64. Bande der Freundschaft

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Als Charon mit Felice nach Hogwarts zurückkehrte, hatte Felice ihre Schuluniform bei den Weasleys lassen müssen. Mrs. Weasley hatte wirklich alles Mögliche versucht, aber die Sachen waren durch das verbrennen vollends hinüber.

Es war bereits später Abend und die Schüler schienen in der großen Halle beim Abendessen zu sein, denn die Flure waren wie ausgestorben. Kein Schüler zeigte sich auf den Gängen, sodass ihre Schritte auf den steinernen Böden und von den Wänden widerhallten. Chraon war gemeinsam mit Felice direkt auf das Schulgelände appariert. Wie er das gemacht hatte, blieb Felice jedoch ein Rätsel, da es doch eigentlich unmöglich war, so auf das Schulgelände zu kommen. Und auch Charon schwieg sich dazu aus, als Felice ihn danach fragte.

Stattdessen schickte er sie in ihren Gemeinschaftsraum und schlug wie selbstverständlich den Weg zum Büro des Schulleiters ein, ohne dabei weiter auf Felice zu achten. Er schien in Eile zu sein und grübelte vor sich hin. Hin und wieder brummte er Worte die Felice nicht verstand, aber wenigstens wusste, dass es sich dabei um Gälisch handelte. Nachdenklich zupfte Felice an einer Haarsträhne ihres Zopfes herum, den Mrs. Weasley ihr vor dem Abschied noch geflochten hatte.

>>Damit du nicht vollkommen zerzaust in der Schule ankommst.<<, hatte sie liebevoll gemeint und dabei Felice sanft, beinahe schon mütterlich, über den Kopf gestrichen. Und Felice musste sagen, sie hatte es wirklich genossen, dass Mrs. Weasley ihr das Haar geflochten hatte. Schon jetzt vermisste sie die heimelige Atmosphäre des Fuchsbaus, der sich so sehr nach einem Zuhause angefühlt hatte und was sie zuvor niemals gespürt hatte. Nachdenklich rieb sich Felice über die Ärmel des warmen hellblauen Wollpullovers den sie von Mrs. Weasley bekommen hatte und der mit der orangen Hose, eine abenteuerliche Kombination abgab. Aber Felice war sofort hin und weg gewesen von diesen leuchtenden Farben. War ihre eigene Garderobe doch sehr düster gehalten, weil es so den Erwartungen ihres Vaters entsprach. Ob sie diese Familie jemals widersehen sollte? Ob sie jemals den Weasleys zur Geburt ihres neuen Kindes würde gratulieren können? Oder jemals wieder Bill und Charlie wiedersehen?

So tief in Gedanken versunken wäre sie beinahe am Porträt der fetten Dame vorbeigelaufen. >>Wie siehst du denn aus?<<, keifte diese und warf einen abwertenden Blick auf Felice Äußeres. Felice verdrehte nur genervt die Augen und nannte ihr das aktuelle Passwort. >>Dein Aufzug ist aber, so weit ich mich recht erinnere, nicht der Kleiderordnung entsprechend. Also wiederhole ich meine Frage. Wie siehst du bitteschön aus?<<

>>Wieso? Ich frage Sie ja auch nicht nach Ihrem fragwürdigen Geschmack bei der Klamottenauswahl.<<, pfefferte Felice zurück und deutete auf das viel zu enge rosa Kleid, dass die fette Dame immer trug. Die runden Wangen der Frau auf dem Gemälde blähten sich erzürnt auf. >>Was für eine Unverschämtheit! Nie! Nie in meiner ganzen Zeit an Hogwarts, wurde ich auf eine solche Weise beleidigt!<<, entrüstete sie sich und wedelte sich mit ihrer Hand etwas Luft selbst zu und fasste sich theatralisch an die Stirn.

>>Ich habe Ihnen das Passwort genannt und jetzt lassen Sie mich bitte endlich rein!<<, verlangte Felice ungerührt von diesem Ausbruch des Entsetzens. Mit wütenden Triaden des Schimpfes schwang das Porträt endlich zur Seite und gab Felice den Weg frei, sodass sie endlich eintreten konnte.

Da Felice davon ausging, das alle Schüler beim Essen seien, war sie umso überraschter die Rumtreiber versammelt um den Kamin anzutreffen. Allesamt in bedrückter Stimmung und mit gerunzelter Stirn. Potter hatte sogar das Gesicht verzweifelt in den Händen vergraben.

>>Da ist sie!<<, rief Petigrew plötzlich aus und deutete mit einem seiner Wurstfinger auf Felice. Scheinbar hatten sie nur auf sie gewartet, denn sofort sprangen sie alle auf die Beine und James verzweifeltes Gesicht verwandelte sich in eine Fratze unbändigen Zorns. Seinen Zauberstab hatte er schneller gezückt, als Felice hätte gucken können und richtete diesen zum Angriff beriet direkt auf ihre Brust.

Die Erbin GrindelwaldsWhere stories live. Discover now