Kapitel 5

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Die Anspannung hatte sich in den letzten paar Minuten immer mehr verschärft. Mikoto Suoh und Reisi Munakata funkelten sich gegenseitig angriffslustig an und ich und die kleine Lolita standen so ziemlich im Weg. Auf einmal kam auch noch Izumo dazu. "Mikoto, ich will dich ja nicht nerven, aber ich schätze mal, dass wir das Risiko eingehen müssen", bemerkte er ruhig. Der Rothaarige grummelte genervt irgendwas vor sich hin und schaute dann wieder mich an.

Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass es mir irgenwie peinlich war, die ganze Zeit gemustert zu werden. Ich warf dem Vorsteher einen Blick zu, den er verstand und tatsächlich einen Schritt zurück machte. So hatte Mikoto auch etwas mehr Platz. "Gehen wir", meinte er jedoch nur und ich starrte ihn überrascht an. Soviel zum Thema reden... Doch das war noch nicht alles, denn ich bemerkte kurz darauf, dass Anna sich hinter ihm hervor getraut und nun meine Hand genommen hatte. "Komm", meinte sie und schaute mich an. Ich zuckte zusammen, als ich verstand und schüttelte den Kopf.

"Vergiss es, Roter König...", meinte ich und bat Anna, mich loszulassen. Mikoto warf mir einen drohenden Blick zu, aber ich ließ mich nicht einschüchtern. "Wenn das alles ist, Suoh, möchte ich dich jetzt bitten, zu gehen. Kazuki-San's Wille ist es, wie du gehört hast, hierzubleiben", mischte Munakata-San sich wieder ein und ich stellte mich wieder auf meinen Platz. Als ob ich mich von denen dazu überreden lassen würde, Scepter 4 freiwillig zu verlassen, niemals. Schon gar nicht, nur um mit zu denen zu gehen, das kam nicht in die Tüte.

Der genervte Blick des Roten Königs veränderte sich zu einem belustigten Schmunzeln. "Zu schade, dass mir das egal ist" Ich zuckte zusammen, denn so, wie er das gesagt hatte, konnte nur Schlimmes darauf folgen... Aber warum ausgerechnet ich? "Na schön...", gab ich mich dann doch geschlagen. Egal wie, er wollte mich zwingen, soviel stand fest. Munakata-San wirkte geschockt und Mikoto grinste leicht überheblich.

"Aber wehe, du jagst hier auch nur irgendetwas in die Luft", versuchte ich ihm zu drohen, aber ich wurde allein beim Reden schon wieder rot und die Hälfte meiner Worte waren nur leises Genuschel. Dann fiel mir noch was ein und ich flitzte nochmal kurz in mein Zimmer, schnappte mir meine Tasche und verstaute ein paar nötige Sachen darin, die ich bestimmt brauchen würde. So wie ich die Situation einschätzte, durfte ich bestimmt nicht so früh wieder gehen.

Als ich wieder zurückkam wurde ich von allen Anwesenden kurz verwirrt angeschaut, ehe die Roten sich abwandten. Ich lief ihnen lesend und genervt hinterher, war aber wohl ein bisschen zu langsam. Dies bemerkte ich relativ schnell, als ich plötzlich eine schnell steigende Wärme an meinem Rücken spürte. Als ich nach hinten sah, um zu gucken, was der Grund dafür war, lief ich knallrot an und versteckte schnell meine Nase in dem Buch.

Mikoto schob mich von hinten ein bisschen an, aber es schien wohl mehr dahinter zu stecken, denn ich bemerkte direkt danach auch, dass er mir ständig über die Schulter schaute. Seufzend lief ich weiter und hob das Buch ein bisschen an, damit er auch gucken konnte, bevor ich weiter nach Informationen suchte und dabei auch nicht auf den Weg achtete. Aber trotzdem fragte ich mich echt, was die Aktion eigentlich sollte.

Nach einiger Zeit laufen kamen wir schließlich an der Bar von Kusanagi-San an, Mikoto tippte mich an und wies auf die Treppe. Ich nickte verstehend und klappte kurz das Buch zu, lief die Treppe hoch und fing dann wieder an zu lesen. Kaum waren wir drinnen, suchte ich mir einen Platz zum Sitzen und las weiter mein Buch. Was ich da suchte, ging die Jungs eigentlich nichts an, aber wenn der König unbedingt gucken wollte, dann bitte. Ich seufzte leise. Die nächste Zeit würde bestimmt extrem anstrengend werden.

"Wie heißt du?", fragte die kleine Lolita mich interessiert. "Yumi... Yumi Kazuki", meinte ich abwesend und hatte weiterhin meine Nase in meinem Buch. "Yumi also", sagte sie nur und bedankte sich bei Izumo für den Orangensaft, den er ihr hingestellt hatte. "Möchtest du vielleicht auch etwas trinken, Yumi-Chan?", fragte der freundliche Barkeeper anschließend mich, aber ich hatte weder hunger noch Durst. Ich wollte nur zwei Dinge. Erstens so schnell wie möglich wieder zurück zu Scepter 4 und zweitens interessierte es mich, warum der Rote König so ein unglaubliches Interesse an mir hatte. Das musste doch einen Grund haben.

Während ich also am Lesen war, konnte ich einfach nicht aufhören, über meine jetzige Situation nachzudenken. "Wo ist eigentlich der Rote König?", wandte ich mich schließlich an Kusanagi-San, der gerade seine Gläser polierte. So wies aussah, machte er das wohl ständig. "Du meinst Mikoto, oder? Der ist gerade abgehauen, aber er dürfte bald zurück sein", meinte er ruhig und stellte mir einen Tee hin. "Hier. Du solltest zwischendurch auch mal etwas trinken, Yumi-Chan", fügte er dann noch hinzu. Ich gab mir einen Ruck und probierte. Gar nicht mal so schlecht, wie ich kurz darauf feststellte. Kusanagi-San konnte das wohl echt gut. Ich sah auf die Uhr. Schon fünf? Dann musste ich wohl knapp zwei Stunden lang nichts als Lesen gemacht haben und dabei meine Umgebung komplett ausgeblendet haben... Immerhin hatte ich ja nicht mal mitbekommen, dass Suoh wieder abgehauen war.

"Der ist wirklich gut, danke Kusanagi-San", meinte ich schnell, als ich bemerkte, dass der Gute mich anschaute. Er nickte zufrieden und wandte sich wieder seinen Gläsern zu, während ich wieder mit Stift in der Hand anfing zu lesen. Kurz darauf öffnete sich die Tür und Mikoto tauchte wieder auf. Neben ihm ein blonder, junger Mann, der offenbar sehr fröhlich drauf war und ein Skater mit Baseball Schläger. Außerdem noch ein etwas... rundlicher Typ mit weißem Hoodie. Ich hatte in dem Moment keine Ahnung, wie ich ihn sonst beschreiben sollte.

Kusanagi-San schien sie schon erwartet zu haben und stellte jedem von ihnen etwas zu trinken hin. Der Rote König beanspruchte direkt eine Couch von zweien, die da standen, für sich und Anna-Chan setzte sich zu ihm. Zwei der anderen beiden Jungs setzten sich an einen Tisch und der Letzte von ihnen, der blonde, nahm auf der anderen Couch platz und schnappte sich eine Decke. Ich vermutete, dass er müde war, obwohl mir Suoh eher danach aussah, als könnte er ein Schläfchen gebrauchen. Das würde auch seiner ständigen, miesen Laune helfen...

Die beiden Jungs unterhielten sich über Fushimi, zumindest erschien es mir so. Nach ein paar Minuten beobachten erkannte ich den einen auch wieder. Misaki Yata. Er hasste Saruhiko, soweit ich mich recht erinnerte. Der andere, Rikio Kamamoto oder wie er hieß, schien weniger wütend auf ihn zu sein. Und dann war da noch der Blonde, der mich fröhlich angrinste. Das musste dann wohl Tatara Totsuka sein. Ich blinzelte. Der war ja wirklich wach, ich dachte, er schlief... "Bist du die Neue?", fragte er mich fröhlich grinsend. Ich seufzte leise und nickte nur. Aber am liebsten hätte ich erst Mikoto angeschnauzt und mich dann auf den Weg zurück zum Hauptquartier von Scepter 4 gemacht. Zu blöd nur, dass das nicht ging...

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Where stories live. Discover now