Kapitel 62

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Je stärker ich die flammende Macht des Roten Königs spürte, umso schneller wurden meine Schritte. Ich wollte unbedingt rechtzeitig da sein, auch wenn ich wusste, dass eigentlich nichts allzu schlimmes passieren würde, außer das Mikoto den Farblosen König umbringt, aber trotzdem musste ich einfach dabei sein, einfach um mich davon überzeugen zu können, dass es ihm gut ging. Erleichtert stellte ich bei meiner Ankunft fest, dass weiterhin nur er und Vorsteher Munakata anwesend waren, der silberne König war also noch nicht zurück. Und der grüne? Der hatte sich wohl verkrümelt, aber was anderes hatte ich auch nicht von Nagare erwartet.

"Yumi... Was machst du denn noch hier?...", fragte Mikoto, kaum das er mich gesehen hatte und sah ziemlich besorgt aus. "Mach dir keine Sorgen. Ich konnte einfach nicht anders... Ich bleibe. Auch wenn dir das nicht passt", meinte ich und hatte nicht vor, mich umstimmen zu lassen. Auf keinen Fall. "Hm... Komm mir aber nicht in die Quere", meinte er nur und sagte nicht mehr dazu, sondern fing erstmal in Ruhe an eine zu rauchen. Offenbar hatte er wohl doch kein Problem damit, was mich zwar wunderte, aber ich war auch froh darüber, denn so konnte ich zumindest bei ihm bleiben.

So verbrachten wir ein paar Minuten lang mit Warten, bis schließlich der silberne König wieder auftauchte, aber ich spürte sofort die Dunkelheit, die durch den farblosen König von ihm ausging und hatte unwissend eine Hand an den Griff meines Schwertes gelegt, zumindest bis Mikoto mir einen eindeutigen Blick zu warf. Ich sollte mich raushalten, soviel stand fest.

"Da bist du ja... Und hast du ihn?", wandte er sich an Weismann. "Ja... Aber ich kann...ihn nicht mehr lange unterdrücken... Ihr solltet jetzt gehen...", murmelte der silber haarige schwer atmend. Ich merkte, dass er wohl sehr litt, aber ich hatte Mikoto ja versprochen, mich rauszuhalten. Der Vorsteher nahm nun noch etwas mehr Abstand und ich zog mich ebenfalls etwas zurück. Auch wenn ich es nicht wollte, ich durfte ihnen jetzt nicht mehr zu nahe kommen, sonst riskierte ich mein eigenes Leben ohne es zu müssen.

"Musst du auch nicht...", meinte der Rote König zufrieden und ließ seiner Aura freien Lauf. Ich zuckte zusammen und hielt mich deutlich abseits. Gegen diese Kraft kam mit Sicherheit keiner an, bis auf die anderen Könige vielleicht. "Nun denn beeilt euch... Denn nur ein König kann einen anderen König töten", meinte Shiro und verlor nach diesen Worten leider den inneren Kampf gegen den Farblosen König, der kurz darauf auch schon mit irgendwelchen bescheuerten Beleidigungen und was sonst noch alles um sich warf und 'voraussehen' würde, das war natürlich totaler Quatsch, dass er allein die Macht aller Könige alleine beherrschen könnte. Mikoto ignorierte das Geschwafel ohne Probleme.

"Ja... Ich danke dir, dass du ihn hergebracht hast!", meinte er, hüllte sich in seine Flammen und schlug mit voller Wucht zu. Ich musste wegsehen, um nicht von der extremst hellen Lichtsäule geblendet zu werden, die durch die Explosion entstanden war und sich schließlich in einem rötlichen Licht auflöste. Der Krater war auch nicht gerade klein, den Mikoto da gesprengt hatte. Dieser Idiot.

Unruhig sah ich nach oben und stellte fest, dass sich die Bürde des Königsmordes auch direkt an seinem Damokles bemerkbar machte, aber es sich dennoch in einem deutlich besseren Zustand befand als vor der Regeneration. Mikoto war ein bisschen außer Atem, aber er fühlte sich definitiv besser und hatte ein zufriedenes Lächeln im Gesicht, woraufhin auch ich ein bisschen lächelte. Immerhin war es jetzt endlich entgültig vorbei.

"Du Vollidiot...", murmelte ich, nachdem ich gleich nach seiner Schwachsinnsaktion zu ihm gelaufen war und ihn fest an mich gedrückt hatte und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. "Ist schon gut... Es ist vorbei...", brummte er und strich mir sanft über den Rücken, wodurch ich mich gleich wieder entspannte. "Mach das nicht nochmal, hörst du?", meinte ich und versuchte ihn ernst anzusehen, scheiterte aber mal wieder - wer hätt's gedacht.

"Wenn mich keiner mehr nervt, passiert das auch nicht nochmal", entgegnete er ruhig und sah zu mir runter. Ich seufzte leise. "Ich meins ernst...", murmelte ich. "Ich weiß... Na komm, gehen wir...", meinte er schmunzelnd und ich ließ mich einfach führen, denn von ihm trennen wollte ich mich wirklich nicht, gerade jetzt nicht. Ich hatte trotz allem wirklich Angst um ihn gehabt, aber sagen tat ich dies lieber nicht. Vorsteher Munakata versprach seufzend, sich um die Aufräumarbeiten zu kümmern, sagte mir aber auch noch, dass ich mir erstmal frei nehmen sollte. Ich wusste irgendwie, dass er einfach Rücksicht auf mich nahm und jetzt sollte es auch erstmal keine Extremfälle mehr geben, zumindest fürs erste nicht.

So kam es also, dass ich mal wieder mit zu Homra ging und mich die ganze Zeit in unmittelbarer Nähe von Mikoto aufhielt. Momentan wollte ich aber auch nichts anderes und ihm schien es ähnlich zu gehen. In der Bar angekommen gab es erstmal essen, dann beanspruchte er direkt eines der beiden Sofas für sich und ich durfte als Kissen herhalten, na prima. Und doch war ich einfach froh darüber, dass er am Leben war und strich ihm sanft durch die Haare, woraufhin er leise brummte und kurz darauf auch schon eingeschlafen war. "Mein Schmuselöwe", murmelte ich mit einem Lächeln und machte mit Feingefühl weiter.

"Hier, ich denke mal so schnell kommst du hier nicht weg", schmunzelte der Barkeeper und reichte mir etwas zu trinken. Auf seine Worte hin musste ich leise lachen, damit hatte er vermutlich recht. "Selbst wenn... Es stört mich nicht. Ich bin einfach froh, dass er jetzt endlich wieder in Ruhe schlafen kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen und das es ihm wieder besser geht", meinte ich leise, während Mikoto sich auf die Seite legte und friedlich weiterschlief.

"Kann ich verstehen. Mikoto hat in letzter Zeit wirklich sehr viel durchmachen müssen, aber jetzt dürften wir endlich wieder ein bisschen Ruhe haben und ich denke, die Pause wird euch beiden ganz gut tun. Übrigens, Seri-Chan hat mich vorhin noch gebeten, dir folgendes auszurichten: Du brauchst in den nächsten Tagen erstmal nicht zur Arbeit kommen, sondern sollst dir Urlaub nehmen. Laut ihrer Aussage ist das eine Anordnung des Blauen Königs", schmunzelte der blonde. Auch ich musste schmunzeln. "Das habe ich mir schon gedacht... Ich hätte mir aber so oder so frei genommen, ich möchte die nächsten Tage erstmal hier bleiben und einfach ein bisschen Zeit mit ihm verbringen", meinte ich leise und deutete auf den schlafenden Löwen auf meinem Schoß.

"Mach das. Ich denke ihr beide habt euch das mehr als verdient. Ach ja, hast du dir eigentlich überlegt, wie du das in Zukunft regeln möchtest? Ich meine, dieses Hin und Her kann so unmöglich weitergehen", meinte er und sah mich fragend an. "Ich weiß. Ich werde in den nächsten Tagen versuchen, mit den beiden Königen eine Lösung zu finden. Ich möchte... zwar hier bleiben, aber trotzdem weiterhin bei Scepter 4 arbeiten können. Das müsst ihr nicht unbedingt verstehen...", murmelte ich und schaute zu Mikoto runter. Es beruhigte mich sehr, ihn so friedlich schlafen zu sehen.

"Verstehe... Du weißt, du kannst immer zu uns kommen, ich denke er hier wird sich auf jeden Fall freuen", schmunzelte der Barkeeper und deutete dabei auf den rothaarigen. "Ich weiß, danke dir, Kusanagi-San", entgegnete ich und lächelte leicht. Ein vorwurfsvolles Brummen ließ mich runtersehen und ich musste ein bisschen schmunzeln. Mikoto war wach geworden, bei dem Krach hier war das aber auch kein Wunder. Andererseits konnte man es den Jungs von Homra auch nicht verübeln, es hatte eine ganze Weile lang gedauert, bis sie endlich wieder Ruhe und das ganze Theater hinter sich hatten.

"Nicht schmollen", schmunzelte ich und stand auf. "Na komm lass uns hochgehen, hm?", schlug ich vor und lächelte leicht. Der Rote König nickte müde und bat seinen Stellvertreter, sich um Anna zu kümmern, dann verschwanden er und ich nach oben und machten es uns in seinem Bett bequem. Er war müde, ich aber auch. Die ganzen Strapazen in den letzten Tagen hatten mir wesentlich mehr zugesetzt, als ich am Anfang gedacht hatte, weil ich es die ganze Zeit einfach ausgeblendet hatte. Aber jetzt merkte ich schon, wie müde ich selber auch war.

Mit einem Lächeln kuschelte ich mich eng an ihn und sah liebevoll zu ihm hoch. Mikoto schmunzelte ein bisschen und zog mich sanft näher an sich heran. "Gute Nacht, Mikoto...", murmelte ich leise und genoss die Nähe zu ihm. "Dir auch...", brummte er genauso leise und es dauerte auch nicht wirklich lange, bis wir beide tief und fest eingeschlafen waren. So wohl wie jetzt hatte ich mich schon länger nicht mehr gefühlt, aber hier in seiner direkten Nähe fühlte ich mich einfach sicher und konnte endlich wieder in Ruhe schlafen, und ihm schien es da ähnlich zu gehen.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Where stories live. Discover now