13. Splitterherz

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>>Du hast jemanden sterben sehen, Felice.<<

Diese Wort ließen Felice noch lange nicht los. Wie sie aus Hagrids Hütte herausgekommen war, wusste sie nicht mehr. In den darauffolgenden Tagen war sie wie ein Geist durch die Schule gelaufen und konnte überhaupt nicht mehr dem Unterricht folgen. Lily, Alice und Gwenog waren die einzigen die irgendwie zu Felice durchdringen konnten, aber was mit ihr nicht stimmte verriet sie ihnen nicht. Ab und zu führte Felice mit den dreien eine eher gezwungene Unterhaltung, nur damit die drei nicht mehr nachbohrten, aber selbst Sev war dazu übergegangen sie ständig zu fragen ob mit ihr alles klar wäre und das regte sie am meisten auf.

>>Du hast jemanden sterben sehen, Felice.<<

Diese Worte waren immer wieder in ihren Albträumen aufgetaucht. Sie wechselten sich mit Astors vor Schmerz schreiendem Gesicht und dem der Frau mit den Schlammbraunen Augen ab, die sie auch in der Nacht gesehen hatte bevor James sie im Wald rettete. Aber mit der Zeit erkannte sie immer mehr Details in den Träumen. Der Raum, in dem sich die Frau und ihr Vater befanden, war das Arbeitszimmer ihres Vater gewesen, etwas silbernes blitzte auf, bevor die Frau verschwand. Felice erinnerte sich durch die dunklen Flure gerannt zu sein.

Hatte ihr Vater diese Frau getötet? Hatte sie diese Frau vielleicht sterben sehen? Wer war sie? Wann war das geschehen? Und wieso hatte Hagrid so seltsam geklungen, als er ihr erklärte warum sie Thestrale sehen könne? Fragen über Fragen, die ihren von Kopfschmerzen geplagten Kopf überforderten. Felice versuchte es logisch anzugehen.

Allein die Tatsache, dass sie die Thestrale sehen konnte, bewies schon, dass die Frau jetzt wahrscheinlich tot war. Also hatte ihr Vater tatsächlich jemanden umgebracht... Felice überlief eine Gänsehaut, als ihr das bewusst wurde.

Weiter.

Letztes Schuljahr hatte sie diese Wesen garantiert noch nicht sehen können, erst ab diesem Jahr. Und das wiederum bedeutete, dass es in diesem Sommer geschehen sein musste. Aber wieso konnte sie sich nicht daran erinnern und sah es nur in ihren Träumen? Hatte sie es so sehr verdrängt, dass sie es schlicht vergessen hatte?

Stöhnend stützte sie ihren Kopf in die Hände und versuchte sich wieder auf die vor ihr liegenden Aufgaben in Verwandlug zu konzentrieren.

Lily hatte gestern Abend erneut das Gespräch mit ihr Gesicht und sich auf Felice Bettkante gesetzt, als diese dabei war ihre Hausaufgaben fertig zustellen. >>Ich will ja nicht neugierig sein...<< begann sie.
>>Aber Alice, Gwenog und ich haben uns gefragt, wie es eigentlich dazu kam, dass du mit unserem ehrten Mister Lupin draußen im Schlamm getollt hast...<< Kam Lily direkt auf den Punkt.

Sie ließ es beiläufig klingen, aber Felice wusste ganz genau, dass ihre Freundin auf glühenden Kohlen saß. Unsicher was sie sagen sollte oder ob sie überhaupt etwas sagen sollte, starrte sie weiter in ihr Buch. >>Hat sich so ergeben.<< nuschelte sie.

>>Das ich das noch erleben darf!<< verwirrt sah Felice auf. >>Komm schon Felice! Das muss doch selbst die aufgefallen sein! Nein? Gut, dann werde ich es dir jetzt ganz genau erklären: Meine liebe Felice, du magst ihn! Und dann nicht nur irgendwen! Nein, nein, nein, einen der Rumtreiber. Du stehst auf unseren netten, klugen, witzigen, schüchternen Remus Lupin. Mehr als nur rein freundschaftlich...<< Lily wackelte zur. Verdeutlichung mit den Augenbrauen und grinste breit. Felice stierte weiter in ihr Buch, merkte aber selbst wie ihre Gesichtsmuskeln zuckten.

Das konnte doch nicht sein, dass sie sich verliebte! Was wusste sie schon von Liebe? Nichts. Wie es sich anfühlte geliebt zu werden oder jemanden anderen zu lieben, um dessen Leben sie nicht täglich aufs neuer fürchten musste...

>>Unsinn.<< sagte sie mehr zu sich selber als zu Lily.

>>Was soll das bitteschön heißen, Unsinn?! Natürlich magst du ihn!
Und er mag dich! Seh sogar! Du weißt das du eine echt eingeschränkte Wahrnehmung des bezüglich hast?<<

>>Ach und was ist mit dir?<< wechselte Felice das Thema. >>Potter rennt dir seit der ersten Klasse hinterher und versucht genauso lange dich zu einem Date zu überreden, aber du lässt ihn abblitzen, was ich durchaus nachvollziehen kann... Aber dann hast du da noch Severus. Den lieben, verkorksten Severus Snape. Wenn du nicht mitbekommst das er ebenfalls Gefühle für dich hat, dann hast du eine mindestens genauso beschränkte Wahrnehmung „dies bezüglich".<< Felice malte Gänsefüßchen in die Luft. Jetzt war es Lily die zur Seite sah.

>>Das — Das ist etwas anderes... Potter ist ein Idiot m. Und Sev? Natürlich liebe ich ihn, aber eher so wie eine Schwester ihren Bruder liebt. Ich weiß nicht... Vielleicht wäre alles anders, wenn er anders wäre. Wenn er nicht so versessen auf die dunklen Künste wäre...<< Lily schluckte. >>Ich hab Angst ihn daran zu verlieren.<< Eine Träne floss über Lily Gesicht.
Irgendetwas schien vorgefallen zu sein... Eine Lily Evans weinte nie! Es war Jahre her das Lily das letzte mal geweint hatte.

>>Lily? Was ist passiert?<< fragte Felice behutsam. >>An sich ist es lächerlich das ich deswegen Wein, aber —<< sie brach ab. >>In der Stunde bei Slughorn, bei der du ja gefehlt hast, haben wir den Trank der lebenden Toten fertiggestellt. Slughorn war von Sevs Trank do begeistert, dass er laut ausrief: Fantastisch! Mister Snape, Sie sind zweifelsohne einer meiner begabtesten Schüler! Sev war natürlich total glücklich über dieses Lob. Ich hab ihn später gefragt was daran so toll sei, etwas herstellen zu können, dass so viele Menschen umbringen könnte. Aber Sev hat bloß gemeint, ich würde das nicht verstehen... Und später in Verteidigung gegen die dunklen Künste hat er Professor Merrythought begeistert alle Flüche aufgezählt mit denen man einen Menschen töten oder in den Wahnsinn foltern könnte.
Alice fand das genauso abstoßend als er über den Cruciatus Fluch loslegte. Aber Bellatrix Black hat Sev auch noch Beifall geklatscht und zu Alice gesagt sie solle sich gefälligst mal wieder einkriegen.<< Sie schluckte.

Lily war es anzusehen, wie sehr es sie belastete, dass ihr bester Freund eine solche Richtung einschlug. >>Vielleicht redest du nochmal mit ihm?<< versuchte Felice es erneut. >>Und was soll das bringen? Ich versuche schon seit Jahren ihn irgendwie davon abzubringen, aber er hört ja nicht auf mich!<< rief Lily nun zornig.

>>Es ist falsch was er tut! Kein Mensch sollte einen anderen Menschen töten! Morden... Es ist verabscheuungswürdig! Moralisch verwerflich! Nenn es wie du willst... Menschen in den Wahnsinn foltern oder töten! Ich könnte es nie mit jemandem in einem Raum aushalten, wenn er im Begriff ist so etwas und dergleichen zu tun!<<

Etwas in Felice zerbrach.

Wie Splitter aus Eis bohrten sich Lilys Worte in Felice Herz. In ihr wurde als kalt und hart. Genauso wie wenn ein Feuer, dass bis eben noch munter vor sich hin geprasselt hatte, verlosch und nur ein paar dunkle Stücke Kohle übrig ließ.

Jetzt hatte Felice die Gewissheit. Wenn sie Dumbledore tatsächlich töten würde, würde Lily sie bis in alle Ewigkeit verabscheuen...

>>Aber was ist mit dir? Du gehst Remus komplett aus dem Weg. Rede mit ihm!<<

>>Nein.<< hauchte Felice, während ihr Splitterherz, in ihrer Brust, nach ihrem Schmerz schrie.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt