Kapitel 26

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*Sicht Yumi*
Ein klopfen an meiner Tür riss mich aus dem Schlaf und ich schreckte hoch. Darüber war ich auch froh, denn ich hatte einen furchtbaren Albtraum gehabt und zitterte deswegen auch am ganzen Körper. Zum Glück war es nicht die Wirklichkeit... Awashima-Kun betrat den Raum und ich entspannte mich. Sie jedoch schaute mich besorgt an und setzte sich zu mir, als sie bemerkte, wie verschwitzt ich war. Ich drückte sie reflexartig fest und fing an zu weinen. Dieser Traum raubte mir echt die Nerven... Aber dank Awashima-Kun beruhigte ich mich nach ein paar Minuten wieder. Sie war wirklich eine gute Freundin... Die beste Freundin, die ich mir wünschen konnte.

"Geht es wieder?", fragte sie mich nach einer Weile und schaute mich aufmunternd an. Egal wie ernst oder eiskalt sie gegenüber den Männern war, es änderte nichts daran, dass wir beide sehr enge Freunde waren. Ich nickte leicht und zwang mich zu einem Lächeln. "Danke... Awashima-Kun", meinte ich und seufzte leise. Das war leider nicht das erste mal, dass ich so schlecht geträumt hatte. Aber so schlimm wie heute war es noch nie. Warum?... Ich hatte das unangenehme Gefühl, dieser Traum war wie eine Art Botschaft und das verängstigte mich noch mehr.

"Brauchst du vielleicht etwas?... Du bist total verschwitzt", meinte sie besorgt. Doch ich lehnte ab und erzählte ihr von meinem Traum. Nach einer Weile nickte auch sie. "Verstehe... Und du hast angst, dass es Wirklichkeit wird, oder?", fragte sie vorsichtig. Mit einem Seufzen gab ich ihr zu verstehen, dass sie recht hatte. Aber irgendwas war seltsam. Es war... Wie aus meiner Vergangenheit. Der Kagutsu-Krater... Das einzige, an das ich nie wieder denken wollte... Aber mit dieser Erkenntnis wurde mir eines schmerzlich bewusst. Wenn ich nicht schnell genug war, eine Lösung zu finden, würde Mikoto das gleiche Schicksal ereilen wie Genji Kagutsu, mit dem Unterschied, dass Suoh es nicht wollte, im Gegensatz zum vorherigen roten König.

Kagutsu war ein wahnsinniger Mann. Ohne Verstand und ohne Gnade, könnte man sagen. Es stimmte auch... Auch wenn ich mich frage, was diesen Mann zu einem solchen Wahnsinn getrieben hat. Aber Mikoto war nicht so wie der vorherige rote König. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, ich hatte es größtenteils ihm zu verdanken, dass ich meinen Schicksalsschlag hinter mir lassen und ein halbwegs normales Leben führen konnte... Bis jetzt zumindest. Aber die Gewissheit, wie nahe Mikoto mittlerweile an der Grenze der Macht war und somit so langsam auch in Lebensgefahr geriet, ließ mir keine Ruhe. Ich musste eine Lösung finden, um jeden Preis!

Jin Habari, der vorherige blaue König, war ein toller Mensch... Genau wie er mussten damals auch vor über zehn Jahren meine Eltern ihr Leben lassen, obwohl er versuchte, Kagutsu zu stoppen. Ich hätte ihn gerne gekannt... Den Erzählungen zufolge war er wahrlich ein beeindruckender Mann, friedlich und doch ernst, locker und doch voller Mut und Kraft. Ein perfekter König für den blauen Clan, wie ich fand... Aber ich wusste auch, dass ich nicht zu viel rein interpretieren durfte, denn bekannt war mir Habari leider nicht.

Ich erwachte wieder aus meiner Gedankenstarre, als Awashima-Kun mir auf die Schulter tippte und mich besorgt ansah. "Kazuki-San? Bist du in Ordnung?" Verwirrt sah ich sie kurz an, nickte dann aber hastig. Jetzt nicht darüber zu reden, empfand ich als sicherer. "Na gut. Komm, wir haben noch einiges zu tun..." Etwas verwundert sah ich sie an. "So spät? Was ist denn jetzt schon wieder passiert?", fragte ich und schnappte mir meine Jacke. "Strains natürlich. Die geben keine Ruhe. So wies aussieht, haben wir eine Nachtschicht vor uns...", meinte sie und ich konnte ihr ansehen, dass es sie mindestens genau so sehr störte, wie es mich nervte.

"Ich wüsste gerne,wer die alle freigelassen hat. Normalerweise verstecken sie sich doch vor uns", bemerkte ich und machte mir meine Haare ordentlich. Ich beschloss, diese Situation positiv zu sehen. Wenn wir schon so lange arbeiten mussten, konnte ich auch noch einen kleinen Abstecher ins rote Gebiet machen. Awashima-Kun schmunzelte und ich hatte ein ganz blödes Gefühl.

Und dieses täuschte mich auch nicht. "Keine Sorge. Ich muss sowieso nochmal mit Izumo sprechen, wir können also gerne kurz dahingehen", meinte sie und kicherte leise. Ich wurde rot. Knallrot. "Sei bloß still!", meckerte ich sie peinlich berührt an und schaute beleidigt weg. Das war mega peinlich! Was konnte ich denn dafür? "Jetzt hab dich nicht so. Du weißt doch, dass diese Sache mittlerweile jeder weiß. Eigentlich können die meisten auch nicht begreifen, warum du nicht auf deine Gefühle hörst, sondern trotzdem stur weitermachst, obwohl es dich so stark belastet", meinte sie ernst.

Daraufhin schwieg ich. Warum? Diese Frage hatte ich in letzter Zeit völlig verdrängt, weil ich sie mir nicht beantworten konnte. Warum bloß, was hielt mich zurück? Ich wusste es nicht. "Das... weiß ich nicht...", murmelte ich und seufzte leise. Vielleicht war es die Angst, wieder jemanden zu verlieren, der mir wichtig war. Ich wusste, wie wenig Zeit ich nur noch hatte, um Mikoto zu retten, bevor er den farblosen König kriegen würde. Denn das würde er nicht überleben.

"Na komm, lass uns gehen. Damit hat keiner gerechnet, aber du sollst dieses mal selber fahren", meinte sie schmunzelnd. Ich traute meinen Ohren nicht. Die Wagen waren schließlich die neuesten und ich war nicht die geübteste Fahrerin. Andererseits, bei der Chance konnte ich einfach nicht Nein sagen! "Okay, überredet!", grinste ich sie an und lief schon zur Tür. Ja, ich benahm mich gerade wie ein kleines Kind, dass sich auf irgendwas freute, aber es war nunmal eine riesengroße Ehre, so eine Verantwortung übernehmen zu dürfen.

So kam es, dass ich zwar wieder mit Fushimi in einem Auto saß, aber der war hinten am Arbeiten und ich unterhielt mich die ganze Zeit mit Domyoji-San. Das war auch ganz lustig. "Meinst du, ich kann nachher auch einmal fahren?", fragte er mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich kicherte leise und nickte dann. Das ich vorhatte, nach dieser plötzlichen Nachtschicht Kusanagi-San noch einen Besuch abzustatten, verriet ich ihm nicht, aber das er auf jeden Fall fahren musste, stand damit schon fest. Und ich wusste auch, dass sich sein Ehrgeiz und Gerechtigkeitssinn in nichts nach standen. Ich war bei bester Laune. So wies aussah, konnte ich meinen ursprünglichen Plan zwar vergessen, aber vielleicht war es auch besser so und außerdem wollte ich Mikoto retten.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Where stories live. Discover now