen von Lichtpunkten. Irgendwann hatte Felice Großbritannien hinter sich gelassen und flog nun über das Europäische Festland. Über den dunklen Wäldern des Schwarzwaldes stürzte sie ab. Als sie auf dem Boden aufschlug befand sie sich in den Kellergewölben Grindelwald Manors.

Alles war dunkel und es roch feucht nach Moder. Sie baute sich über eine am Boden liegende Gestalt auf und trat mit dem Fuß danach.

>>Aufstehen Missgeburt!<< kam die kalte erbarmungslose Stimme ihres Vaters ihr über die Lippen. Die Gestalt am Boden begann sich zu bewegen und setzte sich auf. Das einzige Licht in diesen Kellergewölben war ein einzelner Streifen Mondlicht,der durch die hoch gelegenen Gitterfenster drang, die von draußen aus nur wenige Zentimeter über den Erdboden lagen. Der Streifen silbernen Lichts fiel auf das blasse, eingefallene, mit Wunden überzogene Gesicht ihres Bruders. Sein langes blondes Haar wirkte ganz grau vor Dreck und war komplett zerzaust und verfilzt. Seine Kleider waren verschmutzt und zerfetzt. Um sein Bein lag eine schwere Eisenkette die in der Wand verankert war. Die Wunde die die Kette an seinem Knöchel aufgescheuert hatte sah entzündet aus.

Panisch sahen seine blauen Augen zu ihr hinauf. All die Jahre hier unten in der Kälte, hatten nicht die Wärme darin genommen, auch wenn in ihnen jetzt die pure Angst geschrieben stand. In Astors Augen war immer noch Leben. Immer noch ein Fünkchen Hoffnung. Felice wollte sich zu ihren Bruder hinunter beugen ihm sagen, dass bald alles gut werden würde, aber aus ihrem Mund kam bloß die Stimme ihres Vaters. Sie hatte ihren – Nein, seinen! SEINEN! DAS WAR NICHT SIE! SIE TAT DAS NICHT! – Er hatte seinen Zauberstab erhoben.

>>Crucio!<< Ein rotes Licht erleuchtete die runden Deckengewölbe und Astor schrie vor Schmerz.

Felice kämpfte mit all ihrer Kraft dagegen an, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren. Innerlich schrie sie, wollte sich zwischen ihren Vater und ihren Bruder werfen, für ihn die Schmerzen auf sich nehmen! Astor schrie wie ein sterbendes Tier und wand sich am Boden. Sein Körper verkrümmte sich in eine unnatürliche Haltung.

Endlich ließ ihr Vater von ihm ab und Astor erschlaffte, er keuchte schwer und war Schweiß überströmt.Angstschweiß. Felice schrie und weinte innerlich, aber kein Laut kam ihr über die Lippen. Stattdessen sprach sie nun wieder mit der Stimme ihres Vaters.

>>Felice...<< sagte er in einem leichten Singsang. Seine Stimme ließ einem das Blut in den Adern gefrieren.

>>Felice, du hast die Macht das zu beenden.<< wieder lachte er und trat nach dem, am Boden liegenden schwer atmenden Astor. >>Siehst du Astor? Das passiert alles nur, weil deine ach so geliebte Schwester ihre Aufgabe zu erfüllen hat.<<

Er trat Astor gegen den Brustkorb. Ein Knacken verriet Felice, dass Astor gerade ein bis zwei Rippen gebrochen waren. >>Na los!Wehr dich, du kleine wertlose Missgeburt!<< Als Astor sich nicht rührte, sondern wimmernd am Boden liegen blieb fuhr er fort.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt