Kapitel 11

711 32 2
                                    

Ich analysierte die Situation ein bisschen genauer. Während der schwarze Hund völlig unbeeindruckt da stand und auch in keinster Weise angestrengt war, waren Chitose, Rikio und Yata-Chan schon eher angeschlagen und geschwächt. Diese Idioten. Wie kamen die bloß auf die dumme Idee, sie könnten den schwarzen Hund besiegen? Aber jetzt änderte sich die Situation natürlich. Wir hatten einen König auf unserer Seite und nur zwei Gegner. Obwohl... Diese Katze kam mir sehr merkwürdig vor.

"Was machen wir jetzt, Kuroh?", fragte der kleinere von ihnen unruhig und schaute in die Runde. Er hatte Angst, dass sah man ihm mehr als deutlich an. "Du verschwindest jetzt ganz schnell von hier, Yashiro Isana. Diese Leute sind schließlich hinter dir her. Ich werde dir Zeit verschaffen", antwortete der schwarze Hund ihm und stellte sich uns in den Weg.

Mikoto nahm ihn nicht ernst, dass konnte ich ihm sofort ansehen. "Aus dem Weg...", meinte er drohend. "Kuroh, das bringt doch nichts! Lass uns beide abhauen!", versuchte der Schüler - zumindest vermutete ich, dass er ein Schüler war - ihn zu überreden, abzuhauen. "Mikoto, warte. Wenn du jetzt angreifst, kriegst du nur wieder Ärger", mischte ich mich auch noch ein und deutete auf ein paar Autos, die zweifellos von Scepter 4 stammten. Mikoto schaute genervt zu mir und ich sah automatisch woanders hin, mein Herz schlug vor Nervosität wieder einmal schneller. Endlich waren sie hier. Ich konnte vielleicht nun endlich wieder zurückgeholt werden. Das Problem war allerdings, dass meine Sachen noch in dem Zimmer herumlagen, die musste ich mir auch noch wiederholen.

"Munakata... Dabei hatte ich ihm doch gesagt, dass ihn das hier nichts angeht!", regte Suoh sich direkt auf. Kuroh hatte die Ablenkung der Spezial Polizei Einheit, wie wir unter anderem auch genannt wurden, genutzt und sich mit Isana aus dem Staub gemacht. Und Mikoto? Der war jetzt offiziell sauer.

Die Mitglieder von Scepter 4 stiegen aus den Wagen aus und machten sich bereit zu kämpfen, sollte es nötig sein. Der Vorsteher nahm wie immer seinen Platz ganz vorne ein und Awashima-Kun stand hinter ihm. Ich wäre am liebsten gleich zu ihnen gerannt, aber allein der Blick des roten Königs sagte mir mehr als genug und ich blieb auf der anderen Seite.

Trotzdem fühlte ich mich unwohl. Hoffentlich hatte Fushimi keinen Mist erzählt, sonst war ich am Arsch. Wie würde Munakata-San auf mich reagieren? Allein bei dem Gedanken wurde ich unruhig und mein Herz raste vor Nervosität. Schließlich hob der Vorsteher seine Hand und sowohl er, als auch Suoh, gingen aufeinander zu, bis sie sich direkt gegenüber standen. "Inhaber der Macht des dritten Königs, Mikoto Suoh", setzte der Vorsteher an. "Munakata... Du weißt ganz genau, dass dich das hier nichts angeht. Also verzieh dich", gab dieser unbeeindruckt zurück.

"Tatsächlich... Aber dies ist nicht der einzige Grund, weshalb ich hier bin, Suoh. Ich verlange, dass du Yumi Kazuki sofort wieder an uns übergibst. Ich erinnere dich auch daran, dass du das Mädchen gegen ihren Willen mitgenommen hast. Somit ist es eine Ordnungswidrigkeit und wärst du kein König, würdest du bereits im Gefängnis sitzen", entgegnete er seelenruhig und doch todernst. Der rote König zuckte nur mit den Schultern. "Tja, so ist es aber nicht. Und jetzt hör auf zu nerven und mach mit deinen Blaujacken den Abgang", gab er zurück.

"Du wirst es wohl nie lernen, Suoh", bemerkte Munakata-San mittlerweile angespannt. Ein Kampf wird wohl unvermeidlich, soweit ich die Situation einschätzen konnte... "Du wohl genauso wenig", entgegenete der rote König belustigt und kam zu uns zurück. "Und was machen wir jetzt, Mikoto-San?", fragte Yata-Chan. "Was wohl... Verbrennt sie", meinte dieser nur und doch hatte er einen zufriedenen Blick auf dem Gesicht.

"Okay!", rief Yata-Chan freudig und auch der Rest der Anwesenden schien schon richtig Lust darauf zu haben, einen Kampf anzuzetteln. Ich bemerkte erst jetzt, das wesentlich mehr Mitglieder von Homra anwesend waren, als ich zuerst angenommen hatte. "No blood! No bone! No ash!", rief der gesamte Clan seinen - meiner Meinung nach echt bescheuerten - Schlachtruf aus und dann rannten sie auch schon auf die blaue Formation zu.

"Alle Mann! Zieht die Säbel!", befahl Awashima-Kun der Einheit, welche daraufhin, wie es bei uns nunmal Tradition war, ihre Schwerter zogen und dabei ihren Nachnamen nannten. Auch ich ließ mich mal wieder mitreißen. "Yumi Kazuki... Zieht!", grinste ich und attackierte einen der Jungs von Homra. Mikoto wirkte überrascht. Tja Pech gehabt, roter König. Ich hatte ihm ja deutlich gesagt, dass mich nichts davon abhalten würde, weiterhin für meinen Clan zu kämpfen.

Aber wirklich lange schaute er nicht zu mir, denn kurz darauf griffen er und Munakata-San sich auch schon gegenseitig an und ich beobachtete fasziniert, wie die Faust des roten Königs ziemlich oft auf das Schwert meines Königs, des blauen Königs, knallte und er sich trotzdem dabei keine Verletzungen einzuholen schien. Die beiden waren stark. Sehr stark. Und niemand war den beiden ebenbürtig, soviel stand fest. Selbst der schwarze Hund war kein Gegner für Mikoto.

Während des Kampfes landete ich nach einem Sprung neben einem meiner eigentlichen Kameraden. "Kazuki-San!" Ich lächelte leicht und nickte. "Ja, Benzai-San. Ich bin nach wie vor auf eurer Seite, auch wenn Fushimi irgendwas erzählen sollte. Aber Mikoto will mich einfach nicht wieder nach Hause gehen lassen", beschwerte ich mich über den roten König. Benzai-San nickte verstehend. "Oh man du arme... Der Vorsteher überlegt schon länger, wie wir dich daraus holen können. Aber irgendwie hat der rote König bis jetzt jeden Plan vereitelt", klärte er mich über die Situation auf.

"Verstehe... Na warte, Mikoto...", murrte ich leise und blockte den nächsten Schlag von Chitose ab. "Was soll denn das!? Ich dachte, du gehörst zu uns!", meckerte er mich an. "Sag mal, wie begriffsstutzig seid ihr Jungs eigentlich? Ich hab's doch von Anfang an gesagt, dass ich mich nicht überreden lasse, Scepter 4 zu verlassen!", gab ich zickig zurück und werte ihn mit meinem Schwert ab. "Du bist ja immer noch genauso stark wie früher", meinte Benzai-San zufrieden und ich nickte zustimmend. "Ja. Suoh kann machen, was er will. Ich werde Scepter 4 niemals verlassen. Denn Munakata-San ist immer noch mein König", meinte ich grinsend.

"Schau!", meinte er überrascht und wies nach oben. Bei dem Anblick, der sich uns nun bot, verkrampfte sich mein Herz. Das Damokles Schwert des roten Königs sah wirklich schlimm aus. Vermutlich würde Mikoto nicht mehr so lange überleben. Im Vergleich dazu funkelte das blaue Damokles von Munakata, als wäre es neu und in einem makellosen Zustand. Naja, makellos stimmte zwar nicht unbedingt, aber trotzdem war es noch in einem sehr guten Zustand und unser König achtete auch sehr darauf, seine Macht richtig einzusetzen.

Benzai-San schaute mich besorgt an.
"Alles in Ordnung, Kazuki-San?"
"Mikoto..."
"Was?"
Ich wurde rot. "Ach nichts, schon gut. Pass ein bisschen auf Benzai-San, da drüben kommen noch mehr"
Ich vergewisserte mich nochmal kurz, dass er auch wirklich alleine zurecht kam, bevor ich mich todesmutig zwischen die beiden Könige stellte und beide Angriffe mit meinem Schwert abblockte. Wie auch immer ich das schon wieder geschafft hatte. Ich hatte jetzt keine Zeit, mich damit rumzuärgern. Aber ich kam nicht dazu, wie geplant, die beiden anzuschreien, dass sie aufhören sollten.

"...Ich meine es ernst, Suoh. Überlasst diese Sache uns. Wir von Scepter 4 werden uns darum kümmern", meinte er, aber Mikoto lehnte ab und ließ den blauen König stehen. "Gehen wir...", meinte er dann. Ich hatte mich so sehr auf das Kampfgeschehen konzentriert, dass ich jetzt erst bemerkte, dass die kleine Lolita wohl gewartet hatte, bis Mikoto fertig war und sich wieder an seinem Ärmel festklammerte, da er die Hände in seine Jackentaschen gesteckt hatte.

"Ich komme gleich nach, roter König", versprach ich und wandte mich Munakata-San zu. "Bitte... Ich bitte euch, ihr müsst den farblosen König unbedingt vor ihm finden und aus dem Weg räumen. Andernfalls wird Suoh sterben", meinte ich traurig. "Ich weiß... Aber da Homra tagtäglich nach ihm sucht und uns keine Informationen gibt, müssen wir ebenfalls schneller sein. Wenn du etwas herausfindest, gib mir bitte Bescheid", meinte er und ich spürte, dass er nicht mehr weiterreden wollte. Also nickte ich nur stumm und schloss mich wieder den roten an, die mich verärgert ansahen. Ihr wart aber selbst schuld.

Als wir die Bar Homra erreichten, ging ich ohne Worte direkt in mein Zimmer und knallte die Tür zu, bevor ich mich auf das Bett warf und ein Kissen umklammerte. Mir war ein bisschen zum Heulen zumute und ich wusste nicht, warum. War ich wirklich schon wieder komplett in ihn verknallt? Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Dabei war es doch das einzige, was ich niemals wieder sein wollte...

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt