Kapitel 40

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Doch nicht alle guten Dinge hielten ewig an. Die Zeit verging und ich hatte noch immer keine Möglichkeit gefunden, mich mit dem Goldenen König zu unterhalten. Dabei war es doch so dringend! Manchmal beschäftigte mich der Gedanke, ob ich vielleicht doch auf die Bitte von Nagare Hisui eingehen sollte. Obwohl er gefährlich war, er war ein König und ich brauchte die Zustimmung von insgesamt vier Königen. Wenn der Goldene König mir die Erlaubnis geben würde, ich den Vorsteher und Nagare Hisui überzeugen konnte und natürlich auch noch den als nächster ausgewählten, also zukünftigen Roten König finden würde, dann konnte ich Mikoto retten.

Fürs erste stand jetzt aber erstmal ein Gespräch mit Munakata-San auf dem Plan. Ich wusste nicht, was der Vorsteher von mir wollte, aber versäumen wollte ich das Gespräch auf keinen Fall und das durfte ich auch nicht. Zügig ging ich den Flur entlang zum Büro des Vorstehers und wartete erst ab, bis ich die Erlaubnis hatte, einzutreten, bevor ich dies auch tat und vor dem Schreibtisch stehen blieb. So wies aussieht war er wieder mal am knobeln, dass verriet mir das neue Puzzle auf dem Tisch.

"Vorsteher, ihr hattet nach mir gefragt?", fragte ich höflich und sah ihn abwartend an. "Das ist richtig. Kazuki-San, ich möchte mich mit dir unterhalten... Ich denke mal, du kannst dir in etwa vorstellen, worum es geht", antwortete er und ich fühlte mich augenblicklich unwohler. Gab es jetzt doch Ärger? "I-ich denke schon...", murmelte ich und senkte schuldbewusst den Kopf. Es war mir wirklich unangenehm, dass ich eingepennt war.

Andererseits... vielleicht konnte ich zumindest jetzt diese andere Sache abhaken. "Schon gut, ich möchte dir keinen Vorwurf machen... Setz dich", entgegnete er ruhig. Ich wollte jetzt auch keinen Fehler machen und gehorchte einfach, ohne etwas zu sagen. Das hier war vielleicht meine einzige Chance, den Vorsteher von meinem Vorhaben zu überzeugen. Ich musste es versuchen!

"Um was geht es denn, Vorsteher?", fragte ich höflich und blieb auch aufmerksam. "Mich interessieren deine Fortschritte. Du hast dich in letzter Zeit stark überarbeitet, als König und Vorsteher von Scepter 4 ist es somit meine Pflicht, dich zu unterstützen" Mit dieser Antwort habe ich nicht gerechnet. Also musste ich erstmal überlegen, was ich jetzt sagen sollte. Und eigentlich war es klar, was ich brauchte. Was der Vorsteher tun konnte, um mir zu helfen.

"Naja... Es gibt etwas, das mir ohne eure Unterstützung nicht möglich sein wird, darüber wollte ich sowieso noch mit euch sprechen", erklärte ich schließlich und versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, obwohl mir dieses Thema sehr auf die Seele schlug und ich auch ständig mit der Angst kämpfen musste, es nicht zu schaffen.

"Etwas, dass ohne meine Unterstützung nicht möglich sein wird?", wiederholte er fragend meinen Satz. Ich nickte zustimmend. "Richtig... Ich muss unbedingt mit seiner Majestät sprechen, es ist dringend... Mir bleibt kaum noch Zeit", gestand ich und sah betreten zu Boden. Ich hatte wirklich große Angst, dass ich es nicht schaffen könnte.

"Kazuki-San... Der Goldene König ist der mächtigste von allen. Ich hoffe, dir ist klar, was für ein Risiko du damit eingehen wirst", meinte er ernst. Ich schluckte schwer, aber nickte selbstbewusst und sah meinen König auch so an. Natürlich wusste ich das. Andererseits wusste ich auch, dass Munakata-San, Mikoto manchmal als eine wandelnde Naturkatastrophe bezeichnete und somit fragte ich mich ja schon irgendwie, wer jetzt eigentlich gefährlicher war.

"Dem bin ich mir bewusst, Vorsteher... Aber ich habe keine andere Wahl! Ich muss es tun!", meinte ich und bemerkte nicht so richtig, wie verzweifelt ich mich auch anhörte. Hätte ich es gemerkt, wäre es vermutlich nur noch lächerlicher geworden, als ich mich sowieso schon verhielt. Aber ich konnte jetzt einfach nicht mehr aufgeben, ich war ganz nah dran und ich hatte es Mikoto versprochen!

"Beruhig dich wieder... Einverstanden. Ich werde versuchen, seine Majestät dazu zu überreden, dir eine Audienz zu gewähren. Aber das wird vermutlich deine einzige Chance sein, also nutze sie Weise", entschied der Blaue König schließlich und schrieb sich irgendwas auf. Sichtlich erleichtert atmete ich auf und bedankte mich erstmal aufrichtig, bevor ich wieder ernster wurde. Es gab schließlich noch eine zweite Sache zu klären. Und das würde wesentlich schwieriger werden, denn Mikoto und der Vorsteher vertragten sich ja leider überhaupt nicht.

"Ich danke euch. Aber... Ich muss euch noch um etwas anderes bitten. Um etwas... Was euch vermutlich nicht so wirklich zusagen wird, Vorsteher...", meinte ich ruhig und sah abwartend zu meinem Gegenüber. Dieser schien auch erstmal zu überlegen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er ganz genau wusste, von wem ich sprach.

Die drückende Stille war aber alles andere als angenehm. Ich war echt froh, als er wieder das Wort ergriff. "Du sprichst von deinen Untersuchungen, richtig? Was die Probleme des Damoklesschwertes... des Roten Königs betrifft", stellte er dann fest. "Richtig... Ich habe herausgefunden, dass es wirklich möglich ist, eine Alternative zu finden. Eine Alternative, die ausschließt, dass ihr die Bürde auf euch nehmen müsstet, die durch den problematischen Zustand des Damokles vom Inhaber der Macht des dritten Königs entstanden ist. Und um ehrlich zu sein... Will ich nicht, dass er sterben muss..." Den letzten Satz murmelte ich kaum hörbar und mir lief bei den Worten auch wieder ein kalter Schauer über den Rücken.

Munakata-San hörte sich die ganze Geschichte in Ruhe an und schien nachzudenken. Aber so kannte man den Blauen König, auch ich hatte mittlerweile gelernt, dass er sich für alles mindestens fünf Pläne überlegte. Etwas viel, wie ich fand, aber das war sein Problem, nicht meins.

"Ich verstehe... Und dafür braucht man also die Unterstützung mehrerer Könige. Jetzt verstehe ich auch, wieso du unbedingt mit seiner Majestät sprechen willst... Einverstanden, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich ihm alles durchgehen lasse. Jedoch ist die Vermeidung eines Königsmordes einer höheren Priorität zuzuweisen, ich werde dich also unterstützen", meinte er schließlich. Ich strahlte vor Freude, blieb aber ruhig und wusste mich zu beherrschen. Immerhin war mein Gegenüber nach wie vor derjenige, der mir die Aufgaben erteilte, also sollte ich mich auch dementsprechen verhalten. Und doch war ich überglücklich. Endlich geriet die ganze Sache richtig ins Rollen. Als nächstes stand für mich also das Gespräch mit seiner Majestät auf dem Plan und danach würde ich mich, falls dann noch nötig, auf die Suche nach dem nächsten Auserwählten machen. Als letztes galt es also... Nagare Hisui zu überzeugen. Das würde vermutlich die schwerste Aufgabe werden, aber ich hatte einfach keine andere Wahl. Ich musste es versuchen. Um jeden Preis.

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