Kapitel 20

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~ Warum? Was war der Grund?...

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Ja... Vielleicht wusste er es. Ich seufzte leise. "Ich hoffe mal nicht. Das wäre schlecht, so gut kenne ich ihn zwar nun auch wieder nicht, aber die letzte Woche im Krankenhaus..." Ich schüttelte den Kopf. So ein Irrsinn. Er wusste bestimmt nichts. Hoffentlich... "Na wenn das so ist... Komm, lass uns zurückgehen. Bevor wir noch Ärger bekommen", meinte sie schmunzelnd. Ich nickte nur und folgte ihr zurück zum Dojo. Aber irgendwie war ich abgelenkt und steckte deutlich mehr Treffer ein als vorher. Ich hätte das Gespräch ablehnen sollen...

Als die Sonne endlich hinter den Wolkenkratzern von Shizume City verschwand, warf ich mich in meinem Zimmer aufs Bett und seufzte. Ich hatte mehrere Blaue Flecken und ein paar Schrammen, weil ich mich heimlich noch nach dem normalen Training mit dem Vorsteher selbst gemessen hatte und das ging gewaltig nach hinten los. Mit anderen Worten: ich sah ziemlich ramponiert aus. Aber was soll's...

Genervt holte ich mir frische Sachen aus meinem Schrank und verschwand im Duschraum, um mich erstmal schön ordentlich und vor allem: in Ruhe, frisch zu machen und mich zumindest etwas von dem Training zu erholen. Anschließend ging ich doch erstmal in die Mensa, da zum Abendessen aufgerufen wurde. Und mir schien es, als habe man mich erwartet.

Mit einem vollen Tablett setzte ich mich auf meinen Platz zwischen Awashima-Kun und dem Vorsteher und fing auch gleich an zu Essen. "Kazuki-San, ist alles in Ordnung?", fragte Awashima-Kun besorgt. Ach richtig, mein Arm tat so weh, dass ich ihn kaum bewegen konnte. "Klar doch...", log ich. "Also nein. Was hast du jetzt schon wieder angestellt?" Glücklicherweise ging der Vorsteher dazwischen, bevor sie mich noch weiter mit Fragen durchlöchern konnte und damit ließ sie mich auch endlich zufrieden.

Nach dem Essen verschwand ich in der Bibliothek und fing gleich wieder an zu lesen. Auch wenn ich eine Weile im Krankenhaus gelegen hatte, ich durfte nicht nachlassen. Ich musste eine Lösung finden, egal, ob es klug war oder dumm. Irgendwann öffnete sich die Tür, aber da ich so vertieft in das Buch war, bemerkte ich es erst dann, als die zweite Person sich direkt neben mich setzte. Erschrocken schaute ich hoch und atmete erleichtert auf. "Vorsteher... Ihr habt mich erschreckt", meinte ich etwas genervt und wandte mich wieder meinem Buch zu.

"Du bist ja schon wieder am forschen... Gibt diese Sache dir so viel Unruhe, dass du dich selbst an zweite Stelle stellst?", fragte er mich besorgt. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, Vorsteher... Ich komme schon zurecht, macht euch keine Gedanken", meinte ich fest entschlossen. "Kazuki-San... Ich bin hierher gekommen, weil ich nach dir gesucht habe. Ich möchte mich mit dir unterhalten. Und dies nicht als dein Vorsteher, der dir deine Befehle erteilt, sondern als Privatperson, denn ich mache mir mittlerweile ebenfalls große Sorgen um dich. Du kommst nicht zur Ruhe, dein Körper ist ständig der Belastung deiner Ängste ausgesetzt. Habe ich recht?", fragte er vorsichtig und ich zuckte zusammen.

Nach ein paar Minuten schüttelte ich wieder den Kopf. "Ich sagte doch, es geht mir gut. Macht euch keine Sorgen", wiederholte ich mich, nahm das Buch in die Hand und wollte die Bibliothek verlassen. Doch zu meiner - negativen - Überraschung ließ er mich nicht gehen. "Bitte, Yumi-Chan, warte noch einen Moment. Ich möchte dir etwas sehr wichtiges mitteilen", meinte er ernst.

Schweigend setzte ich mich wieder hin und wartete. "Du tust das hier nicht für dich, dies ist doch richtig, oder?"
"Ja, warum?"
"Nun... Hast du denn schon preisgegeben, was dir auf dem Herzen liegt?"
Ich wurde rot. Wie konnte der Vorsteher bitte so ruhig bleiben!? "Blödsinn! Was fantasierst du dir da zusammen? Ich mache das einfach nur so, weil ich Schulden begleichen muss, mehr nicht". Teilweise stimmte dies, teilweise war es eine Lüge.

"Du solltest mit ihm darüber reden. Ich möchte nicht, dass du dich weiter quälst, nur weil du unbedingt hierbleiben willst. Man sieht es dir auch im Kampf an. Du kannst dich nicht konzentrieren und bist in letzter Zeit eine viel zu leichte Beute für die Gegner. Irgendwann... Wirst du nicht mehr dazu in der Lage sein, dich zu wehren, wenn du so weitermachst... Ich mag nicht die gleiche Art von Mensch für dich sein, wie es Awashima-Kun ist, doch ist es auch mir sehr wichtig, wie es dir geht. Ich bin immer noch dein König. Es ist also meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass du dich bestens fühlst", meinte er ernst.

Ich schwieg. Wie hatte er das bloß rausbekommen? Stimmte es etwa? War ich nur wegen solchen Sachen so angeschlagen? Vielleicht sollte ich dem Rat folgen...Andererseits es war kein Befehl, also konnte mir das auch egal sein. "Damit du dir auch mal helfen lässt... Dies ist ein Befehl, verstanden?" Konnte der etwa auch Gedanken lesen!? Ich atmete genervt aus und nickte gehorsam. Ein Befehl war nun mal leider ein Befehl...

Es fiel mir echt schwer, einen passenden Tag abzupassen, doch dieser war perfekt. Zumindest dachte ich das. Ich hatte mich ein bisschen schick gemacht und war auf dem Weg zur Bar von Kusanagi-San, um das Ganze jetzt endlich hinter mich zu bringen. Je schneller das Gerede erledigt war, umso schneller konnte ich zurück zum Hauptquartier und weiter trainieren. Also musste ich mich jetzt überwinden und das direkte Gespräch suchen. Wie immer ertönte das Geräusch der kleinen Klingel, als ich die Tür öffnete und ich war ziemlich überrascht. Der Rote König war sogar anwesend. Mist. Eigentlich wollte ich hier auf ihn warten, aber daraus wurde jetzt natürlich nichts mehr.

Ich entspannte mich etwas, als mir auffiel, dass er zu schlafen schien. "Hallo, Yumi-Chan. Schön dich zu sehen", meinte Kusanagi-San schmunzelnd. Tartara Totsuka schaute fröhlich zu mir und begrüßte mich ebenfalls. Außer den drei Männern war aber zum Glück keine weitere Person anwesend. "Guten Tag, Izumo... Wie geht es ihm?", fragte ich etwas besorgt. Aber er schien weiterhin friedlich zu schlafen. Bestimmt tat ihm die Ruhe Pause gut. "Setz dich doch zu ihm", schlug Totsuka mit einem breiten Grinsen im Gesicht vor. Wütend und mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen haute ich ihm eins auf die Rübe. "Spinnst du!? Red bloß keinen Unsinn!", motzte ich ihn beleidigt an.

"Aber aber, jetzt streitet euch doch nicht. Totsuka, mag sein, das du es gut meinst, aber Yumi-Chan ist ein ziemlich temperamentvolles Mädchen", bemerkte Kusanagi-San schmunzelnd. Ich seufzte leise und schlürfte nachdenklich meinen Tee, den er mir hingestellt hatte. "Der ist wirklich gut", stellte ich nach ein paar Minuten fest. "Das ist nett von dir, aber ich habe diesen Tee nicht gemacht. Das war Totsuka. Und Mikoto geht es eigentlich wie immer. Wäre da nicht... Naja, du weißt schon", meinte er ruhig. Ich nickte leicht, warf dem blonden einen dankenden Blick zu und nahm noch einen Schluck von dem Tee.

"Warum bist du eigentlich hierher gekommen?", wollte Tartara nach ein paar Minuten wissen. "Naja... Ich muss im Auftrag unseres Königs etwas mit eurem König besprechen. Der Vorsteher konnte leider nicht persönlich kommen, aber die Zeit drängt zu sehr, als das wir diese Angelegenheit weiter nach hinten verschieben könnten", erklärte ich - teilweise mit ein paar ausgedachten Informationen, aber das war immer noch besser, als zuzugeben, dass ich einfach so mit ihm reden sollte. Obwohl... genau genommen war es ja ein Befehl, also stimmte die Geschichte größtenteils auch.

"Und was will Munakata von mir?...", brummte der Rote König genervt. Erschrocken schaute ich zu ihm, seit wann war der Kerl bitte wach!? "Du bist ja doch wach, Mikoto. Schon länger?", bemerkte Izumo schmunzelnd. "Schon eine Weile... Euer Rumgezeter ist echt nervig", grummelte er und warf Tartara und mir einen genervten Blick zu. "Ach sei doch still! Das war seine Schuld!", meckerte ich und schaute gereizt zu Totsuka. "Ist doch egal...Was will die Brillenschlange?...", entgegnete er nur. "Nun ja... Das geht nur Könige was an", log ich. Mikoto nickte nur und zündete sich eine Zigarette an, wieso auch immer, und stand auf.

Doch ehe ich mich versah, hatte der Rote König meine Hand genommen und zog mich mit die Treppe hoch in sein Zimmer. "W-was wird das?", fragte ich verwirrt und stolperte beunruhigt hinterher. Mikoto machte die Tür wieder zu und legte sich hin. Typisch... "Du wolltest doch irgendwas... Und soweit ich das verstanden habe, sollen die Jungs das nicht mitbekommen", brummte er amüsiert. Ich stand verwirrt im Raum und brauchte erstmal ein paar Minuten, um zu realisieren, was gerade passiert war. Aber ich zögerte. War es eine kluge Idee, sich neben ihn zu setzen, oder sollte ich es doch lieber lassen?

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Zehner Kapitel erreicht! Wie angekündigt kommt jetzt wieder eine kleine Fragerunde auf euch zu und ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ihr euch die Zeit nehmt und kurzes Feedback dalassen würdet ❤

- Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? (Bezug auf Inhalt und Geschwindigkeit der Zeit)
- Pro?
- Kontra?

Ein kurzer Text oder kurze Stichpunkte würde mich wirklich sehr freuen! Bis zum nächsten Zehner Kapitel 💖

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt