40. Und an ihrem sechzehnten Geburtstag...

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Wie Felice es später zurück ins Schloss geschafft hatte, konnte sie im Nachhinein wirklich nicht mehr sagen.

Nur, dass das nächste woran sie sich erinnerte war, dass sie in ihrem Bett lag. Den Blick starr an die Decke gerichtet und tief in Gedanken versunken. Ihr Herz blutete, als sich vor ihrem inneren Auge immer wieder das Bild auftauchte, als Remus sich umgedreht hatte und gegangen war. Mehr als sonst, verabscheute sie sich für das Leben, dass sie führen musste, für die Entscheidungen die sie zu treffen hatte, nur damit ihr Bruder endlich seine Chance zum Leben erhielt.

Viel zu früh schlief Felice an diesem Abend ein, während die anderen noch unten beim Abendessen waren. Unruhig warf sie ihren Kopf hin und her, hatte das Gesicht schmerzvoll verzogen.

Ein Albtraum, so real wie keiner bisher, dass Felice Verstand zu zweifeln begann ob das tatsächlich nur ein Traum war.

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Zitternd vor Kälte und nur in ihrem dünnen Pyjama gehüllt, stand Felice wieder in dem Kellerverließ, in dem sie auch in de Weihnachtsferien gewesen war, als ihr Vater ihr eine Lektion hatte erteilen wollen.

Astor lag zusammengekrümmt und wimmernd am Boden. Verwahrlost, ausgehungert, verdreckt, verletzt und nicht in der Lage sich wehren zu können. So wie Felice ihren Bruder da liegen sah, stieg in ihr wieder ungeheurer Zorn auf.

>>Happy Birthday... lieber Astor...<<, säuselte die kalte Stimme ihres Vaters. Felice ballte die Hände zu Fäusten und versuchte einen Schritt auf ihn zu zumachen. Wo kam dieser Mut her, sich ihrem Vater in den Weg zu stellen?

Gemächlich, als habe er alle Zeit der Welt, näherte er sich unaufhaltsam Astor. Das seine Tochter anwesend war, schien ihn nicht zu kümmern oder er bemerkte es gar nicht erst.

Felice wollte ihm in den Weg treten, ihn davon abhalten Astor weh zu tun, doch alles schreien und alles auf den Rücken ihres Vaters einschlagen nützte nichts. Im Gegenteil, ihr Vater schob sie einfach immer wieder beiseite und wedelte mit den Händen, als wäre sie bloß ein lästiges Insekt.

Diese winzige Geste, war der Funke der die Zündschnur entfachte. Der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Auslöser für alles, was nun folgen würde.

Über eintausend Jahre wurde es erwartet und an ihrem sechzehnten Geburtstag sollte es sich erfüllen. Das Schicksal der Erbin nahm nun seinen Lauf. Zwei Schicksale miteinander verknüpft, jeder abhängig von dem des anderen.

Hatte Felice geglaubt, kurz bevor sie Peter angegriffen hatte, dass ein flammendes dunkles Wesen in ihr erwacht war, meinte sie nun selbst dieses Wesen zu sein. Beinahe spürte Felice die Flammen die sie umgaben, das glühen das von ihr ausging und die Hitze, die ihr Zorn mit sich brachte.

Mit einer Sicherheit und Stärke von der Felice niemals geglaubt hätte sie zu besitzen, stellte sie sich ihrem Vater in den Weg. >>Rühr ihn nicht an!<<, rief sie mit fester Stimme und breitete ihre Arme schützend vor Astor aus. Überrascht lagen die kalten blauen Augen Ihres Vaters auf ihr.

>>Geh mir aus dem Weg.<<, wollte er sie erneut davon scheuchen. Doch Felice blieb standhaft. >>Du hast es nicht anders gewollt... Crucio!<<

Eine Welle des plötzlichen Schmerzes brach über sie ein. Nur wenige Sekunde hielt er an, aber diese Sekunden zogen sich endlos in die Länge, bis Corvus von ihr abließ.

>>Und jetzt zu dir... Siehst du, wie selbstsüchtig deine Schwester mal wieder ist? Sie will einfach nicht begreifen, dass dies alles hier für das größere Wohl geschieht...<<

Mit einem boshaften Lächeln beugte er sich zu Astor hinunter der panisch die Augen aufgerissen hatte und dessen Blick zwischen Felice und Corvus hin und her glitt. >>Happy Birthday, mein Sohn...<<

Die Erbin GrindelwaldsWhere stories live. Discover now