Kapitel 39

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*Sicht Mikoto*
Ich hatte mir schon gedacht, dass sie ziemlich müde war. Aber... Trotzdem schien sie sich verändert zu haben. Nachdenklich sah ich zu ihr runter und irgendwie war es ein ziemlich angenehmer Anblick, sie so friedlich schlafen zu sehen. Wenn es nach mir ginge, hätte ich sie auch schon längst zu einem Mitglied von Homra gemacht, aber ich musste es respektieren, dass sie nicht wollte. Sie tat es schließlich nicht nur wegen ihrem Sinn für Gerechtigkeit, sondern auch wegen ihrer Familie, die sie wegen diesen verdammten Kagutsu verloren hatte.

Aber... Ich war damals vor ein paar Jahren auch nicht so wirklich besser. Wenn auch nicht als König, sondern einfach als Mitschüler. Das war wirklich schon einige Jahre her... Aber sie konnte sich wirklich gut daran erinnern. Manchmal beunruhigte mich das auch. Und das obwohl ich wusste, dass sie mich nicht wegen der Kraft des dritten Königs als gefährlich oder so ansah, sondern trotzdem immer wieder aufs neue meine Nähe zu suchen schien.

So langsam musste sie sich entscheiden... Ewig konnte es so nicht weitergehen und die Belastung war auch viel zu hoch. Es wunderte mich trotzdem, wie sehr sie sich für etwas einsetzen wollte, was sowieso nicht klappen wird, dass sie das nicht lernt... Manchmal fragte ich mich auch, ob es einfach nur mit ihrer Farbe zu tun hatte, dass sie die Macht des vierten Königs nicht einsetzen konnte. Und eigentlich war ich auch ziemlich froh darüber, aber andererseits bestand auch die Frage, ob sich dieses Problem wirklich nur auf den Blauen König beschränkte, oder sie ein völlig anderes Problem hatte. Das nicht zu wissen, war alles andere als angenehm. Es wäre wirklich schade... Wenn sie auch meine Kraft nicht nutzen könnte.

Nachdenklich sah ich zu Izumo rüber, der glücklicherweise auch schon verstanden hatte. Für den Fall, dass sie jetzt wirklich wieder tief und fest eingeschlafen war, sollten wir den Blaujacken vielleicht trotzdem Bescheid sagen, wo sie ist. Ich hatte wirklich keine Lust darauf, dass Munakata sonst noch morgen vor der Tür steht und sich beschwert, wirklich überhaupt nicht.

"Hör mal, Mikoto... Pass ein bisschen auf, okay? Nicht das sie sich erkältet", meinte er und schmunzelte. Also echt... Irgendwie konnte er es eben doch nicht lassen. Als ob ich nicht darauf achten würde... "Mach dir keine Gedanken... Totsuka, bring du bitte Anna ins Bett, und zwar leise", wandte ich mich dann an unseren Optimisten und war schon irgendwie froh, dass er sich zumindest auch trotz seiner unbekümmerten Art benehmen konnte.

"Klar, wird gemacht, King. Und du passt uns ein bisschen auf Yumi-Chan auf", grinste der blonde fröhlich. Man... Die waren vielleicht drauf... "Gute Nacht, Mikoto", meinte Anna und sah zu mir hoch. Normalerweise war es zwar meine Aufgabe, aber... Heute ging das ja nicht. "Ja... Du auch, Anna...", brummte ich und sah sie mit einem warmen Blick an, bevor sie schließlich mit Tatara zusammen nach oben ging.

"Und was wirst du jetzt machen? Du kannst nicht die ganze Nacht auf dem Sofa sitzen bleiben, sonst hast du morgen bestimmt Schmerzen", bemerkte mein Stellvertreter und sah zu Yumi. "Ich fürchte,  du musst sie wecken..." Ich seufzte leise. "Lass das mal meine Sorge sein... Bis morgen", entgegnete ich und schaute zu dem schlafenden Mädchen. Sie war ja schon irgendwie süß... Und irgendwie wollte ich auch nicht, dass sie noch länger bei Munakata war, aber es war eben nicht zu ändern. Zumindest solange nicht, wie sie es nicht wollte.

Kusanagi nickte verständnisvoll. "Wie du meinst. Aber eine Sache noch, Mikoto... Lass dich nicht so sehr davon beeinflussen, dass sie immer noch zu Scepter 4 gehört", meinte er. "Was willst du damit sagen?...", entgegnete ich genervt und schaute zu ihm. "Du weißt ganz genau, was ich meine. Pass auf sie auf" Mit diesen Worten verschwand er auch nach oben. Aber was sollte das eben?

Nachdenklich sah ich wieder zu Yumi und wärmte mich etwas auf, weil sie wirklich ein bisschen zitterte. Hoffentlich lag es nicht an etwas anderem. Zu meiner Überraschung kuschelte sie sich sogar noch etwas mehr an und schien auch besser zu schlafen. Wenigstens etwas. Vielleicht sollte ich auch versuchen, zumindest ein bisschen zu schlafen. Auch wenn das vermutlich sowieso nicht klappt...

*Sicht Yumi*
Als ich langsam wieder wach wurde, bemerkte ich schnell, wie angenehm warm es eigentlich war. Ich sah auf. Wie peinlich, war ich jetzt wirklich hier eingepennt? Aber... Ich musste leicht schmunzeln. Mikoto sah wirklich niedlich aus, wenn er schlief... Bei dem Gedanken wurde ich wieder rot. Aber... Wenigstens konnte er ein bisschen schlafen... Das hatte er wirklich dringender nötig als ich.

Trotzdem störte mich irgendwas. Ich schaute mich vorsichtig ein wenig um und bemerkte dann auch, was es war, weshalb ich direkt wieder rot wurde und am liebsten erstmal drei Meter Abstand genommen hätte. Aber... Ich wollte ihn jetzt auch nicht aufwecken, so friedlich, wie er gerade aussah, hatte ich ihn schon sehr lange nicht mehr gesehen.

Also blieb ich einfach an Ort und Stelle sitzen und lehnte mich wieder an seine Brust, lauschte still seinem Herzschlag. Irgendwie beruhigte es mich ein wenig und... es war auch ziemlich gemütlich, hier bei ihm zu sein. Und ich war froh, dass er zumindest jetzt mal richtig schlafen zu können schien und nicht schon wieder so unruhig war, wie Kusanagi-San mir letztens erzählt hatte.

Ich musste nach ein paar Minuten auch ein wenig lächeln. Izumo hatte schon irgendwie recht. Ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern, dass er, Mikoto öfters als Löwe bezeichnete und ich fand es wirklich passend. Der Rote König war zwar bekannt als der König mit dem wildesten Temperament von allen sieben Königen, aber jetzt war sogar er zahm wie eine verschmuste Katze. Eine richtige Raubkatze eben. Mit einem verdammt starken Beschützerinstinkt.

Zufrieden sah ich wieder zu ihm und stellte dann etwas überrascht fest, dass ich ihn wohl ausversehen geweckt haben musste. "Entschuldige... Ich wollte dich nicht aufwecken", murmelte ich und schaute etwas peinlich berührt weg, so nahe wie ich ihm gerade war, war es wirklich irgendwie peinlich. "Schon gut... bleib ruhig, wenn du möchtest...", brummte er und schaute schmunzelnd zu mir. Ich hatte auch das Gefühl, dass er es irgendwie witzig fand, als mir schon wieder die Röte ins Gesicht stieg und ich versuchte, mich schnellstens aus seinem Griff zu befreien. Vergebens, wie immer. Und so schnell wird er mich wohl auch nicht loslassen. Man war das peinlich.

Am nächsten Nachmittag durfte ich mir dann übrigens noch eine Standpauke von Seri-Chan anhören, weil ich nicht zurück gekommen war, obwohl sie sich das ja eigentlich hätte denken können. Glücklicherweise gab es keinen Ärger vom Vorsteher, aber besonders witzig fand der die Aktion auch nicht. Im Endeffekt hatten sie zwar auch recht, aber trotzdem war ich irgendwie froh. Ich glaube sogar... Das meine Beziehung zu Mikoto wegen gestern sogar noch stärker geworden war und irgendwie machte es mich glücklich. Man konnte also sagen, das Ganze hatte sich trotz der Konsequenzen gelohnt.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt