Kapitel 14

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Kaum war sie weg, fingen Benzai, Akiyama und ich an zu lachen. "Du hast sie echt drangekriegt!", bemerkte Benzai grinsend. Ich war nun mal nicht die einzige, die von Seri-Chan's Liebesproblem Wind bekommen hatte. "Hoffentlich klappt das... Sonst bin ich morgen früh einen Kopf kürzer", meinte ich lachend. Wir unterhielten uns noch eine Weile und ich stellte fest, dass gerade solche Veranstaltungen wie diese das Zusammenleben von Scepter 4 und auch unseren Zusammenhalt deutlich machten.

Doch auf einmal hörten die beiden auf zu lachen und schauten ziemlich beunruhigt aus. Ich bemerkte dies erst dann, als ich eine sehr angenehme und doch irgendwie gefährliche Wärme hinter mir wahrnahm. Ach du heilige... Ich brachte den Gedanken nicht zuende. Obwohl, eine Sache: Du Vollidiot! "Benzai-San, Akiyama-San, tut ihr mir bitte den Gefallen und schaut, wie es bei Awashima-Kun läuft?", bat ich die beiden, um sie so schnell wie möglich loszuwerden. "K-klar doch...", murmelten sie - und damit waren sie auch schon weg.

Dann drehte ich mich verärgert um. "Spinnst du!? Was hast du überhaupt hier zu suchen?", fragte ich gereizt. Toll. Da will man einmal in Ruhe feiern... und was passiert? Man wird genervt. "Sei still...lass es einfach niemanden bemerken...", brummte er nur. Ich hasste mich jetzt schon dafür, dass ich seine Stimme so gerne mochte. Ich muss zum Therapeuten. "Sehr witzig, du Scherzkeks...", murrte ich genervt. Es dauerte bestimmt nicht lange, bis er auffliegen würde. Seine Aura würde Munakata-San früher oder später mit Sicherheit verraten, dass er anwesend war. Immerhin war er ein König. "Wie seid ihr überhaupt an den beiden Securities vorbei gekommen?", fragte ich leise, nachdem ich Anna und Kusanagi-San bemerkt hatte. Die beiden hatten sich aber noch ganz akzeptabel unter die Leute gemischt.

"Ist nicht so wichtig...", murmelte er leise und ich musste mich wohl oder übel mit der Antwort zufrieden geben.
"Verrätst du mir wenigstens, was genau du hier willst?"
"Munakata beobachten..."
"Lügner..."
Ich seufzte leise. Zumindest ehrlich sein wäre nett. Wahrscheinlich war dieser Blödmann nur wegen mir hierher gekommen. Mit ziemlicher Sicherheit sogar. Und das war nicht mein einziges Problem.

Er war mir zu nah. Viel zu nah. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war ziemlich rot im Gesicht. "Kannst du nicht einfach wieder abhauen? Bevor es zum Streit kommt?", murmelte ich leise. Irgendwie spürte ich aber auch, dass die Frage im Grunde sinnlos war. Und ich hatte recht, was ich feststellte, als er mich näher zu sich zog und ich mich somit nun noch näher neben ihm befand. "A-aber das-!" Ich kam nicht mal dazu, meinen Satz zu vollenden, begriff jetzt aber, was die Aktion sollte. Munakata-San hatte angefangen, uns zu beobachten. Aber natürlich kannte er seinen stärksten Gegner und das er so etwas wie das hier gerade machen würde, war eigentlich unmöglich vorstellbar.

Eigentlich. Ich bemerkte ja gerade, dass er offenbar doch dazu fähig war. Und trotzdem war es mir einfach nur peinlich. Ich hatte auch keine Ahnung, inwiefern er wusste, wie nah mir die ganze Geschichte ging, aber das hier ging definitiv zu weit! Und ich war nicht mal besoffen, auch wenn ich Seri-Chan so ziemlich an der Nase herum geführt hatte. Ein bisschen entspannte ich mich, als der Blick des Vorstehers von uns abwich und mein Nebenmann mich wieder losließ. Ich war aber trotzdem so rot geworden, dass ich selbst der am meisten rot seienden Tomate - sagt man das so? - den Platz für das knalligste Rot wegschnappen könnte. Das zahle ich dir heim, du Mistkerl... Verlass dich drauf.
"Ich...hasse dich...", zischte ich mit hochrotem Kopf und schaute woanders hin. Egal wo, nur nicht in seine wunderschönen - äh... ich meine einfach bernsteinfarben Augen. Deshalb bekam ich auch nicht mit, dass ihm diese Bemerkung nicht wirklich gefallen hatte. Aber... irgendwie war es schon ganz angenehm und... Moment, was? Nein! Das war einfach nur peinlich! "Tschuldige... sag Munakata einfach nichts und gut is", meinte er ruhig. Der spinnt doch! Wie konnte er jetzt einfach so tun, als wäre nichts gewesen?!

"Und du haust jetzt einfach so ab ja?", fragte ich beleidigt. Das hatte er jetzt davon. Wenn er schon so eine dumme Aktion anfangen musste, sollte er es auch richtig beenden. "Eben wolltest du mich noch loswerden", bemerkte er belustigt. "Trottel... der Vorsteher hat dich doch schon gesehen. Das gibt morgen bestimmt Ärger...", murmelte ich genervt. Wahrscheinlich durfte ich den Fehler auch noch ausbaden, dabei war ich nicht mal im Dienst und die securities hatten doch ihren Job vermasselt. Mikoto sagte dazu nichts mehr. Anstatt dessen 'überredete' er mich mehr oder weniger, ihm kurz nach draußen zu folgen. Ich schwöre dir, das kriegst du in dreifacher Ausführung zurück...

Kaum hatten wir den Raum verlassen, entspannte er sich etwas. Ich hingegen war nach wie vor echt sauer. "Könntest du jetzt bitte endlich mal die Wahrheit sagen?", fragte ich genervt. "Bist du sicher?"
"Sicher für was?"
"Das du mit der Wahrheit zurechtkommen wirst..."
"W-wie meinst du das?..."
Ich schaute ihn an und konnte meinen Blick mal wieder nicht mehr von ihm abwenden. Vor allem nicht von seinen wunderschönen Augen, die Ruhe, Kraft und auch Mut ausstrahlten... vermutlich war das auch damals schon mitunter einer der Gründe, warum ich mich überhaupt erst in ihn verliebt hatte.

"Du weißt ganz genau, wovon ich rede... Du musst endlich über deine Vergangenheit hinwegkommen. Was passiert ist, ist passiert und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Verstehst du das jetzt endlich mal?", hielt er mir eine - unnötige - Predigt. Natürlich wusste ich das. Aber... "Du weißt ganz genau, dass ich das nicht schaffe...", murmelte ich kaum hörbar und schaute still ins Leere. Was danach passierte, wusste ich nicht. Aber eines hatte ich begriffen.

Und zwar dann, als ich plötzlich nicht mehr als Clansman des blauen Clans dem König des roten Clans gegenüber stand, sondern mich in der Umarmung eines Freundes befand. Das hatte er allen ernstes gemacht, ohne mich zu fragen, ob es okay wäre. Daraus folgte, dass ich wieder knallrot im Gesicht war und peinlich berührt versuchte, mich zu befreien. Aber es gelang mir nicht - dabei hielt er mich nicht mal mehr fest. Als hätte er gewusst, was ich für einen Wunsch an ihn hatte. Praktisch war die Situation aber trotzdem nicht. Ich war knallrot und am 'Arbeiten'. Naja eher feiern, aber im Kreis der Einheit und nicht mit unseren Erzfeinden. Das konnte doch nur schiefgehen!

Schließlich gab ich auf und drückte den roten König an mich, leicht schniefend wegen den ganzen Erinnerungen, die mich ständig verfolgten und mich nicht in Ruhe ließen. Ich hatte zwar versucht, mich als Einzelgängerin durchzuschlagen, aber irgendwie wollte es mir nicht so gelingen.

Mikoto... er musste es zweifellos bemerkt haben. Und mir war das ganze auch noch mega peinlich. Ich konnte in seiner Anwesenheit einfach nicht zugeben, dass ich wohl immer noch verliebt war. Und jetzt? Jetzt heulte ich mich hier aus und trotzdem konnte ich nicht über meine Sorgen reden. Das war einfach nur traurig.

Nachdem ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, ließ ich ihn los. "Tut... mir leid...", murmelte ich leise. "Schon gut... Komm, die anderen warten bestimmt schon auf dich", entgegnete er ruhig. Verwundert schaute ich ihn an. Er wollte echt wieder mit rein? Obwohl Munakata mittlerweile wusste, dass der rote König vor Ort war? Ich verstand ihn einfach nicht... Aber vielleicht war es auch besser so.

Und irgendwie hatte sich im Endeffekt doch nicht so viel geändert. Und doch war es auch eine Menge. Ich war nicht mehr alleine... Munakata-San kam auf uns zu und ich bekam etwas Angst, dass es jetzt doch zoff geben würde. Um nichts von dem Streit mitzubekommen, vergrub ich mein Gesicht in der schwarzen Jacke des roten Königs. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie beruhigte es mich, ihm so nah zu sein... solange ich niemanden angucken musste, dann wurde es peinlich.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt