38. "...sollte es sich erfüllen."

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Immer noch desorientiert, rannte Felice durch das Schloss, runter in die Kerker, zu dem Klassenraum von Professor Slughorn.

>>Verzeihung, Professor. Ich habe mich etwas verspätet.<< Schnell huschte Felice an ihren Platz und ließ sich neben Lily nieder, die sie entgeistert ansah.

>>Wo warst du?!<<, zischte diese ihr zu. >>Ist das Blut?!<< Ihre Augen weiteten sich und schnell wischte Felice es mit dem Ärmel ihre Schulumhangs weg.

>>Tut mir leid. Mir ist auf einmal schlecht geworden und hab Nasenbluten bekommen...<<, versuchte Felice sie zu beruhigen und lachte nervös, wobei ihre Augen durch den gesamten Kerker huschten und an Remus hängen blieben, der sie ebenfalls mit besorgtem Blick musterte. Schnell wandte Felice den Blick ab. Sie beugte sich zu ihrer Tasche hinunter, um ihre Bücher hervor zu holen, doch als sie sich wieder aufrichtete, hatte sie ein Sirren im Kopf und schwarze Punkte tanzten in ihrem Blickfeld. Ächzend massierte sie sich die Nasenwurzel.

>>Sicher das sonst alles okay ist?<<, ließ Lily nicht locker und musterte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. >>Ja, ja alles super...<< Felice rang sich ein ermutigendes Lächeln ab und tauchte dann ihre Schreibfeder in das Glas mit Tinte.

Während der gesamten Stunde, fiel es Felice jedoch schwer, sich zu konzentrieren. Immer wieder flackerten in ihren Erinnerungen die Bilder auf, die sie gesehen hatte, bevor sie zusammengebrochen war.

>>Felice...<<, wisperte Lily irgendwann in Vorwurfsvollen Ton, als Felice erneut die Augen zusammenkniff, um diese Bilder aus ihrem Kopf zu vertreiben. >>Mir geht's super!<< Lily schnaubte. >>Also irgendwie nehme ich dir das nicht mehr ab... Felice, jetzt hör mir mal gut zu.<<, flüsterte sie. >>Du hast dich verändert. Seid Beginn des Schuljahrs verhältst du dich eigenartig. Du schläfst kaum und wenn, wachst du schreiend auf. Du verbirgst etwas! Und damit meine ich nicht nur diese Narben, über die du nicht sprechen willst.<<

Instinktiv strich Felice den Ärmel glatt. >>Lily, lass es gut sein...<<, zischte sie ihr leise zurück, damit der Professor nicht mitbekam, worüber sie sprachen. >>Akzeptier einfach, dass es dich absolut nichts angeht, dass ich nicht reden will und, dass du mich gefälligst endlich in Ruhe lassen sollst!<<

Lily zog wütend die Augenbrauen zusammen und konzentrierte sich dann, auf die ihnen gestellte Aufgabe. Sie ließ Felice den Rest der Zeit über komplett links liegen und Felice tat auch dasselbe mit ihr.

Die Zeit des Friedens und der Freundschaften war vorbei. So schmerzlich diese Erkenntnis auch war, so nötig war sie auch, damit Felice endlich wieder begriff, dass hier das Leben ihres Bruders auf dem Spiel stand...

Eine gefühlte Ewigkeit lang musste Felice warten, bis endlich die Erlösung in Form der Glocke ertönte, die den Beginn des Mittagessens verkündete.

Ihr Magen röhrte mittlerweile vor Hunger, da sie doch am morgen nicht mehr zum Essen gekommen war und sich nach ihrem Zusammenbruch, im Klo der maulenden Myrte, immer noch schwach und leicht zittrig fühlte. Vielleicht war sie ja doch krank?

Wenigstens konnte sie jetzt endlich mit den Jungs sprechen. Lange hatte Felice mit sich gerungen, ob sie wirklich die Rumtreiber um einen solchen Gefallen bitten konnte, ohne sich selbst dabei zu verraten oder diese in Gefahr zu bringen. Letzten Endes hatte sie sich aber dann doch dazu entschlossen, das Risiko einzugehen, einfach aus dem Grund, dass sie keine Wahl hatte.

Und wenn sie auffliegen würde, wäre es eh egal, weil sie bis dahin, längst über alle Berge wäre. Weit weg und in Sicherheit. Gemeinsam mit Astor.

Felice brauchte gar nicht mit dem einpacken herumzutrödeln, denn kaum hatte Professor Slughorn sie alle entlassen, hatte Lily ihre Sachen gepackt und war, immer noch sauer auf Felice, aus dem Kerker mit einer der ersten verschwunden. Allein lief Felice nun durch die leeren Gänge, hoch in die große Halle.

Die Erbin GrindelwaldsWhere stories live. Discover now