Kapitel 35

406 17 8
                                    

Mein Herz raste wie wild vor Unruhe und es schien mir, als würde alles um mich herum stillstehen. Negativ gesehen. Verdammt, Nagare Hisui! Ich konnte mich auch nicht verteidigen, weil ich ausgerechnet für dieses kleine Gespräch mit Shiro-San meine Uniform samt Säbel im Hauptquartier gelassen hatte. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, war Yukari Mishakuji auch noch da. Scheiße, ich saß gerade wirklich ganz schön tief in der Tinte, um es mal milde auszudrücken.

"Der Grüne König also... Was willst du von mir? Ich werde mich nicht einschüchtern lassen, falls du das glaubst", knurrte ich und wich unbewusst einen Schritt zurück. "Beeindruckend, du hast mich wirklich sehr schnell erkannt. Yumi Kazuki, Clansman des Blauen Königs, Reisi Munakata und ein hochrangiges Mitglied von Scepter 4. Aber ich möchte mich nochmal vorstellen, mein Name ist Nagare Hisui und ich bin der Inhaber der Macht des fünften Königs, der Grüne König. Es freut mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen. Ich hoffe du verzeihst mir die Unhöflichkeit, nicht persönlich mit dir sprechen zu können, doch ist mir dies leider nicht möglich", plapperte der Papagei munter drauflos, doch ich vernahm klar und deutlich den Ernst in seiner Stimme.

Ich atmete tief durch. Ruhig Blut. Wenn ich mich nicht zu dämlich verhalte, werden sie mir hoffentlich nichts tun. Entführen lassen würde ich mich aber auch nicht, dass konnte dieser Möchtegern König sich getrost abschminken. "Gleichfalls... Und schon gut, du wirst deine Gründe haben, dich versteckt zu halten... Aber sag mir endlich, was du von mir willst", forderte ich stark angespannt. Innerlich hoffte ich so sehr, dass der Rote König vielleicht doch auftauchen würde, dann wäre ich die beiden Idioten hier los und auch in Sicherheit... aber natürlich passierte das nicht, typisch mein 'Glück'.

Kotosaka, oder wie Mishakuji diesen Vogel genannt hatte, flatterte plötzlich hoch und ließ sich auf meiner Schulter! nieder. Was zur Hölle fiel diesem Kerl eigentlich ein? "Yukari, sei bitte so gut und pass ein bisschen auf Sukuna auf... Ich denke es ist besser dieses Gespräch wohlgemerkt unter vier Augen fortzuführen", plapperte das grüne Federvieh und sah mich mit seinen durchdringenden Augen an. Unheimlich, das könnt ihr mir glauben...

"Geh da sofort runter. Ich traue dir nicht, Nagare", zischte ich verärgert und versuchte, den Papageien zu verscheuchen. Vergebens. Aber zu meiner Überraschung hinterfragte der Schwertträger den Befehl seines Königs nicht, sondern tat einfach wie geheißen und machte sich aus dem Staub. Jetzt hatte ich diese Klette also alleine am Hals. Na toll.

Der kleine Flattermann vergrub kurz seinen gelben Schnabel in seinem Flügel, bevor er sich wieder mir zuwandte. "Du kannst ruhig weitergehen. Es ist nicht meine Absicht, dich verunsichern zu wollen. Ich würde einfach nur sehr gerne mit dir sprechen, Yumi Kazuki... Ach ja, nur zum Verständnis, wie soll ich dich ansprechen?", fragte er überaus höflich, was mich sehr verwunderte. Aber wenn er mich damit manipulieren wollte, konnte er sich seine Methoden gleich sonst wohin schieben. Darauf fiel ich ganz bestimmt nicht rein, niemals.

"Ist mir egal... Ich werde dir trotzdem nicht trauen, vergiss es. Du bist doch dafür verantwortlich, was der farblose König getan hat, stimmt's?", fragte ich und warf ihm einen kühlen Blick zu. Es war mir echt peinlich, dieses bescheuerte Federvieh auf meiner Schulter sitzen zu haben und dumm angeguckt zu werden. Ich hasste den Grünen König jetzt schon...

"Du bist äußerst scharfsinnig. Ich werde mir erlauben, dich mit Yumi anzusprechen... Und ja, dies ist korrekt. Doch hege ich keinen dunklen Gedanken gegenüber dem Roten König. Mir war nicht bewusst, wen der Junge sich für seinen Plan ausgesucht hatte, doch um dieser Welt eine Revolution zu schenken, musste ich das Risiko eingehen", gab er ohne zu zögern die Tatsachen preis.

Ich starrte den Vogel entsetzt an. Nicht nur das er ziemlich dumm zu sein schien, auch, dass es ihm offenbar egal war, wen es traf, schockierte mich sehr. Und mein Ärger auf diesen verdammten König stieg leider auch an.

"Sag mal spinnst du!? Tatara hätte dabei sterben können!", fuhr ich ihn zornig und vorwurfsvoll an. Es war mir auch egal, ob er ein König war oder nicht, so sollte man niemals denken! Der Vogel schien mir aber eine überraschte Reaktion zu zeigen. Mistkerl... "Bedeutet dir diese Person so viel? Dann muss ich mich wohl dafür entschuldigen, es war nicht meine Absicht, dir Schaden zuzufügen", meinte er, doch ich ließ ihn nicht ausreden und konfrontierte ihn mit der Tatsache, dass ich ihm weder glaubte, noch vertrauen würde und jetzt wirklich wütend war.

"Du wusstest ganz genau, was nach seinem Tod passiert wäre. Und du hast es geplant. Ich weiß zwar nicht, wieso du ihn loswerden willst, aber Munakata-San ist nicht stark genug, um dich aufzuhalten und sollte es auch noch eine andere Person treffen, müsste er die Aufsicht über die Schiefertafel übernehmen auf die du es abgesehen hast. Vermutlich werden wir jetzt Feinde sein, doch eines sage ich dir, ich lasse dir dein Spiel nicht durchgehen. Ich werde... nicht zulassen, dass er stirbt...", murmelte ich kaum hörbar und wischte mir schnell eine Träne weg. Das musste dieser verdammte Vogel nicht sehen. Meine Probleme gingen ihn nichts an.

"Du sprichst... Vom Roten König, ist es nicht so? Mikoto Suoh. Ich kenne eure Verbindung nicht, doch das du mich soweit durchschauen konntest... Du hast einen besonderen Antrieb", stellte das Plappervieh fest. "Erzähl keinen Quatsch... Du verstehst das sowieso nicht. Und du weißt nicht, wie es ist, wenn man genau weiß, wozu manch andere fähig sind. Nagare... Ich weiß nicht was du für Hintergedanken an dein Vorhaben hast, aber lass es sein. Andernfalls werde ich dich aufhalten, selbst wenn es für mich bedeutet, zu sterben", meinte ich ohne zu zögern. Ich wollte es schließlich so. Das konnte er nicht begreifen. Ich bezweifelte stark, dass dieser Kerl auch nur ansatzweise verstand, wie es war, wenn man jemanden über alles liebte. Ich hatte es begriffen. Ich wollte keine Fehler mehr machen. Ich wollte nicht, dass es nochmal zu einem Damokles Down kommen könnte. Und ich glaubte auch nicht daran, dass Nagare zustimmen würde, die geheime Methode zur Regeneration eines Damoklesschwertes anzuwenden. Nicht wenn er stur seinen Plan verfolgte. Und das tat er. Ohne Rücksicht auf Verluste, das war mir auch klar geworden.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Where stories live. Discover now