Kapitel 18

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Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht mitbekam, wie sich meine Zimmertür öffnete und der Arzt hereinkam. "Ähem... Frau Kazuki?" Verwirrt schreckte ich hoch und bemerkte dann den Mann in seinem Umhang oder wie man das nannte. "Verzeihung... Ich musste nachdenken. Aber es freut mich, sie zu sehen, Herr Dr. Toyama", entschuldigte ich mich hastig und setzte mich richtig hin.

"Ist schon in Ordnung. Wir werden uns heute nochmal ihre inneren Verletzungen und den Bruch genauer anschauen, den sie sich an ihrer Hand zugezogen haben. Sind sie damit einverstanden?", fragte er und ich nickte - eine andere Wahl hatte ich ja auch gar nicht, Spaßvogel... Seufzend legte ich mich hin und stellte wieder einmal fest, dass meine sonst immer schmerzenden Stellen nicht weh taten. Was war da los?

Wie immer tastete der Arzt mich an bestimmten Stellen ab. "Sagen sie bitte, wenn sie Schmerzen haben" Ich nickte, aber nach ein paar Minuten mussten beide - also der Arzt  und ich - feststellen, dass ich wirklich keine Schmerzen hatte. "Äußerst merkwürdig... Ich würde sie bitten, sich etwas über zu ziehen, wie sie wissen, befindet sich der Röntgenraum leider in dem anderen Gebäude dieser Klinik", meinte er höflich. Ich sagte nichts dazu, sondern schnappte mir meine Winterjacke und zog mir meine Turnschuhe an. Dann ging ich zügig - es war nämlich echt kalt draußen - ins andere Gebäude, ließ mich weiter untersuchen und durfte dann den ganzen Weg zurück laufen.

Es dauerte auch nicht lange, bis der für mich zuständige Arzt wiederkam und mir die Ergebnisse der Röntgenbilder nannte. "Nun... Ihr Bruch am linken Handgelenk ist zwar deutlich, doch ihre anderen Verletzungen scheinen einfach verschwunden", meinte der Arzt nachdenklich. Überrascht schaute ich ihn an, kam aber nicht mehr zum Fragen. "Ich werde das meinen Kollegen mitteilen, dann schauen wir, wie lange sie noch hierbleiben müssen. Bitte entschuldigen sie mich", meinte er und verabschiedete sich mit diesen Worten fürs erste. Nachdenklich sah ich ihm nach. Wie konnte das sein? Moment... Hatte das möglicherweise etwas mit der Aktion vorhin von Mikoto zu tun?...

"Und?" Erschrocken schaute ich hoch und atmete erleichtert auf, als ich erkannte, wer das eben gesagt hatte.  "Alter... Klopf doch mal an! Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen!", motzte ich ihn an. "Du hast nicht geantwortet" Die Leier also wieder. Na warte, roter König... "Jaja... Jedenfalls  du kommst gerade richtig. Bis auf den Bruch sind alle Verletzungen verheilt, obwohl sie schwerwiegend gewesen sein sollen", bemerkte ich nachdenklich. "Also hat Anna recht" Verwirrt schaute ich den Roten König an. "Wovon sprichst du?..."

Zuerst bekam ich wie immer keine Antwort. Aber nur in den ersten fünf Minuten nicht. "Anna meinte, dass du ein besonderes Rot besitzt und die Kraft von Homra bereits in dir trägst. Jetzt konnte ich mich selbst davon überzeugen", erklärte er mir, nachdem er sich zu mir gesetzt hatte. "Besonderes Rot? Ich... verstehe dich nicht", gab ich zu und war verwirrt. "Die Macht des Königs. Rot ist die Farbe der Aura unseres Clans", meinte er. Ich verstand nur Bahnhof.
"Wie bitte?..."
"Sag mal wie begriffsstutzig bist du eigentlich?", murrte er genervt. "Du gehörst nicht zu Scepter 4 und wirst die Aura von Munakata auch niemals einsetzen können", entgegnete er. Ich zuckte zusammen.

"Wegen der Farbe?...", fragte ich verunsichert. "Ja... Bei manchen Menschen entscheidet ihre Farbe, welche Mächte sie einsetzen können und welche nicht", erklärte er ruhig. Ich schwieg. Wenn das wahr war, bedeutete es, dass ich entweder niemals mit der Macht eines Königs kämpfen können würde, oder aber ich müsste meinen Clan wechseln. Und genau das wollte ich auf keinen Fall... Aber andererseits... Mein Ehrgeiz im Thema Ehre und Arbeit verträgt sich ja schon seit einiger Zeit nicht mehr mit meinen anderen Gefühlen... Und er... Ich wurde rot und schaute schnell weg.

Der Rote König wirkte etwas genervt. "Was wird das jetzt?", grummelte er und ich schüttelte den Kopf. Darüber sollte ich mir wirklich nicht jetzt den Kopf zerbrechen, dass konnte ich auch noch später machen.
"Nichts, schon gut... Du, Mikoto... Was halten deine Clansman eigentlich von einer 'Blaujacke' wie ihr immer so schön sagt?"
"Das kommt drauf an... Je nachdem, was die Blaujacke gemacht hat"
"Ach so?... Und was genau heißt das?"
"...Ist doch unwichtig...", meinte er nur. "Außerdem wissen sie, dass du anders bist, also mach dich nicht verrückt, das bringt nichts" Ich zog eine Augenbraue hoch, was war denn das für eine Antwort?

"Was?" Okay, er war genervt. "Egal", grinste ich und legte mich wieder hin. "Ich werde auch bald entlassen... Ab da werden wir wieder Feinde sein, Mikoto...", meinte ich etwas traurig. Ich mochte ihn, sogar sehr. Das war leider nicht mehr zu ändern. "Nur, wenn du es drauf anlegst", meinte er belustigt. Ich schaute ihn verwundert an und wurde dann wieder rot, als Mikoto wieder das gleiche wie heute morgen machte, wodurch er ja schon irgendwie - keine Ahnung wie, das hatte ich nicht verstanden - mehrere meiner Verletzungen geheilt hatte. Trotzdem war es irgendwie angenehm, die Wärme des Roten Königs direkt neben mir zu haben. Sie gab mir eine besondere Gewissheit: Das er sich offensichtlich Sorgen um mich machte, und das war wirklich verdammt selten. Vor allem, wenn man bedachte, dass ich ja auch eine von Munakata-San's Gefolgsleuten, oder besser gesagt, Clansman, war.

Nach einer Weile, in der peinliche Stille herrschte, hörte er auf. "Das sollte reichen... Wenn du Glück hast, bist du Freitag wieder draußen", meinte er schmunzelnd. Verwundert schaute ich ihn an. "Wieso Freitag?" Nun verstand ich wirklich gar nichts mehr. "Das wirst du verstehen, wenn's soweit ist", brummte er. "Jetzt sag schon!", meckerte ich und wollte aufstehen, aber er ließ mich nicht. "Ich habe gesagt, das siehst du dann schon. Ist das klar?", meinte er genervt. Ich seufzte stumm und nickte nur. Mikoto sagte nichts mehr dazu, sondern verabschiedete sich nur noch und ließ mich dann alleine. Genervt ließ ich mich auf das Kissen fallen. Was hatte er bloß vor? Auf den Arm nehmen konnte er mich nicht einfach so, das sollte er eigentlich wissen.

Noch unheimlicher war für mich, dass er recht hatte, denn ich durfte wirklich am Freitag das Krankenhaus wieder verlassen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen war ich nun, einen Tag später, auf dem Weg zum Büro des Vorstehers. Er hatte mich rufen lassen, nachdem wir erneut  angegriffen worden waren. Und diese Angriffe schienen mir immer weniger durch Homra verursacht zu werden, sondern irgendwer sorgte im Geheimen dafür, dass der Rote Clan sich wegen etwas rechtfertigen musste, was er nicht mal verbrochen hatte. Deshalb hatte ich auch angefangen, heimlich Nachforschungen anzustellen und so wies aussah, hatte Fushimi mich direkt verraten. Dieser gottverdammte scheiß Affe, der konnte mich mal.

"Vorsteher? Ihr hattet nach mir gefragt?", fragte ich höflich und zollte ihm erstmal meinen Respekt. "Setz dich bitte, Kazuki-San. Und bitte entspann dich, denn du hast nichts zu befürchten", meinte er ruhig und ich kam der Aufforderung ohne Worte nach. Mich zu widersetzen kam nicht infrage. "Um was geht es, Vorsteher?", fragte ich zögernd. "Ich würde mich gerne mit dir unterhalten. Und zwar als Privatperson, nicht als Mitglied des Spezial Angriffstrupps", meinte er ruhig. Ich schaute ihn überrascht an.

"W-wie darf ich das verstehen?...", fragte ich verwirrt. Munakata-San reichte mir eine Tasse Tee. "Wie ich gerade eben sagte... Ich möchte mich mit dir unterhalten", meinte er ruhig. Verwundert nahm ich einen Schluck von meinem Tee. "Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, worüber ich mit ihnen sprechen müsste...", sagte ich ehrlich. "Natürlich nicht... Aber lassen wir das herumgerede. Wie ich hörte, hast du während deines Aufenthalts im Krankenhaus von Shizume City öfters Besuch von dem Inhaber der Macht des dritten Königs bekommen. Dies ist doch richtig, nicht wahr?" Vorsichtig stimmte ich zu. Der Vorsteher konnte Suoh  noch nie ausstehen, zumindest habe ich so das Gefühl.

"...Ja, das ist richtig... Mikoto Suoh hat mir öfters Gesellschaft geleistet. Aber ich versichere ihnen, es ist nie etwas passiert!", meinte ich hastig. "Ganz ruhig... Das habe ich auch niemals angezweifelt, oder dir unterstellt", entgegnete er ruhig. "Aus welchem Grund fragt ihr?...", entgegnete ich leise. "Tja... das ist der Punkt an der ganzen Sache. Mir ist durchaus bewusst, dass deine Wunden zum Teil seinetwegen verheilt sind. Dem ist doch so, nicht wahr? Nun.... Das bedeutet folgendes: Du wirst dich so oder so entscheiden müssen, wo du bleiben willst", sprach er das aus, was ich am allermeisten befürchtet hatte. Ich musste mich also wirklich zwischen meiner Arbeit von Scepter 4 und dem Roten König entscheiden...

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Donde viven las historias. Descúbrelo ahora