Kapitel 58

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Die Anspannung zwischen uns war unerträglich. Kaum hatte seine rote, flammende Aura wieder angefangen um ihn herum zu lodern, ließ ich meiner seltsamen Kraft freien Lauf und sah ihn ernst an. Ich hatte keine Angst vor ihm, dass sollte er sich endlich mal merken. Was es mit dieser seltsamen, ebenfalls roten Aura meinerseits auf sich hatte, war mir momentan total egal. Hauptsache ich konnte mich verteidigen.

"...Lass es einfach, das bringt sowieso nichts...", meinte er nach einer Weile, die wir uns nur still gegenseitig angesehen hatten. "Und wenn schon. Du wirst Shiro-San in Ruhe lassen, Mikoto. Er ist wirklich unschuldig, ich weiß es", entgegnete ich ernst und ließ mich nicht aus der Fassung bringen. In dieser Situation konnte ich leider auch meinen Gefühlen keine Beachtung schenken, wenn ich ihm helfen wollte, so paradox es sich anhörte, es ging nicht anders.

Mikoto seufzte leise. Er brauchte nicht lange, um zu verstehen, dass er mich nicht umstimmen konnte und wirklich angreifen müsste, wenn er an mir vorbei wollte. Und obwohl ich genau wusste, wie stark er war, so war er immer noch ein herzensguter Mensch, zumindest wenn man ihn genauer kannte, wusste man das. Und ich war eben genau so jemand, der ihn kannte. Bzw ich wusste genau, dass er in Wirklichkeit ein solcher Mensch war, auch wenn viele durch Gerüchte und sowas Angst vor ihm hatten.

"Mikoto... Ich brauche noch Zeit. Ich bitte dich", meinte ich schließlich und gab schließlich nach. Es hatte keinen Sinn, einen richtigen Streit zu provozieren, dafür war ich trotz allem einfach viel zu sehr verknallt. Es war schon schwer genug, mich durchzusetzen, denn für gewöhnlich ließ er sich so gut wie gar nichts sagen. Trotzdem ließ er seine Aura noch nicht verschwinden und kam auf mich zu. Die meisten würden jetzt vermutlich Angst bekommen, ich wusste aber, dass die Gefahr fürs erste gebannt war und lächelte leicht.

"Geht doch... Ich werde nicht mehr lange brauchen, aber ein bisschen musst du dich noch gedulden", meinte ich und sah zu ihm hoch, nachdem er mich sanft an sich gedrückt hatte. "Fällt mir schwer...", gab er zu und ich musste leise kichern. "Ich weiß. Ich kenne dich doch, du wilder Löwe", schmunzelte ich und schmiegte mich etwas mehr an ihn, genoss die Wärme, die er ausstrahlte. "Witzig..." "Ich weiß. Aber versprich mir bitte, Shiro-San fürs erste in Ruhe zu lassen", bat ich ihn und verlor mich mal wieder in seinen wunderschönen bernsteinfarbenen Augen. Es war schon irgendwie verrückt, aber mir persönlich war es mittlerweile egal, solange ich einfach bei ihm sein konnte und mit der Gewissheit leben konnte, dass meine Gefühle nicht einseitig waren, sondern erwidert wurden.

Wenigstens waren wir gerade alleine. Ich vermutete durchaus, dass die meisten ziemlich verwirrt sein würden, wenn sie uns beide so sahen, gerade Mikoto trauten die meisten eigentlich so gut wie gar keine warmherzigen Aktionen zu, außer bei Anna-Chan natürlich, aber sie war ja noch ein Kind. Erst jetzt fiel mir aber auf, dass sich unsre Clans mittlerweile angefangen hatten gegenseitig zu bekriegen. Mikoto schien das relativ egal zu sein, andererseits erledigten seine Leute natürlich den Job, die "Blauen Hunde", wie sie uns gerne so schön beleidigten, von ihm fernzuhalten. Nur Munakata-San konnte sich theoretisch jederzeit einmischen, ich vermutete aber, dass er es mir zuliebe sein ließ. Zumindest momentan.

Der Rote König seufzte leise. "Ich versuchs... Aber sag mal was war das eben bitte?", fragte er und ich wusste sofort, was er meinte. "Keine Ahnung... Aber ich glaube, dass es ausnahmsweise mal was positives ist und ich jetzt wirklich nur noch den Silbernen König finden muss, dann ist alles bereit", meinte ich und sah ihm lächelnd in die Augen. "Du weißt, dass ich dir vertraue... Beeil dich...", brummte er und ich nickte leicht. "Versprochen", meinte ich und entspannte mich ein bisschen. Hier in seiner Nähe fühlte ich mich einfach wohler als irgendwo sonst.

"Und was hast du jetzt als nächstes vor?", fragte ich und sah ihn fragend an. "Mal sehen... Aber du solltest dich vielleicht wieder auf die Suche machen", meinte er ruhig. "Gleich... Wir haben uns ungefähr zwei Wochen lang nicht mehr gesehen, also lass mich wenigstens jetzt ein bisschen die Zeit genießen und du solltest das auch tun...", murmelte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Ich wollte mich gerade wirklich nicht von ihm trennen.

Somit standen wir ein paar Minuten lang einfach so da, aber immerhin war nach wie vor keiner in der Nähe. Schließlich ließ ich ihn dann aber doch los, denn er hatte recht, ich musste mich beeilen. "Stirb nicht, verstanden?", meinte ich und sah ihm erneut in seine wundervollen Augen. Ich war eben nach wie vor in ihn verliebt. "Keine Sorge... Ich kann dich ja schlecht alleine lassen", schmunzelte er, ich seufzte aber nur. "Du bist nicht nur mir sehr wichtig, es gibt sehr viele Menschen, denen du etwas bedeutest, Mikoto...", murmelte ich und schüttelte den Kopf.

"Versprich es mir!", forderte ich anschließend. Der rote König sagte einen Moment lang gar nichts. "Ich versuchs... Aber du weißt, wie die Situation ist", meinte er und nahm sanft meine Hand in seine. "Versuch es nicht nur, hörst du?...", murmelte ich, kam aber nicht dazu, meinen Satz zu beenden, denn in dem Moment hatte er mich ganz nah an sich heran gezogen und vereinte sanft seine Lippen mit meinen. Obwohl das vielleicht erst das dritte oder vierte Mal war, fühlte es sich einfach wunderbar an und doch hatte mein Herz wieder angefangen, schneller zu schlagen, was ich aber einfach ausblendete. Mit einem Lächeln erwiderte ich den sanften Kuss seinerseits und schmiegte mich enger an ihn.

"Versprochen... Aber du solltest jetzt wirklich gehen", meinte er schließlich und schwerenherzens löste ich mich aus seiner Umarmung. "Ich werde es schaffen, versprochen!", meinte ich wieder voller Selbstvertrauen, dass ich vor allem durch ihn zurückgewonnen hatte. Dafür war ich ihm wirklich dankbar. "Ja ich weiß... Sei vorsichtig", meinte er ruhig und schmunzelte ein bisschen. "Mach ich. Und du kannst dich ja ein bisschen hinlegen und schlafen, hm?", schlug ich grinsend vor und lächelte entschuldigend. Das musste einfach sein. "Witzig... Na los ab mit dir", schmunzelte er und ich machte mich auf den Weg, wobei ich mich vor allem auf mächtige Auren konzentrierte.

Seit der Sache mit dem Hubschrauber war mein Gespür für unterschiedlich starke Auren noch stärker geworden und es fiel mir nicht schwer, herauszufinden, wo sich welcher König aufhielt. Die unangenehme dunkle Aura ordnete ich dem farblosen König zu und beschloss, mich von ihm fernzuhalten, bis mir plötzlich noch eine mächtige Aura am gleichen Ort auffiel und noch dazu ein extrem helles Licht aus dem einen Schulgebäude strömte. Konnte das etwa der-?

"Diese Energie... er könnte es tatsächlich sein, endlich ist er zurückgekehrt!", plapperte der Vogel auf einmal drauf los. Ach ja, der war ja auch noch da...mist, zu früh gefreut. "Von wem redest du?", fragte ich und ließ ihn ruhig auf meiner Schulter sitzen, das war gerade nämlich mein kleinstes Problem. "Von der Person, nach der du so verzweifelt gesucht hast... Adolf K Weismann, der Inhaber der Macht des Ersten Königs, der Silberne König! Ich bin fest davon überzeugt, dass es sich um seine Wenigkeit handelt. Willst du es nicht auch herausfinden?" "Da fragst du noch? Beweg deinen Hintern auf die Insel und hör auf zu quatschen!", fuhr ich ihn an, wurde aber abgelenkt, als die ganze Insel von einer Erschütterung heimgesucht wurde und erschrak. Verdammt, Mikoto hatte nun also doch damit begonnen, gegen Munakata-San zu kämpfen. Dieser Idiot, von wegen er würde aufpassen!

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Où les histoires vivent. Découvrez maintenant