Kapitel 19

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*Einige Tage später*
Um mich mit der Entscheidung mal nicht auseinander setzen zu müssen, hatte ich mir mal einen Tag frei genommen und war ein bisschen in die Stadt gegangen, um mich etwas zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen. Jedoch wurde meine Ruhe wieder einmal jäh gestört, als ich Geräusche eines Kampfes vernahm. Und wie immer konnte ich meinen Sinn für Gerechtigkeit nicht zurückhalten und war natürlich direkt dahin gerannt. Aber was ich dort sah, verschlug mir den Atem.

Suoh. Hinter ihm Anna Kushina, die kleine Strain von Homra, und Tartara Totsuka, auf den vor mittlerweile drei Monaten ein Aschlag verübt worden war. Glücklicherweise konnte er noch gerettet werden. Allerdings hatte dieser Vorfall den Roten König unheimlich aggressiv und wütend gemacht, wie ich wieder einmal bemerken durfte.

Noch immer umgab den Roten König die lodernde, rote Aura und er selbst wirkte gestresst. Ich zog mich vorsichtig zurück, jedoch nicht ohne zu bemerken, dass die kleine Lolita mich gesehen hatte. Trotzdem sagte sie nichts, wofür ich ihr in diesem Moment wirklich sehr dankbar war. Vielleicht wusste Kusanagi-San ja mehr... Ich beschloss, mich auf den Weg zu machen und mit ihm zu reden. Wie immer erfüllte eine gewisse Art von Geruch und Luft die gemütliche Bar, die mir schon entgegen kam, als ich die Tür öffnete.

Zu meinem Erstaunen wirkte Kusanagi-San nicht überrascht, mich zu sehen. Im Gegenteil, als hätte er es schon geahnt. "Guten Tag, Mylady", begrüßte er mich wie immer ziemlich vornehm. Ich glaube, dass macht er sogar nur bei Seri-Chan oder mir, aber wieso, wusste ich nicht. "Den wünsche ich dir auch, Kusanagi-San", antwortete ich und setzte mich auf einen der Barhocker an der Theke. "Was darf es denn sein?", fragte er und ich bestellte mir ein einfaches Glas Wasser. Es konnte immer dazu kommen, dass ich plötzlich im Dienst gebraucht werden würde, komplett frei nehmen kam also nicht Infrage.

Wir unterhielten uns erstmal über harmlose Dinge, aber so langsam wollte ich auf das Ernste Thema zu sprechen kommen. "Eine Frage, Kusanagi-San... Wie geht es Mikoto?", fragte ich erstmal möglichst unscheinbar. Aber ich stellte schnell fest, dass es im Grunde eine dumme Frage war. "Du machst dir Sorgen, stimmts? Naja... Mikoto geht es eigentlich so wie sonst auch, aber sein Damokles Schwert sagt natürlich etwas ganz anderes... Leider hört dieser Idiot ja nicht auf mich. Und das, obwohl Totsuka am Leben ist. Tja... Er ist halt ein richtiger Löwe", meinte er ruhig. Und doch wusste ich, dass auch Izumo sich große Sorgen um seinen König machte.

"Izumo...möglicherweise gibt es noch eine Möglichkeit, ihn zu retten. Aber ich brauche noch mehr Informationen", gab ich zu. Überrascht schaute der Barkeeper mich an. "Wie bitte?" Ich nickte leicht. "Richtig gehört. Ich habe ein bisschen geforscht und bin auf interessante Informationen gestoßen. Aber das reicht noch nicht. Deshalb wollte ich dich um Unterstützung bitten. Du beherrschst mehrere Sprachen fließend. Außer dir ist dazu einfach keiner in der Lage", meinte ich ernst. "Du weißt aber schon, dass ich Mikoto's Stellvertrer bin, oder?", gab er zu bedenken. Ich nickte wieder.

"Ja... Das ist mir bewusst. Ich werde dich solange vertreten. Munakata-San weiß bereits Bescheid", log Ich. Das musste ich ihm dann noch mitteilen, aber ich konnte Mikoto nicht sterben lassen. Auch wenn ich dafür garantiert ordentlich Ärger bekommen würde... Ich musste es einfach tun. Ich konnte nicht anders. "Ich bin sicher, der Vorsteher wird es verstehen. Man sieht dir an, wie wichtig dir unser König ist", bemerkte Kusanagi-San schmunzelnd. Ich wurde rot. "Sei bloß still...", nuschelte ich beleidigt.

*Innenstadt - Seitengasse*
*Sicht Mikoto*
Ich war etwas außer Atem, als Totsuka mir plötzlich von hinten die Hand auf die Schulter legte. "King, das reicht doch hin...", meinte er mit beruhigender Tonlage. Genervt seufzte ich und ließ die Flammen verschwinden. "Du wirst jetzt bestimmt wieder mit deiner Meinung ankommen, dass meine Macht dazu dient, um zu beschützen, oder?...", meinte ich genervt. "Nein, schon gut... Du hast ja recht. Die Macht an sich bringt Zerstörung. Sie ist ein Monster. Aber... Wenn man sich dieses Monster zum Freund macht, beschützt sie andere", meinte er aufmunternd.

"Tartara hat recht", murmelte Anna und klammerte sich an meiner Hand fest. Ich sagte nichts mehr dazu, sondern ging weiter in Richtung Bar, um mich auszuruhen. Totsuka dürfte noch nichts wissen, aber so langsam geriet mir das Limit eindeutig zu nah an meinen momentanen Standpunkt heran. Allerdings war mir nicht bewusst, dass Kusanagi gerade... Besuch hatte.

*Sicht Yumi*
Überrascht schaute ich in Richtung Tür, als ich die Klingel hörte und direkt wieder weg. Was war ich eigentlich für ein Pechvogel? Ausgerechnet jetzt musste der Rote König hier auftauchen, na toll. Schnell leerte ich mein Glas und stand auf. "Ich muss jetzt los, auf wiedersehen, Kusanagi-San", meinte ich hastig und verließ die Bar noch, bevor irgendwer auf die dumme Idee kam, mich aufhalten zu wollen. Das war zumindest der Plan... Aber naja, ihr kennt mich ja.

"Hiergeblieben" Ich zuckte zusammen und rührte mich nicht, dabei stand ich zwischen Tür und Türrahmen. Musste das jetzt wieder sein? "King, was ist denn?" Na toll, Tartara Totsuka war auch hier. Und das heißt... Anna wohl auch. Mist. "Was ist?", meinte ich genervt und schaute kurz zu ihm. Mikoto antwortete Totsuka-San nicht, wahrscheinlich hatte er ihm nicht mal zugehört. "Was machst du hier?" Genervt schaute ich ihn an. "Sag mal darf ich meinen freien Tag nicht so nutzen wie ich das will oder was? Hör auf mich zu nerven!" Mit diesen Worten knallte ich die Tür zu und machte mich auf den Rückweg zum Hauptquartier. Männer sind echte Idioten!

Offenbar war ich sehr leicht durchschaubar, denn Awashima-Kun schaute mich die ganze Zeit während des gemeinsamen Trainings besorgt an. Irgendwann nervte es auch ein bisschen. Ich setzte mich zur Pause auf die Bank am der einen Wand des Dojos und leerte meine Wasserflasche in einem Zug, weil ich echt erschöpft war. "Stimmt irgendetwas nicht, Kazuki-San?", fragte sie besorgt. "Jaja, alles bestens...", murrte ich sarkastisch und stand wieder auf, um mich mit dem nächsten zu messen, doch Awashima-Kun hielt mich auf. "Vorsteher, wir sind gleich zurück", meinte sie und ich kam nicht mal dazu, zu protestieren, da zog sie mich auch schon mit auf den Flur im Hauptgebäude.

"Was soll denn das!?", motzte ich sie an und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. "Ich würde gerne wissen, was mit dir los ist. Du bist total aufgekratzt und gereizt. Was ist passiert?", bekam ich zur Antwort. Ich seufzte leise. "Ich kann vor dir echt nichts geheim halten... Ich war vorhin kurz bei Kusanagi-San, um mit ihm über ein bestimmtes Thema zu sprechen, aber dann ist Mikoto aufgetaucht", murrte ich genervt.
"Dieses Thema also wieder... Er macht sich Sorgen um dich, oder?"
"Nein, er hat mich angestarrt und gefragt, was ich hier zu suchen hätte"
Überrascht schaute sie mich an. Bitter, aber es war die Wahrheit. Nach ein paar Minuten fasste sie sich wieder. "Vielleicht hat er mitbekommen, dass du es weißt?" Ich schwieg. Vielleicht...

Es stimmte, dass ich bestens informiert war. Da Awashima-Kun und ich fast die gleiche Stellung bei Scepter 4 hatten, war ich ebenfalls sehr oft in die Gespräche involviert und arbeitete schon länger hart an einer Lösung. Aber bis jetzt blieb meine Hoffnung leider aus. Leider... Ich wollte nicht, dass er sterben muss und der Vorsteher ebenso wenig. Gerade vor ein paar Tagen hatte ich es wieder begriffen. Es waren insgesamt genau fünf Leute, die mich im Krankenhaus besucht hatten: Der Vorsteher, Seri-Chan, Benzai-San, Akiyama-San und er - Mikoto. Manchmal hatte er auch Anna mitgebracht, aber ich vermutete bei ihr, dass sie einfach nicht alleine bleiben wollte und deshalb mitgekommen war. Aber... Allein die Tatsache, dass der Rote König mich öfters besucht hatte, ließ mir einfach keine Ruhe. Warum? Was war der Grund?...

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Where stories live. Discover now