Die Erbin Grindelwalds

18. Icarus

Kaum hatte das Frühstück geendet, hatte sich auch das Gewitter verzogen. Zum Ausflug nach Hogsmead brachen die Mädchen ohne Felice auf. Diese stand, weit über ihnen, am Fenster des Gryffindor-Turmes und sah ihnen hinterher.

Wie Felice so dastand überkam sie eine Welle des Selbsthasses. Es war ein Fehler gewesen ihre Freunde so anzuschreien, aber vielleicht war es erstmal besser so... Sie durfte nicht weiter das Risiko eingehen sich noch mehr zu verraten. Sie hatte Astors Namen im Schlag gerufen! Wie hatte sie nur so dumm sein können? Um sich vollkommen auf ihre Aufgabe konzentrieren zu können, würde sich von allem und jedem distanzieren müssen. Von Lily und Sev, Gwenog und Alice, und auch jedem der Rumtreiber. Sie hatte sich dafür entschieden Dumbledore zu töten um Astor zu retten, aber dann musste sie das jetzt auch durchziehen.

Sie riss sich vom Anblick der Fenster los und machte sich nun doch auf den Weg raus aus dem Schloss. Würde sie länger in diesen Mauern sein würde sie ersticken! Aber den anderen folgte sie nicht, sondern hielt sich immer am Rande des Waldes.

Als sie an Hagrids Hütte vorbeikam, winkte dieser ihr freundlich zu und rief. >>Tach Felice! Heute so allein unterwegs?<<

>>Sieht so aus. Was machst du da eigentlich?<< Hagrid erhob sich schwerfällig vom Boden und klopfte sich die Erde von der Hose. >>Ich suche nach Futter für einen kleinen Freund. Komm ich zeig ihn dir.<< Er bedeutete ihr ihm in die Hütte zu folgen. Wie auch schon beim letzten Mal sprang sie der graue Welpe an. >>Aus Fang!<<

Winselnd verzog sich der Hund, der jetzt scheinbar den Namen Fang trug, auf seine Decke vor dem Kamin.

>>'tschuldige. Erziehung klappt noch nicht so ganz... Aber wenigstens nen Namen hat der jetzt.<< Auf dem wackeligen Holztisch stand ein kleines Körbchen das mit Decken ausgelegt war. Darin, ein kleines Häufchen brauner und grauer Federn, einige Stellen jedoch waren ganz kahl und rosafarbene Haut schien hindurch. Ein Waldkauz.

>>Hab den Kleinen heute morgen im Wald gefunden. Scheint so, als habe ihm jemand übel mitgespielt.<< Mitleidig sah Felice auf die stark zerrupfte Eule hernieder, die sie mit großen schwarzen Augen misstrauisch anstarrte.

>>Ist das eine der Schuleulen?<<
>>Nee, von denen is das keine. Keine Ahnung wo die herkommt.<< Hagrid nahm die Eule in seine riesigen Hände um sie mit einem Regenwurm zu füttern, den er gerade aus dem Biden gezogen hatte. Immer wieder pickte der Waldkauz nach Hagrid und wollte weder ihm, noch dem Futter so recht trauen. >>Autsch.<< Hagrid steckte sich den blutenden Daumen in den Mund.

>>Was ist mit ihm passiert?<< >>Ich weiß es nicht. Ich glaub ein größerer Vogel hat ihn angegriffen und er ist daraufhin abgestürzt. Die Flügel sind beide ziemlich angeknackst. Magst du mal versuchen ihn zu füttern, während ich mich darum kümmere?<< er hob seinen immer noch blutenden Finger. Vorsichtig reichte Hagrid die Eule an Felice, die ihn behutsam mit einer Pinzette einen Wurm an den Schnabel reichte, während er sich den Daumen mit einem mehr oder weniger sauberen Lappen verband.

Felice hatte Mitleid mit dem Vogel.

Angegriffen von einem größeren, zerrupft, den Halt verloren, die Flügel gebrochen. Genauso fühlte sie sich.

Ohne es zu kontrollieren tropfte eine Träne von ihrer Wange. Merlin sie weinte definitiv zu viel! Wieso war sie nur so schwach? Hagrid entging das nicht, doch er sagte nichts dazu.

>>Magst du ihm einen Namen geben?<< verwundert sah Felice ihn an. >>Naja, sobald der wieder zusammengeflickt is', wird er nicht mehr in die Wildnis können. Er wird zu sehr an Menschen gewöhnt sein. Also?<< Felice überlegte. Währenddessen pickte der Waldkauz nach dem Wurm den Felice ihm darbot, scheinbar hatte der Waldkauz entschlossen ihr zu vertrauen.

>>Icarus.<< sagte sie schließlich. Icarus, der Neffe Dädalus, der ins Meer stürzte und ertrank.

>>Icarus? Hm... gefällt mir. Wie wärs, du nimmst ihn mit hoch ins Schloss und du kümmerst dich um ihn. Ich glaub er mag dich. Naja, jedenfalls mehr als mich. Außerdem wird er jemanden brauchen der ihm später wieder das fliegen beibringt.<<

Ungläubig sah sie den Wildhüter an. >>Was? Ist das dein Ernst?<< >>Türlich! Magst du?<<

>>Ja. Ja, sehr gerne! Wenn ich darf...?<< >>Ach, natürlich darfst du! Ich red mit der McGonagall und dann wird das schon gehen.<< Hagrid lächelte milde, als er sah wie sehr Felice sich darüber freute. Vielleicht würde es ihr guttun und ihr helfen von gewissen Dingen abgelenkt zu werden. Sie hatte keine Ahnung von dem Gespräch, das er mit Professor Dumbledore geführt hatte, bezüglich der Thestrale.

Felice verbrachte fast den ganzen Vormittag bei Hagrid. Er erklärte ihr was sie bei der Pflege von Icarus zu beachten hatte und wie sie die Flügel stützen musste. Im Gegenzug dafür half sie ihn ein wenig in seinem Garten mit den Kürbissen für Halloween. Es war schön sich mal so richtig die Hände dreckig machen zu können.

Am frühen Nachmittag verabschiedete sich Felice von Hagrid und ging, bepackt mit dem Korb in dem Icarus lag, zurück hoch ins Schloss. Um Icarus gegen den kalten Wind zu schützen, hatte sie eine kleine Decke über ihn gebreitet. Verwundert stellte sie fest, dass sie trotz der Probleme des frühen Morgens, kein einziges Mal mehr daran hatte denken müssen. Es schien alles wie weggeblasen. Es tiefes Gefühl von Frieden lag in ihrem Herzen. Doch das Gefühl sollte bald verschwinden.

Felice bog gerade auf den Flur ein auf dem der Zugang zum Gryffindor-Turm lag, als sie sah wie Sev und Sirius scheinbar in ein Gespräch verwickelt waren. Sirius schwankte leicht und Severus hatte die Stirn misstrauisch in Falten gelegt. Als sie näher kam und Sirius sie bemerkte, deutete er eine leichte Verbeugung in ihre Richtung an und verschwand den Flur runter, nicht weniger schwankend.

>>Was wollte den Black von dir?<<
>>Black sagte mir, ich könne die Möglichkeit haben rauszufinden, warum sie alle jeden Monat verschwinden.<<

>>Was?<< >>In ein paar Tagen soll ich Lupin nachts einfach folgen, ohne das er es merkt versteht sich, und er würde mich geradewegs dahin führen, wohin sie immer verschwinden.<< >>Du Glaubst ihm doch etwa nicht?<< Skeptisch zog Felice eine Augenbraue nach oben.

>>Warum sollte ich nicht? Verstehst du den nicht?! Das ist die Chance diese Idioten für immer loszuwerden! Das was die tun ist garantiert nicht erlaubt und dann fliegen sie alle von der Schule! Black, Petigrew, Lupin und — Potter.<< James Namen spuckte er geradezu aus. Seine Abscheu einem jeden einzelnen von ihnen gegenüber war nicht zu überhören.

>>Ich frag mich gerade ob er überhaupt richtig mitbekommen hat was er gerade zu mir gesagt hat. So dicht wie der war...<< Sev verzog angewidert das Gesicht. >>Die anderen werden wohl nichts davon wissen...<<

>>Sev!<< versuchte Felice ihren Freund zur Vernunft zu bringen. >>Das kannst du nicht machen!<< Er schnaubte.

>>Das werden wir ja sehen!<<

Und damit ließ er sie im Gang stehen. Hilflos sah Felice ihm hinterher, immer noch den Korb unterm Arm.

In ein paar Tagen war Vollmond... Felice ahnte schon lange, dass Remus der Werwolf gewesen war, der sie im Wald fast angegriffen hatte. Potter hasste Severus und Black war sein bester Freund. War es möglich, dass die beiden das ausgeheckt hatten, um Severus in eine Falle zu locken? Würde James Potter wirklich so weit gehen?

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Du meine Hüte die Zahl der Reads geht ja durch die Decke! Übers Wochenende einfach mal so 500 neue reads... Danke^^