Kapitel 46

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*Sicht Yumi*
Als ich irgendwann wieder zu mir kam, stellte ich entgeistert fest, dass es bereits halb neun Uhr morgens war und ich wohl den restlichen Tag nur geschlafen hatte. Und was passierte dem Schreck entsprechend? Richtig, ich fiel erstmal geradewegs aus dem Bett und landete unsanft auf dem Boden. Das tat weh. Seufzend stand ich auf und schnappte mir was frisches zum Anziehen, dann einmal schnell durch die Dusche und frisch gemacht lief ich hastig in den Gemeinderaum und holte mir was zu Essen. Glücklicherweise war die morgendliche Ansprache wohl erst vor ein paar Minuten gewesen, ich war also theoretisch nicht zu spät. Aber... eine Frage brannte mir jetzt schon auf der Seele, weshalb ich erstmal nach dem Vorsteher suchte. Ich musste wissen, wie es Mikoto ging und wo er war.

Nach ein paar Minuten wurde ich auch im Gemeinderaum fündig, wo mein Vorgesetzter ebenfalls gerade am Frühstücken war, genau wie meine beste Freundin, Seri Awashima. Unruhig setzte ich mich daneben und aß erstmal schweigend mein Frühstück, während ich nebenbei grübelte, wie ich den Vorsteher auf dieses Thema ansprechen sollte. Immerhin kam er nicht mit demjenigen klar, den ich persönlich von ganzem Herzen liebte. Aber da musste ich jetzt leider durch. Doch ich kam nicht mal mehr zu Wort.

"Kazuki-San...  Ich möchte dir in den nächsten Tagen mehrere Schichten im Sicherheitsdienst anvertrauen, wäre das in Ordnung für dich?", fragte er und ich starrte ihn an, als hätte ich einen Geist gesehen. Ich meine, ausgerechnet ich!? Und das auch noch, obwohl er doch wusste, wie sehr ich Mikoto liebe... Andererseits zeigte es mir auch, wie sehr er auf meine Fähigkeiten vertraute. Ich glaubte sogar, er wollte mich auf die Probe stellen. Ich durfte auf keinen Fall versagen, nein ich würde ihm schon beweisen, dass ich meinen Dienst und mein Privatleben trennen und gleichzeitig ohne Probleme verbinden konnte.

Ich nickte leicht und sah ihn dankbar und gleichzeitig stolz an. "Ihr könnt euch auf mich verlassen, Vorsteher!" Diesen Satz sprach ich voller Selbstbewusstsein aus. Denn genau so hatte ich es auch gemeint. Mikoto und ich standen uns zwar... sehr nahe, denke ich, aber trotzdem konnte er mich nicht dazu bringen, meine Aufgaben zu vernachlässigen, dass würde ich allen beweisen! Mit diesem Gedanken stopfte ich mir den Rest meines Brötchens in den Mund und quatschte noch ein bisschen mit meinen Kollegen. Solange, bis Domyoji-San plötzlich auf die Idee kam, mich allen ernstes mit Mikoto zu nerven. Dafür bekam er auch gleich erstmal eins auf die Rübe. Man konnte sagen, ich war vielleicht ein kleines bisschen wie die Jungs von Homra, aber nach wie vor war ich immer noch ein Clansman von Scepter 4.

Nach dem Essen flitzte ich direkt wieder in mein Zimmer und zog mich um. Dann band ich meine Haare zusammen und befestigte mein Säbel an meiner Hüfte, bevor ich mich schließlich auf den Weg in die unteren Stockwerke machte, wo ja leider auch Mikoto war. Mit dem musste ich auch reden, immerhin war ich heute morgen in meinem Bett wach geworden und soweit ich mich erinnern konnte, war ich gestern am Vorabend im Wagen eingeschlafen. Es musste ja er gewesen sein, der mich ins Bett gebracht hatte, ich wusste es einfach.

Etwas unruhig öffnete ich die Tür und betrat den langen Gang, wo sich die Zellen befanden. Bereits hier spürte ich die große Macht von Mikoto. Seine Wärme... allein bei dem Gedanken daran, ihn wiederzusehen, stieg mir die leichte Röte ins Gesicht, aber ich verdrängte diesen Gedanken sofort wieder. Dafür hatte ich jetzt wirklich keine Zeit.

Mit einem dennoch mulmigen Gefühl im Bauch öffnete ich schließlich die Tür zu Mikoto's Zelle und sah zu ihm. Unglaublich, wie friedlich dieser Kerl trotz der Bedingungen schlafen konnte. Aber er schien mich wohl bemerkt zu haben, denn kurz darauf sah er mich müde an. Ich hatte ihn wohl ausversehen geweckt. Mit einem leichten Lächeln ging ich auf ihn zu und er setzte sich auf.

"Guten Morgen, du Schlafmütze", schmunzelte ich und lächelte ihn an. "Na du?... Wie gehts dir?", fragte er schmunzelnd. "Besser als gestern auf jeden Fall... Sag mal Mikoto, dass ich heute morgen in meinem Bett wach geworden bin, hast du zu verantworten, oder?", fragte ich und schaute ihn an. Es tat mir allerdings echt sehr weh, erkennen zu können, wie müde und angestrengt er sein musste. Und ich war wegen dieser Sache mit Nagare und dem Goldenen König noch keinen Schritt weiter gekommen...

"Ja... Munakata war nicht begeistert, aber der hätte sowieso nicht die Kraft gehabt und du hattest dich so stark an mich gekuschelt, da konnte ich nicht anders", brummte er und ich wurde bei seinen Worten rot, doch neben der Röte in meinem Gesicht breitete sich auch Erleichterung und Dankbarkeit in meinem Herzen aus. Mikoto hatte es für mich getan... Und das in seiner Situation. Das belustigte Funkeln in seinen Augen ordnete ich der Tatsache zu, dass er sich auch indirekt über Munakata-San lustig gemacht hatte. Aber das störte mich nicht.

"Verstehe... Du Mikoto... wann darf ich denn endlich den Umschlag aufmachen?", fragte ich neugierig und schaute ihn auch so an. Aber so wie er mich schon ansah, konnte ich wohl noch warten. "Sobald ich es dir sage... Die Geduld musst du haben", meinte er ruhig. Ich seufzte leise. Warum musste ich denn unbedingt warten?

Doch ich bemerkte schnell, dass ich ihn lieber in Ruhe lassen sollte, als ich plötzlich die Macht des Blauen Königs wahrnahm. Munakata-San wollte wohl auch mit ihm reden. "Ich muss gehen... Wir sehen uns spätestens morgen früh, Mikoto...", murmelte ich und schenkte ihm nochmal ein warmes Lächeln, bevor ich schnell wieder rausging und die Tür hinter mir verriegelte. Und ich hatte recht, denn kurz darauf tauchte der Vorsteher auf. Das gab wohl gleich eine heftige Diskussion. Na toll.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt