Kapitel 59

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Von dieser Unruhe angetrieben lief ich erstmal in die Richtung, aus der ich die beiden auren wahrnahm und stellte fest, dass die Auslöser wohl dieselben Personen waren, die ich vorhin erst vor Mikoto beschützt hatte. So langsam verstand ich wirklich gar nichts mehr. Der Papagei von Nagare hatte sich aus dem Staub gemacht und war wohl auf dem Weg zu seinem Besitzer, was bedeutete, dass Hisui bestimmt bald hier eintraf.

"Was zur... Was ist hier los?", fragte ich ernst und musterte alle Personen vor mir. Shiro-San war definitiv am auffälligsten, er strahlte im wahrsten Sinne des Wortes in silberner Farbe. Kuroh und Neko waren unverändert und das Mädchen, dessen Name ich nicht kannte, sah alles andere als zufrieden aus. "Kazuki-San. Es war zu erwarten, dass ihr euch hierher begebt, sobald ihr das Licht des ersten Königs seht", schmunzelte der silber haarige. Ich schnappte nach Luft, hieß das etwa, dass der grüne Vogel recht hatte und der silberne König endlich zurückgekehrt war?

"Ihr seid es also... Interessant, wie lange ihr euch verborgen gehalten habt", entgegnete ich ruhig, hatte aber dennoch eine Hand an dem Griff meines Schwertes, denn noch immer spürte ich die Dunkelheit des Inhabers der Macht des siebten Königs ganz deutlich in unmittelbarer Nähe.

"Aber nicht doch, um genauer zu sein waren nur meine Erinnerungen nicht ganz in Ordnung. Aber nun gut... Was diese Sache mit dem Roten König angeht, werde ich dir auf jeden Fall meine Unterstützung zur Verfügung stellen. Damit dürftest du jetzt alle vier benötigten Mächte beisammen haben. Doch du weißt, es gibt noch eine Person, die du benötigst, um diese Methode einzusetzen", meinte er nachdenklich.

"Ich weiß... Ich glaube, dass diese letzte Person ich selbst bin. Das würde zumindest die plötzliche Aura erklären, die sich vor einigen Tagen in mir gezeigt hat, obwohl ich nie in Kontakt mit den Mächten der Könige gekommen bin, zumindest nie mit fast allen. Nur die Macht des Blauen Königs, aber das ging leider schief. Und seitdem bin ich auch viel stärker geworden", meinte ich, bemerkte dann aber, dass die mir unbekannte Schülerin mich angreifen wollte und blockte mit meiner Klinge ihren Angriff ab. "Zu langsam, farbloser König", meinte ich und hielt mein Schwert fest in meiner Hand.

"Ist doch egal, hahahaha! Du musst mich nur ansehen!", lachte der siebte König und ich konnte schon anhand der Stimme die Boshaftigkeit hören. "Achtung, du darfst ihm auf keinen Fall in die Augen sehen!", rief der silberne König und wollte mich damit noch warnen, aber ich hatte bereits geahnt, dass dieser Mistkerl irgendwas im Schilde führte und entfaltete meine eigene neue Kraft. "Ich warne dich. Ich bin nicht so schwach, wie ich aussehe. Und du wirst derjenige sein, dessen grausames Spiel endlich ein Ende findet!", meinte ich drohend und wehrte die feindliche Aura mit meinen Schwert ab. Pech gehabt, farbloser König.

Allerdings hatte ich nicht mit seiner gefährlichsten Technik gerechnet, geschweige denn kannte diese und natürlich musste dieser verdammte König mich angreifen. Doch... Hatte ich vermutlich die beste Verteidigung, die man haben konnte, denn der Angriff des Feindes ging ins leere und er musste sich weiter mit der Schülerin zufrieden geben. Natürlich passte ihm das überhaupt nicht.

"Das kann nicht sein! Wie hast du das gemacht!?", fragte er - oder besser gesagt sie -  außer sich vor Wut. Ich grinste triumphierend. "Das wüsstest du wohl gerne, hm? Tja... Ich kämpfe nicht für mich, sondern für denjenigen, den ich von ganzem Herzen liebe und gegen diesen Siegeswillen kommt deine Grausamkeit niemals an!", meinte ich selbstbewusst und konterte jeden Angriff geschickt aus.

Ich hatte allerdings nicht dran gedacht, dass da ja mehrere Leute anwesend waren, nicht nur die beiden Könige. Neko und Kuroh starrten mich fassungslos und irritiert zugleich an. "Ähm... Naja... Das..." "Das kannst du uns später genauer erklären", meinte Kuroh knapp und ich wich dem farblosen erneut aus. Immerhin musste ich ihnen wenigstens jetzt noch nicht erklären, dass ich mich allen ernstes in Mikoto verliebt hatte und mittlerweile ja sozusagen sogar mit ihm zusammen war. Zumindest so halbwegs.

Zu unserem Pech ließ der aber dann irgendwas vor uns in die Luft gehen und machte erstmal Reißaus, womit auch die Gefahr wieder größer wurde, dass Mikoto den siebten König vor uns erwischen könnte. "Wir müssen ihn sofort wieder einfangen!", meinte ich aufgebracht. "Beruhige dich wieder, Kazuki-San. Der Farblose König wird sicher nicht einfach dazwischen gehen, er wird eher warten, bis einer der beiden erschöpft sein wird und bis dahin müssen wir zum einen die Insel evakuieren, damit er nicht mehr in der Lage ist, von anderen Menschen Besitz zu ergreifen und zum anderen dringend den Roten König unterstützen und deinen Plan in die Tat umsetzen", entgegnete Shiro-San ruhig.

Ich seufzte und atmete tief durch. Er hatte recht. Panik zu schieben brachte uns jetzt wirklich nicht weiter. "Kann ich das mit der Evakuierung euch überlassen?", fragte ich und lächelte leicht, als Shiro-San mir den Vorschlag machte, dass ich mich schon mal um die Vorbereitungen kümmern sollte. Gleichzeitig bedeutete das für mich aber auch, dass ich mich in die äußerst heftige Auseinandersetzung zwischen Mikoto und Vorsteher Munakata einmischen und sie daran hindern musste, weiter zu kämpfen.

"Nun gut, dann steht der Plan also fest... Silberner König-" "Du kannst mich weiterhin mit Shiro ansprechen, ich habe mich auch selber schon so ziemlich daran gewöhnt", schmunzelte er und ich nickte leicht. "Ist gut, ähm... Shiro-San... Wie lange denkt ihr, muss ich die beiden davon abhalten, sich zu bekriegen? Oder besser gesagt wie lange werdet ihr brauchen, den farblosen König zu fangen? Wenn Mikoto ihn erwischt, wars das", seufzte ich und schüttelte den Kopf. Allein der Gedanke machte mir nach wie vor Angst.

"Keine Sorge, ich werde den farblosen König aufspüren und festhalten. Du musst vor allem unbedingt die anderen Könige zum Roten König bringen, denn er ist ja derjenige, auf den du diese Methode anwenden willst", meinte er ruhig. "Ist gut... Ich zähle auf euch...", murmelte ich und rannte dann wieder zurück in die Richtung, wo man auch oben am Himmel das extrem beschädigte Damoklesschwert von Mikoto und das in einem deutlich besseren Zustand von Munakata-San erkennen konnte, während ihre Auren aufeinander prallten, ein klares Zeichen dafür, dass sie sich sehr heftig bekämpften. Ich hatte wirklich kaum noch Zeit.

Kaum hatte ich das Gebäude verlassen, tauchte plötzlich der grüne Plappervogel von Hisui wieder auf und flatterte vor meiner Nase herum. "Grüner König ist da. Er ist da!", krächzte er und führte mich zum Haupteingang, wo ich eine seltsame Person in einem Rollstuhl erkannte, grüne Haare, Sandalen, ein seltsamer Umhang und silbergraue Augen. Kein Zweifel, es musste sich um den grünen König handeln, die Aura spürte ich ganz deutlich, denn sie knisterte vor Spannung.

"Du bist also der grüne König... Unauffällig ist was anderes", murmelte ich und zeigte ihm den kürzesten Weg, den ich mir noch merken konnte, größtenteils verrieten mir aber die beiden riesigen Damoklesschwerter, wo wir hin mussten. "Dem stimme ich zu. Und doch freut es mich, nun deine Bekanntschaft auf persönlichem Wege zu machen. Ich habe eigentlich gedacht, dass es länger dauert, doch diese Situation ändert das natürlich", meinte er und ich beobachtete ihn nur unauffällig. Der grüne Vogel ließ sich auf der Schulter seines Herrn nieder und hielt den Schnabel. "Gleichfalls... Ach ja, Mikoto könnte ein bisschen genervt sein, also die dummen Sprüche am besten einfach überhören und nicht selber welche machen", meinte ich knapp und sah schon von der Treppe aus, dass es weiter oben ganz schön heftig zu ging. Das musste ein Ende haben, und zwar sofort. Bevor es zu spät sein würde.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Where stories live. Discover now